VON MARCO BLANCO UCLES, OLIVER GRISS, IMAGO UND ULI WAGNER (FOTOS)

Eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen neigt sich an der Grünwalder Straße 114 dem Ende entgegen…

Jesper Verlaat hat in seiner ersten Spielzeit in München-Giesing eine wahre Gefühls-Achterbahn hinter sich. Zu Beginn legte der 26-Jährige mit seinen Teamkollegen einen historisch guten Saisonstart hin, war eines der Gesichter der Überflieger-Löwen. Als die Leistungen der Sechzger immer schwächer wurde und der Absturz in der Tabelle begann, baute auch Verlaat leistungstechnisch ab. Negativer Höhepunkt war die Verbannung auf die Ersatzbank nach seiner schwachen Vorstellung in Mannheim (1:3) Mitte Januar. Im weiteren Saisonverlauf jedoch steigerte sich der Innenverteidiger zunehmends, schlüpfte zuletzt wieder in die Rolle des unumstrittenen Abwehrchefs.

Im großen db24-Interview spricht Verlaat unter anderem über die Gründe für den enttäuschenden Saisonverlauf der Löwen, warum er den Wechsel zu 1860 keinesfalls bereut, sein Verhältnis mit Ex-Coach Michael Köllner sowie seine persönlichen Vorsätze für eine erfolgreichere Spielzeit 2023/2024.

db24: Die Spielzeit neigt sich dem Ende entgegen, noch zwei Partien stehen vor der Tür. Wie bewerten Sie ihre Premierensaison bei 1860?

JESPER VERLAAT: Die Saison war sehr ereignisreich, mit vielen Extremen - in beide Richtungen. Für die Mannschaft und für mich war die Anfangsphase überragend, es war eine gute Hinrunde. Ab Januar hatten wir eine lange Phase, in der es nicht gut lief. Auch bei mir selbst nicht, das war in der Form neu für mich. Deswegen blicke ich mit gemischten Gefühlen auf die Saison zurück. Wenn man so viele Extreme erlebt hat, ist das auch sehr emotional und mental anstrengend. Lieber habe ich eine durchschnittliche Saison, in der man über eine längere Periode konstant spielt. So aber habe ich bei einem großen Verein direkt beide Kehrseiten der Medaille erlebt.

db24: Sie sprechen von mentaler Anstrengung. War es die anstrengendste Saison Ihrer bisherigen Karriere?

Ja, es war einfach für mich persönlich auch anstrengend, ich war unzufrieden mit mir selber. Es gab viele Höhen, aber auch viele Tiefen - leider. Klar hat man mal ein Spiel, in dem man nicht so gut ist. Aber ab der Winterpause hat sich das in der Mannschaft eingeschlichen, dass es generell nicht gut lief. Das nagt an einem, das beschäftigt einen. Aber gut, wir müssen daraus unsere Lehren für die kommende Saison ziehen.

db24: Die Frage aller Fragen bei den Löwen: Wann kam der Bruch in dieser Saison zustande?

Wenn man eine solche Euphorie in der Anfangsphase entwickeln kann, ist die Fallhöhe natürlich extrem. Wir hatten durch unseren Saisonstart natürlich einen anderen Maßstab. Im Herbst lief es noch einigermaßen, wir haben in Dortmund unentschieden gespielt, zuhause gegen Wiesbaden gewonnen. Die letzten vier Spiele vor der Pause haben wir dann aber nur einen Punkt geholt. Auch da muss man allerdings differenzieren: In Freiburg waren wir chancenlos, gegen Saarbrücken wussten wir nicht, wie wir das Spiel 0:1 verlieren können. Für mich war es dann eher so, dass wir nach der langen Pause aus dieser schlechten Phase schwierig herausgekommen sind.

db24: Im Trainingslager in Belek machte die Mannschaft jedoch noch einen guten Eindruck, sportlich wie stimmungstechnisch…

Ein Trainingslager ist prinzipiell immer gut, das schweißt zusammen. Wir hatten gute Bedingungen, mussten uns um nichts kümmern. Körperlich waren wir durch unsere Winterlaufpläne - mit die anstrengendsten, die ich je hatte - bereits vor der Zeit in Belek auf einem guten Niveau, konnten uns in der Türkei auf das Taktische konzentrieren.

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db24: Trotz der offensichtlich guten Vorbereitung misslang der Start ins neue Jahr beim 1:3 in Mannheim, auch für Sie kein persönlich kein guter Tag bei Ihrem Ex-Verein…

Ja, das weiß ich natürlich selber. Das hat richtig wehgetan nach dem Spiel. Natürlich nimmt man sich immer viel vor gegen seinen Ex-Verein. Es war ein sehr emotionales Spiel für mich. Ich hatte einen schlechten Tag, als Mannschaft konnten wir das nicht auffangen. Wenn du so ins neue Jahr startest, ist das schwierig. Ab dem Zeitpunkt sind wir lange nicht aus diesem Bruch rausgekommen. Hätten wir sofort gewusst, woran es gelegen hat, wäre es gar nicht erst so weit gekommen.

db24: Nach dem Trainingslager in Belek sagte Ex-Michael Köllner: “Soll ich zu einem Jesper Verlaat, der es in der Zweiten Liga nicht geschafft hat, sagen, er soll Verantwortung übernehmen?” In einigen Medien war zu lesen, dass der Coach Sie damit öffentlich angegriffen habe…

Natürlich bekommt man so etwas mit. Bevor ich da aber irgendetwas reininterpretiert habe, habe ich das Gespräch mit Köllner gesucht, ihn darauf angesprochen. Das haben wir dann direkt persönlich geklärt. Er hat mir auch seine Meinung dazu gesagt, in welcher Art es in der Zeitung stand. Wir haben darüber lange gequatscht, ich habe mir dann keine Sorgen mehr gemacht.

db24: Es kam also nicht zum Bruch zwischen Ihnen und Köllner?

Nein, ich konnte das ja auch selbst einschätzen. Die Aussage wurde vor der Rückrunde getroffen. Ich wusste, mit was für Leistungen ich der Mannschaft in der Hinrunde geholfen habe. Ich habe das Thema angesprochen, danach war das für mich komplett gegessen - es ist auch nichts hängengeblieben.

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