VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Die “Süddeutsche Zeitung” hatte zuletzt von einem neuen internen Machtkampf bei 1860 geschrieben - ausgelöst durch die Sportdirektoren-Suche. Von einem stumpfen 50+1-Schwert war die Rede - und einem teuren zusammengestückelten Kader. Richtig ist, dass Horst Heldt (53) den Löwen nach einem Gespräch mit Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris und Geschäftsführer Marc Pfeifer abgesagt hat. Aber war die Sportdirektoren-Frage wirklich das dringlichste Thema nach dem Abschied von Günther Gorenzel? Dazu gibt es bei den Löwen weiterhin unterschiedliche Sichtweisen.

Ein Blick auf die Zusammenstellung der Löwen-Mannschaft 2023/2024 verrät zumindest: Der nach der Saison übergebene Bestandskader wurde mit 13 neuen Spielern aufgefüllt. Es sind durchaus interessante Profile dabei, u.a. Morris Schröter, Valmir Sulejmani, Marlon Frey, Manni Starke, Kaan Kurt oder auch Joel Zwarts, um nur einige zu nennen. Logo, nach einem Umbruch in dieser Stärke erinnert das Konstrukt an eine Wundertüte - aber die Wundertüte hat beim Saisonauftakt mit dem 2:0 über Waldhof Mannheim sofort geliefert.

In diesem Spiel noch nicht dabei war Zwarts, die 13. und letzte Neuerwerbung aus Regensburg. “Er ist ein Mentalitätsspieler. Er ist einer mit Ecken und Kanten. Er ist einer, der sich zu wehren weiß”, erklärt Maurizio Jaocbacci, um dann zu verraten: “Wir haben bei ihm schon Überzeugungsarbeit leisten müssen. Das war nicht so einfach wie es ausgesehen hat.” Neben einer Ablöse von vergleichsweise überschaubaren 50.000 Euro soll bei einem Löwen-Aufstieg nochmal ein Nachschlag fällig sein. Zwarts ist bis heute der Rekord-Transfer der Regensburger mit einem finanziellen Aufwand von 300.000 Euro.

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Jacobacci, der neben seiner Trainer-Tätigkeit in den letzten Wochen auch in die Rolle des Transfer-Unterstützers - wie auch schon Vorgänger Michael Köllner - geschlüpft ist, um Geschäftsführer Marc Pfeifer und Chefscout Jürgen Jung zu unterstützen, sagt: “Was Marc geleistet hat, war enorm wichtig. Sprich mit Jahn Regensburg eine Lösung zu finden. Wichtig war aber auch, dass der Spieler den Willen hatte, zu 1860 München zu wechseln.”

Federführend hatte Pfeifer (Vertrag bis 2024) im Hintergrund die Sportchef-Aufgaben übernommen: Wenn man aber seine Gesichtszüge richtig deutet, haben die letzten Wochen bei ihm deutliche Spuren hinterlassen. Pfeifer hat sich auf neues Terrain begeben und geliefert, damit Jacobacci jetzt sagen kann: “Der Kader ist komplett.” Wichtig vor allem: Es wurden keine übertariflichen Gehälter vereinbart - wie vor einigen Jahren. Der Gesamtetat für die Mannschaft und Staff liegt jetzt bei rund 5,5 Millionen Euro. Damit liegt man in der Dritten Liga im vorderen Mittelfeld.

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Wer soll die Gorenzel-Rolle künftig übernehmen? Das Ziel an der Grünwalder Straße 114 ist weiterhin, zeitnah einen neuen Sportdirektor zu präsentieren: Nachdem sich Präsident Robert Reisinger mit seiner Format-Lösung (Heldt) nicht durchsetzen konnte, darf man gespannt sein, wer künftig das aktuelle Team um Pfeifer, Jacobacci & Co. ergänzen soll. Der Anspruch sollte sein, jemanden zu finden, der perfekt dazu passt und nicht einen konträren Weg gehen will.