VON MARCO BLANCO UCLES, OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTOS)

Einige Wochen liegt der große Löwen-Abend - organisiert von db24 & Radis Erben - im Filmtheater Sendlinger Tor nun bereits zurück…

Die Veranstaltung ist zweifelsohne als großer Erfolg zu verbuchen, zahlreiche Fans hingen gebannt an den Lippen großer Persönlichkeiten, die den TSV 1860 zu seinem Glanz verholfen haben, von dem Sechzig in den vergangenen Jahren mehr und mehr verloren hat.

Vor über 300 Zuschauern im Filmtheater am Sendlinger Tor führte Moderator Tobias Fischbeck mit zahlreichen klangvollen Namen Gespräche über den unbefriedigenden Ist-Zustand der Löwen und diskutierte über mögliche Lösungsansätze. Wir fassen für Euch in einer mehrteiligen Serie die wichtigsten Aussagen des Abends zusammen. Als nächstes ist Schauspieler Michael Lerchenberg (69) an der Reihe. Der ehemalige Bruder-Barnabas-Schauspieler am Nockherberg sprach unter anderem über…

…das Grünwalder Stadion: “Ich kann mich an viele Lokalderbys im Grünwalder Stadion erinnern. 40.000 Zuschauer, es war eng, ein gemeinsames Atmen. Ich habe Gott sei Dank mehr Spiele erlebt, in denen die Bayernfans gelitten haben. Wenn man dort vorbeifährt, denkt man natürlich an die schöne Vergangenheit. Auf der anderen Seite ist das Stadion natürlich ein Museum. Auch mit hundert Millionen Euro - oder wie viel die Stadt München dafür ausgeben will - ist dieses Stadion nie und nimmer zweit- oder erstligatauglich herzustellen - so schade es auch ist. Wenn die Stadt München das ausgeben möchte für eine Erweiterung auf 18.600 Plätze, kommt sowieso die Regierung von Oberbayern als Aufsichtsbehörde und sagt: ´Ihr spinnt ja!´ Es gab früher mal ein Bild von Petar Radenkovic im Knasttrikot mit einer Kette am Fuß. Genau so ist diese Stadiondiskussion. Das Stadion ist für den Verein die Kugel am Fuß.”

…die Anfeindungen gegen einige Gäste der Veranstaltung: “Das ist erschütternd. Ich habe damit gerechnet. Als damals Daniel Bierofka zurückgetreten ist, habe ich im Fernsehen die Aussage gemacht, dass es einem bestimmten Kreis im Wesentlichen um die Kneipen in Giesing geht und sonst um nix. Im Zuge dessen ist mein Kabarettisten-Kollege Michael Altinger - auch ein großer Löwenfan - befragt worden zu diesem Thema. Er meinte: ´Ich möchte dazu nichts sagen, weil ich beim nächsten Mal noch körperlich unbehelligt ins Stadion gehen will.´ Da muss ich ehrlich sagen: Um was geht´s eigentlich? Geht´s um ein Stadion oder geht´s um Fußball? Wenn ich mich an Löwenspiele erinnere, erinnere ich mich nicht nur an das Grünwalder Stadion. Ich erinnere mich auch an das Radenkovic-Abschiedsspiel im Olympiastadion oder an das 4:3 gegen Düsseldorf, als die Karriere von Rudi Völler so richtig begonnen hat. Genauso erinnere ich mich an das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund in der Allianz Arena.”

…die Größe des Vereins: “Das Fanpotenzial von 1860 ist enorm. Das sieht man anhand der Fanclubs oder der Einschaltquoten im Fernsehen. Warum überträgt der Bayerische Rundfunk denn gerne die Löwen, besonders wenn sie gut spielen? Weil dieser Verein einen Nimbus hat, eine Faszination. Da ist eine Strahlkraft da bis rauf nach Flensburg. Die kann man natürlich nutzen - aber nicht nur in Obergiesing!”

…die Personen bei 1860, die er in seiner Rolle als Bruder Barnabas derblecken würde: “Ich beantworte die Frage anders. Mit einer Vision, die aber nie stattfinden wird. Ich würde mir aus Gründen der Gleichberechtigung und der allgemeinen Toleranz wünschen, dass es auch einmal eine Fahne gibt mit dem Kopf von Robert Reisinger, der durchgestrichen ist. Da würde es natürlich zu einer Saalschlacht kommen, bei der 300 Polizisten nicht reichen würden.”

…den Umgang mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik: “Dieser Mann hat den Verein vor der Insolvenz bewahrt. Ich weiß das von dem leider sehr früh verstorbenen Ex-Präsidenten Dieter Schneider, der sich für diesen Verein aufgearbeitet hat. Er hat zu mir gesagt: ´Ich wäre beinahe dran gewesen. Eigentlich war das, was wir gemacht haben, Insolvenzverschleppung.´ So war die Situation. Es war nicht fünf vor Zwölf, es war fünf nach Zwölf. Und in dieser Situation kommt Herr Ismaik und rettet diesen Verein. Und der rettet ihn bis heute, weil immer noch Geld umgewandelt wird. Und es fällt diesem Verein nichts besseres ein, als diesen Mann, der den Verein am Leben gehalten hat, zu beleidigen. Ich verstehe es nicht.”

…Lösungsmöglichkeiten für eine bessere Löwen-Zukunft: “Man muss sich endlich an einen Tisch setzen und gegenseitig Respekt zollen. Dann braucht man einen gemeinsamen Plan. Man muss sich Leute dazuholen, die etwas von Fußball verstehen. Dann könnte es gelingen.”