VON OLIVER GRISS

Kult-Trainer Werner Lorant (74) war die große Attraktion zum 50. Geburtstag der Rattelsdorfer Löwen. “Das ganze Zelt ist gestanden, als Werner Lorant kam - sogar die Bayern-Fans haben sich von ihren Plätzen erhoben, denn Lorant ist eine absolute Bundesliga-Legende”, erzählt der blaue Bürgermeister Hans-Jürgen Scheerbaum gegenüber db24: “Lorants Besuch war das Highlight der Feierlichkeiten.” 500 bis 600 Besucher füllten das Zelt in der oberfränkischen 2500-Einwohner-Gemeinde. Die Rattelsdorfer sind in den Top20 der ältesten Löwen-Fanclubs vertreten.

Dass Lorant von Waging am See den Abstecher ins 353 Kilometer entfernte Rattelsdorf machte, war zurückzuführen auf private Kontakte. Gerne hätte der Löwenstammtisch Rattelsdorf (38 Mitglieder) auch einen Protagonisten oder Spieler des TSV 1860 begrüßt, doch die Organisatoren bekamen aus München-Giesing eine Absage. “Uns wurde vom Fanbeauftragten Felix Hiller gesagt, dass zwei Stunden Anreise das Maximum ist. Wir fallen da leider raus”, erklärte Harald Müller, 1. Vorstand des Fanclubs, gegenüber db24: “Seit es die ARGE nicht mehr gibt, fühlen wir uns in der alten Region 13 vom Verein vernachlässigt. Wir finden es nicht schön, dass zwischen Fanclubs Unterschiede gemacht werden. Es wird immer schwerer, so den Nachwuchs für 1860 zu begeistern. Dabei gibt es in Oberfranken immer noch viele Fans.”

Die Urkunde zum 50. Geburtstag solle man sich bei einem der nächsten Heimspiele abholen - irgendwie auch bezeichnend. Scheerbaum dazu: “Es ist alles nicht so professionell, wie man es sich für 1860 eigentlich wünscht. Früher kam öfter mal einer vom Verein vorbei, auch Karl-Heinz Wildmoser. Zu Bayernliga-Zeiten war sogar mal die ganze Mannschaft hier. Ich würde mir wünschen, dass eine moderne Fanorganisation gegründet wird, die auch die Nicht-Münchner mitnimmt. Das würde Gesamt-1860 gut tun.” Auch an Eintrittskarten käme man schlecht ran. “Wenn uns mal Tickets angeboten werden, dann für die Reihe 1 bis 3 in der Stehhalle. Jeder weiß, dass dort die Sicht am schlechtesten ist.” Immerhin schickte Merchandising-Boss Anthony Power anlässlich des Jubiläums ein Fanpaket nach Oberfranken.

Dass 1860 so schnell wieder in die erfolgreiche Spur kommt, glaubt Müller nicht: “Wir befinden uns im Niemandsland der Dritten Liga, im Stillstand-Modus. Solange wir so aufgestellt sind wie wir sind, steigen wir nie mehr auf. Um aufzusteigen, braucht man Geld und 1860 kann aus bekannten Gründen kein Geld verdienen”, sagt Müller, der aber einen Bereich bei den Löwen explizit lobt: “Positiv ist unsere Jugendarbeit.”

Der Vorstand des Fanclubs kann seine Mitstreiter verstehen, dass das Interesse an 1860 schwindet. Auch die 1860-Mitgliederversammlung am 9. Juli werden sich die Oberfranken sparen. “Wir fahren nicht mehr runter nach München”, erklärt Müller: “Ich bin für eine Brief- oder Onlinewahl. Aber der Verein bewegt sich leider nicht.”

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