VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Es ist die ewige (und nervtötende) Diskussion ums Grünwalder Stadion: Während andere Vereine aufrüsten, dreht man sich seit fast 30 (!) Jahren beim TSV 1860 im Kreis - und kommt bei diesem Thema keinen Schritt voran. Es ist eine echte Belastung für die Löwen. Doch die Westkurve gibt nicht auf. Und protestiert weiter.

Mit mehreren Spruchbändern machten sich die Fans vor dem Anpfiff bemerkbar. “Schluss mit Verzögerungen”, “Endlich Miete benennen”, “Schwarzer-Peter-Spiel beenden” oder “Weltstadt ohne Herz - faire Miete fürs Viertel & Stadion” war da beispielsweise zu lesen. Und der Herzenswunsch der Anhänger war dann weiter unten auf einem XXL-Banner zu lesen: “P.S. Baut das Sechzger aus!”

Was Stand jetzt völlig unrealistisch ist: Denn die Umbaukosten für die Erweiterung auf 18.105 Fans im Grünwalder Stadion werden mittlerweile auf rund 100 Millionen Euro geschätzt - das ist angesichts der Wirtschaftskrise in Deutschland dem Steuerzahler vermutlich nicht zuzumuten. Außerdem ist es so, dass die angedachte Umbauversion nicht einmal die Erstliga-Lizenz garantiert. Das wissen nicht nur die Stadtpolitiker, sondern auch der Klub selbst. Und trotzdem wird nicht losgelassen. Der Verein will ein Gutachten bringen, das mehr Zuschauer garantieren soll. Die Stadt wartet nach db24-Informationen immer noch darauf.

In einem Statement der Initiativen “Sechzig im Sechzger” und “Freunde des Sechzger Stadions” kommt auch Präsident Robert Reisinger nicht gut weg: “Im Juli 2022, also zweieinhalb Jahre nach dem Antrag auf Bauvorbescheid, hat 1860-Präsident Robert Reisinger auf der Mitgliederversammlung eine neue Stadion-Projektgruppe angekündigt – diese lässt allerdings bis heute auf sich warten. Wir fordern diese Gruppe seit langem und halten sie auch für äußerst sinnvoll, um den Umbau von Vereins- und Fanseite fachlich zu begleiten. Sie sollte nun endlich einberufen werden.” Geschäftsführer Marc Pfeifer war übrigens vor dem Spiel am Grünspitz, um mit den Fans zu sprechen. Das soll beim Anhang gut angekommen sein.

Was am Samstagnachmittag aufgefallen ist: Der Protest war friedlich, aber längst nicht mehr so laut wie zu früheren Zeiten. Nur ein überschaubarer Teil im Stadion unterstützte die Aktion mit seiner Stimme. Sind die Giesinger Fans müde geworden? Es zeigt sich immer deutlicher: Die sportliche Stagnation in der Dritten Liga kostet Kraft - wie seinerzeit in der Zweiten Liga in der Allianz Arena. Wenn der Sport nicht gut ist, verlieren die Fans das große Interesse - auch die Rückkehr nach Giesing kann das nicht kaschieren.