In eigener Sache
- VON OLIVER GRISS
- 23.05.2023 15:09
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VON OLIVER GRISS
Die Absage von Hasan Ismaik für unser großes Löwen-Treffen am Mittwoch ist natürlich höchst bedauerlich. Wir hatten seit Wochen die feste Zusage aus Abu Dhabi. Wir und natürlich auch die Fans hätten gerne aus erster Hand erfahren, wie es wirklich um die Sechzger bestellt ist und warum die beiden Gesellschafterseiten seit der Köllner-Entlassung wieder wie Hund und Katze im Umgang miteinander sind.
Zuvor hatte der Burgfrieden - zumindest für die Außenwelt - über viele Jahre gehalten. Doch der ausbleibende Erfolg, der nunmehr schon seit sechs Jahren anhält, macht die Bosse sichtlich nervös: Die Löwen gehen im Sommer in ihre sechste Drittliga-Saison - und die Chance auf die Rückkehr in die Zweite Liga sinkt weiter, zumal der Etat von rund 6,5 Millionen Euro auf 4,5 Millionen Euro gesenkt wird. Große Kaderveränderungen wird es - Stand jetzt - nicht geben. Im Gegenteil: Publikumsliebling Yannick Deichmann verlässt den Klub in Richtung Ingolstadt, ablösefrei. Dazu hat es 1860 verpasst, Marius Wörl rechtzeitig an den Verein zu binden - auf eine mögliche große Ablösesumme zu spekulieren, braucht man bei ihm nicht. Der Zug ist abgefahren. Stichwort Weitsicht. Bei 1860 wiederholt sich alles wieder.
Was viele Fans nicht verstehen: Das Heft des Handelns liegt seit 2017 allein auf e.V.-Seite - Ismaik, der sich nach dem Zwangsabstieg zurückzog, hat seit dem Zwangsabstieg mit seinem Geld das Unternehmen abgesichert und auch immer wieder ermöglicht, dass der Giesinger Traditionsverein mehr in seinen Kader investieren konnte. Einfluß auf Entscheidungen hatte er nicht - siehe Köllners Entlassung. Auch die Vertragsverlängerung von Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel konnte Ismaik offenbar nicht verhindern.
Welche Platzierung trauen Sie 1860 in der nächsten Saison zu?
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Wenn man Ismaiks neueste Facebook-Botschaft richtig deutet, macht er sein weiteres finanzielles Engagement davon abhängig, ob es eine gemeinsame Basis mit dem e.V. gibt und vor allem die Ausrichtung auch zielgerichtet ist. Sein Hinweis ist eindeutig: “Mein Ziel ist seit meinem Engagement bei 1860 im Jahr 2011 das gleiche geblieben. Ich möchte den Fans die Möglichkeit geben, erfolgreichen Fußball in einem tollen Stadion zu sehen. Als Fan unseres wunderbaren Vereins und seiner beeindruckenden Geschichte war dies die Grundlage für mein Engagement und diese Vision wurde vom damaligen Präsidium geteilt. Ich habe meine Gedanken dazu dargelegt, was jeder Partner berücksichtigen muss, um ein klares Verständnis für unsere Strategie und Vision für 1860 zu haben. Ich denke, es ist nur fair, meine Reise zu verschieben, bis meine Partner Zeit hatten, ihre eigenen Gedanken zu diesen Fragen zu klären. Das wird der Geschäftsführung hoffentlich auch Zeit geben, ihre Budget- und ihre Kaderplanung abzuschließen, was sie hoffentlich schnell tun wird.”
Möglicherweise haben aber auch die öffentlichen Demo-Ankündigungen der Leute, die immer kritisieren, dass Ismaik nicht ins Grünwalder Stadion komme, dafür gesorgt, dass der Jordanier kurzfristig abgesagt hat. Einige dieser Aktivsten finden sich auch immer wieder auf der VIP-Tribüne. In Fan-Foren war u.a. zu lesen, dass man Schuhe nach ihm werfen solle, was auch zeigt, wie krank mittlerweile diese Löwen-Welt ist. Mit dem alten TSV 1860 hat das schon lange nichts mehr zu tun. Ein älteres Ehepaar hatte unserer Redaktion schon vor der Ismaik-Absage geschrieben: “Wir fürchten uns! Das ist nicht mehr auszuhalten, was bei 1860 seit Jahren passiert. Es ist ein Klima der Angst. Sehen Sie das bezahlte Geld als Spende.”
Wir freuen uns trotz der Ismaik-Absage auf einen tollen Abend mit großen Helden vergangener Tage (Petar Radenkovic, Fredi Heiß, Bernd Patzke, Werner Lorant), aber auch auf den Aufsichtsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris, Schauspieler Michael Lerchenberg, FDP-Bayernchef Martin Hagen und Rekord-Löwe Michael Hofmann. Durch den Abend führt als Moderator Tobias Fischbeck (u.a. DAZN, ZDF, Sport1 und Radis Erben). Einlass ist ab 19 Uhr. Es reisen mehrere Fans aus dem Westen Deutschlands an - der weitest entfernte Anhänger legt rund 700 Kilometer einfach zurück, um seinem Idol Radi ganz nahe zu sein.