VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Nummer 10 hat beim TSV 1860 etwas Weltmeisterliches: Thomas Häßler, Champion von 1990 in Rom, wurde im Sommer 1999 von Kult-Präsident Karl-Heinz Wildmoser verpflichtet. Der Spielmacher bekam die 10 überreicht, die im Meisterjahr 1966 auch Kapitän Peter Grosser getragen hat. Doch seit Ickes glorreicher Zeit an der Grünwalder Straße mit Platz 4 als Höhepunkt in der Bundesliga-Saison 1999/2000 wirkt diese magische Zahl verflucht und verhext.

Für die meisten Nachfolger war der Zehner ein paar Zentner zu schwer bzw. konnten die in sie gesetzten Erwartungen bei 1860 nicht erfüllen beziehungsweise war auch wenig Fingerspitzengefühl der Führungsetage dabei, wer die Nummer 10 bekommt. Die chronologische Reihenfolge von heute bis zum Häßler-Aus.

Martin Kobylanski: Erst vor einigen Tagen hat der Ex-Braunschweiger seinen Vertrag beim TSV 1860 vorzeitig aufgelöst - Trainer Maurizio Jacobacci hatte keine Verwendung mehr für ihn. Zu Kobylanskis Ehrenrettung muss man aber sagen: Solange er zur Stammformation im Sommer 2022 gehörte, war 1860 oben. Und trotzdem konnte Kobylanski auf Strecke nicht die Erwartungen erfüllen, die man in ihn gesetzt hat. Die db24-Prognose: Er wird wieder in der Dritten Liga landen - wetten?

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Timo Gebhart: Das frühere Super-Talent spielte nach dem Zwangsabstieg zweimal für die Löwen - zweimal mit der 10 auf dem Rücken. Verletzungssorgen plagten den Memminger, der einst mit seinem Verkauf zum VfB Stuttgart die Zweitliga-Lizenz rettete, immer wieder und so konnte er nur selten zur Hochform auflaufen. Beendete schließlich früh seine Karriere. Betreibt heute eine Fußballschule.

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Adriano Grimaldi: Seine Verpflichtung nach dem Drittliga-Aufstieg 2018 war eine echte Ansage an die Konkurrenz. Die Fans tauften ihn schnell “Grünwaldi” - doch das Glück hielt nicht lange. Fühlte sich von Woche zu Woche bei 1860 unwohler, kam auch nicht mit Platzhirsch Sascha Mölders zurecht und flüchtete nach nur wenigen Monaten zum KFC Uerdingen. Ab der kommenden Saison spielt der bullige Stürmer für den Zweitligisten Paderborn.

Michael Liendl: Der Österreicher war ein genialer Fußballer. Er hatte Höhen bei 1860, aber auch viele Tiefen - der negative Höhepunkt: Der Zweitliga-Abstieg 2017. Später blühte er in Wolfsberg wieder auf und spielte sogar noch Europapokal. Hat vor einigen Wochen im hohen Alter seine Karriere beim Grazer AK beendet.

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Edu Bedia: Der Legionär aus Spanien war ein Flop aus der kurzen Poschner-Zeit bei 1860. Spielte eine feine Klinge, aber hatte nicht die Robustheit für die Zweite Liga. Nach kurzer Zeit wurde das Missverständnis wieder aufgelöst. Spielt heute in Indien.

Moritz Stoppelkamp: Er war einer der wenigen Löwen-Profis mit der Zehn, die die Erwartungen erfüllen konnten. Machte 72 Spiele für 1860 und erzielte dabei 16 Tore - der Aufstieg gelang ihm aber mit den Löwen nicht, sondern erst später in seiner Karriere.

Savio Nsereko: Galt als Supertalent, doch mit dem Druck im Profibereich konnte der schnelle Dribbler nicht umgehen. Es war auch naiv vom damaligen Sportchef Miki Stevic, ihm die Zehn auszuhändigen. Er kam nur auf wenige Kurzeinsätze und wurde nach nur wenigen Monaten freigestellt. Heute spielt der frühere Jugend-Nationalspieler für den A-Klassisten BSC Sendling.

Berkant Göktan: Noch so eine traurige Geschichte. Göktan galt mit 17 Jahren als Jahrhunderttalent - Franz Beckenbauer bezeichnete ihn so. Ernst Tanner hatte den Skandalkicker im Englischen Garten aufgestöbert. Er stieg bei 1860 schnell zum Publikumsliebling auf - und fiel aber genauso schnell wieder. Vertragsauflösung - Kokainkonsum!

Steffen Hofmann: In Österreich bei Rapid Wien war er einer der Besten - bei 1860 konnte er in der Zweitliga-Saison 2005/2006 nicht ansatzweise überzeugen. Schnell war dieses Missverständnis wieder beendet. Er kehrte wieder nach Österreich zurück und blühte wieder auf.

Karlheinz Pflipsen: Noch so ein tragischer Fall. Er war der erste Spieler nach Häßler, der die Bürde aufgesetzt bekam. Der Ex-Nationalspieler entpuppte sich nach dem Bundesliga-Abstieg 2004 nur als Mitläufer. Zusätzliches Handicap: Rudi Bommer, der Pflipsen verpflichtet hatte, war schnell wieder weg aus Giesing.

Jetzt ist die Nummer 10 wieder frei: Vergibt 1860 sie wieder? Im vergangenen Jahr war nach db24-Infos auch Albi Vrenezi ein Kandidat für diese Zahl. Der Ex-Regensburger schnappte sich dann aber die Neun. Jetzt könnte er wieder zugreifen. Traut er sich bei dieser Vorgeschichte der Zehn?