VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Mit der Kommunikation ist das so eine Sache beim TSV 1860…

Dass das alles sehr unglücklich verläuft, ist noch untertrieben: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel ist nach seiner höchst unglücklichen Trainer-Mission inklusive Abmahnung seitens des Präsidium abgetaucht, Finanz-Geschäftsführer Marc Pfeifer, ebenfalls mit einer in die Öffentlichkeit lancierten Abmahnung an die Wand gedrückt, meidet prinzipiell Interviews. Und wenn Oberlöwe Robert Reisinger spricht, dann lässt der 59-Jährige immer wieder die Fans mit seinen Aussagen erstaunen (“Positiver Hooligan-Präsident”). Und was macht Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik? Er kommuniziert meist nur über seine Social Media-Kanäle. Interviews mit ihm sind rar. Inzwischen hat Ismaik, dem immerhin 60 Prozent an der Giesinger Fußballfirma gehören, seine jahrelange Zurückhaltung wieder aufgegeben.

Am Mittwochabend begründete er dies auf seinen diversen Accounts, nachdem ihn eine neue Reisinger-Aussage geärgert hat. Er schrieb: “Täglich werden mir von meiner PR-Abteilung alle Texte zu 1860 München, sowohl in englischer als auch arabischer Sprache, übersetzt. Dabei wurde Herr Präsident Reisinger in einem Text zitiert, dass er meinen Aussagen über die Social-Media-Kanäle keine Bedeutung schenkt. Das ist interessant: Sie müssen wissen, dass Herr Reisinger im Aufsichtsrat meist die Anwälte sprechen lässt.” Was Ismaik damit wohl meint: Wenn der Präsident sich nur von Juristen vertreten lässt, wieso sollte er dann selbst vor Ort sein?

Guido Kambli, frührerer Wildmoser-Mann, soll einer der Wortführer in den Gesprächsrunden sein - sowie für die HAM-Seite der Aufsichtsratsvorsitzende Saki Stimoniaris und Dr. Frank Koch, Jurist aus Hamburg. Ismaiks Bruder Yahya hatte die letzten Jahren versucht, mit Harmonie und Respekt zu punkten. Vergeblich. Nach db24-Informationen hatte Ismaik vor Jahren dem e.V. zudem angeboten, zukunftsweisende Themen mit dem früheren VW-Aufsichtsrat Stimoniaris zu besprechen. Der e.V. soll dieses Angebot in all den Jahren bislang aber nur selten angenommen haben.

Dass Ismaik, wie ihm immer wieder vorgeworfen wird, nicht im Bilde über 1860 sein soll, bestreitet er: “Ich möchte noch einmal betonen, dass diese Accounts meine offiziellen Kommunikationswege sind, über die ich meine Meinungen, Anregungen und Wünsche zu unseren Löwen kund tue. Ich bin immer bestens informiert und auf dem aktuellen Stand über unseren Verein.”

Ismaik weiter: “Es gibt durchaus nachvollziehbare Gründe, warum ich seit Jahren auf den persönlichen Dialog verzichte. Ich habe vor allem in den Anfangsjahren immer an stundenlangen Besprechungen bei 1860 persönlich teilgenommen. Das Ergebnis war immer das selbe: Große Ankündigungen, keine Ergebnisse. Respekt habe ich nur in den seltensten Fällen seitens der eV-Vertreter erlebt, dabei wäre genau das die Grundlage für ein friedvolles und erfolgreiches Miteinander.” Und in der aktuellen e.V.-Konstellation sieht Ismaik Funktionäre, mit denen er vor Jahren schon die Wege (erfolglos) gekreuzt hat: Reisinger wollte vor knapp zehn Jahren KGaA-Geschäftsführer werden, wurde aber abgelehnt. In dieser Zeit hatte Reisinger übrigens Ismaiks Statthalter Noor Basha unterstützt, um gegen die politischen Spielchen der KGaA-Seite (u.a. mit Robert Schäfer) zu bestehen. Und die beiden Reisinger-Vizes Hans Sitzberger und Heinz Schmidt waren schon beim Jahrhundertabstieg in Amt und Würden. Aufsichtsratsmitglied Sebastian Seeböck hatte zu Arena-Zeiten, als er noch kein Amt inne hatte, nachweisbar in einem Zweitligaspiel das Ismaik-Plakat “Not welcome” in die Höhe gehalten. Dagegen soll Karl-Christian Bay, Wirtschaftsprüfer von Beruf, von der Ismaik-Seite akzeptiert sein.

Ismaik: “Bis heute frage ich mich: Warum geben sich die Fans mit diesen Zuständen zufrieden, die den TSV 1860 sportlich und wirtschaftlich seit Jahren lähmen?” Fehlender Respekt ist für Ismaik auch, dass er bei der Köllner-Beurlaubung nicht rechtzeitig im Bilde war und den Vollzug laut eigenen Aussagen über seine Twitter-Timeline erfahren hat. Was danach kam, gehört zu den kuriosen Geschichten des Turn- und Sportvereins.