VON OLIVER GRISS UND CHRISTINA PAHNKE (FOTO)

Je länger das Gespräch mit David Richter in der Hotel-Lobby in Windischgarsten dauert, desto mehr taut er auf. Und der 24-Jährige lässt erkennen: Der frühere Keeper der Offenbacher Kickers ist nicht zum TSV 1860 gewechselt, um die Rolle von Tom Kretzschmar zu übernehmen - nein, er will die neue Nummer 1 im Löwen-Tor werden. “Ich bin zu 1860 gekommen, um zu spielen. Ich bin nicht zu 1860 gekommen, um die Nummer 2 zu sein, sonst hätte ich mir etwas anderes gesucht”, sagt Richter selbstbewusst: “Aber am Ende ist das nicht meine Entscheidung, sondern die des Trainers. Ich versuche Argumente zu liefern, damit es der Trainer es so schwer wie möglich hat.” Ihn eben nicht aufzustellen. Genau diese Einstellung kann Maurizio Jacobacci nur recht sein. Er fordert den Konkurrenzkampf.

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Wie kam der Kontakt zu den Löwen zustande? “Ich habe irgendwann einen Anruf von meinem Berater bekommen, dass 1860 München grundsätzlich Interesse hätte, mich aber vorher noch mal zum Probetraining einladen möchte. Weil ich mit meinem Sprunggelenk Probleme hatte und verletzt war, kam das Probetraining nicht zustande.” Der Kontakt brach zunächst ab: “Ich dachte eigentlich, das Thema sei durch.” Doch dann rief Maurizio Jacobacci Wochen später Richter an und überzeugte ihn, zu den Löwen zu wechseln. “Danach war für mich klar”, sagt Richter, “dass ich den Schritt zu 1860 wagen möchte.”

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Bei Richters Premiere im Löwen-Kasten gegen Ried (0:3), als er die ersten 45 Minuten im Tor stand und ein Tor schlucken musste, bewertet er so: “Ich hatte mich Mitte April verletzt. Es war mein erstes Spiel nach knapp drei Monaten Pause. Ich glaube, ich habe das ganz ordentlich gemacht. Einen Ball musste ich halten, beim anderen hatte ich Glück, dass der Rieder Stürmer im Abseits stand und beim Gegentor schießt sich der Spieler selbst an, so dass ich keine Chance mehr hatte… Ich war präsent, ich war laut.” Zu seinen großen Stärken zählt Richter “das Fußball spielen, das mir auch am meisten Spaß macht, aber auch das Halten. Ich bin aber auch auf der Linie gut und habe aufgrund meiner Größe eine gute Spannweite.” Nachholbedarf habe ern noch “bei langen Bällen” - Stichwort: Richtiges Timing.

Die Fans können sich bei Richter (Vertrag bis 2025) auch darauf freuen, dass er ein Torwart ist, der es in den Schlußminuten im Falle eines Rückstands nicht scheut, bei Standards mit nach vorne zu gehen. In der Regionalliga Nordost hat Richter so von der Strafraumgrenze sogar ein Tor für Fürstenwalde erzielt - es war der 2:2-Ausgleich gegen Viktoria Berlin. Im September 2019 spielte sich das ab.

Seine Konkurrenten Marco Hiller und Julius Schmid lobt Richter: “Der erste Eindruck ist sehr positiv und angenehm. Wie ich beide einschätzen kann, sind beide super Charaktere, die keine A…sind oder dreckig ihren Platz für sich beanspruchen wollen. Ich habe schon das Gefühl, dass alle an einem Strang ziehen und uns gegenseitig zu pushen.”

Jetzt liegt’s an Richter, an Publikumsliebling Hiller vorbeizuziehen.