VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Die Augen glänzen, als Joel Zwarts (24) auf der Dachterrasse des Fitnessraums an der Grünwalder Straße 114 sitzt und über seine neue Mission bei 1860 spricht. "Ich will möglichst viele Tore schießen", sagt der Holländer selbstbewusst bei seiner Interviewrunde am Mittwochnachmittag: "Ich weiß, was die Fans von mir erwarten. Druck ist gesund, ich bin keiner, der sich hinter dem Baum versteckt."

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Damit bestätigt der kräftige Neu-Löwe auch genau die Einschätzung von Ex-Löwen-Trainer Ricardo Moniz bei db24, dass Zwarts keiner ist, der zurückzieht, sondern gerne da hin geht, wo die Luft brennt. Dieser Stürmertyp hat den Löwen nach dem unrühmlichen Aus von Aufstiegsheld Sascha Mölders lange gefehlt. Die Löwen konnten die Lücke nie schließen. Jetzt aber hat 1860 mit Zwarts endlich dieses Vakuum gefüllt, das den Drittliga-Dino in der vergangenen Saison vermutlich den Aufstieg gekostet hat. Zwarts ist der gewünschte Qualitätsstürmer. Er selbst beschreibt sich als Straßenfußballer, der seine Stärken wie folgt charakterisiert: “Groß gewachsen! Stark! Schnell! Ich kann den Ball festmachen! Tore schießen! In die Zweikämpfe gehen! Ich habe einen guten Schuß und auch ein gutes Dribbling.” Hört sich alles sehr vielsprechend an. Sein Vorbild heißt übrigens Romelu Lukaku, Stürmer des FC Chelsea. “Ich kenne ihn auch persönlich. Wir haben uns über ein paar Rapper kennengelernt.”

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Bei seiner 45-Minuten-Premiere am Dienstagabend im Toto-Pokal in Aindling (6:0) zeigte Zwarts sofort, dass 1860 einen ganz besonderen Angreifer verpflichtet hat: Einen mit Schnelligkeit, Technik und dem entsprechenden Torhunger. Er fackelt im Strafraum nicht lange. Zwar blieb ihm beim Duell gegen die Sechstliga-Amateure ein eigener Treffer verwehrt - und trotzdem war sein Mehrwert unübersehbar. Er lieferte eine Torvorlage und war ein ständiger Unruheherd. “Ich hätte auch gern ein Tor geschossen, der Ball wollte aber nicht rein.” Maurizio Jacobacci monierte: “Joel wurde noch nicht richtig integriert.”

Doch es ist davon auszugehen, dass Maurizio Jacobacci den 13. Transfer dieser Sommer-Periode beim Gastspiel in Duisburg (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) sofort ins kalte Wasser werfen wird. “Ich bin bereit - ich habe Bock. Ich weiß noch nicht, wie es ist, in der Dritten Liga zu spielen.”

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Dass Zwarts bei 1860 gelandet ist, ist auch eine glückliche Fügung. Denn zum einen wollte er in Regensburg nicht mehr länger bleiben (“Viel passiert - auch negativ”) und zum anderen hat sich sein Wunsch, in die Ehrendivision zu wechseln, nicht verwirklichen lassen - und dadurch kamen die Löwen anderthalb Wochen vor Saisonstart plötzlich in die Verlosung. “Ich wollte zurück nach Holland, um es mir und den Leuten zu beweisen. Aber ich habe kein Angebot bekommen. Und dann musste ich schauen: Was mache ich jetzt, was ist am besten für mich? Dann sind Drittliga-Vereine gekommen, auch 1860.” Und die Löwen haben Zwarts in den Gesprächen mehr überzeugt als die Konkurrenten, die ebenfalls um Zwarts buhlten. “Der Geschäftsführer (Marc Pfeifer, d. Red) und Cheftrainer (Maurizio Jacobacci, d. Red.) haben sich sehr um mich bemüht.” Mit Happyend. Für ihn sei es auch positiv, dass er sich mit Kapitän Jesper Verlaat ab und an in seiner Landessprache unterhalten könne. Dass die Löwen zudem unter Jacobacci versuchen, den Schwerpunkt auf den Ball zu legen, das sei genau sein Ding: “Das gefällt mir. Wir machen im Training viele Passformen. Bei uns sieht man keine langen Bälle - das ist gut.”

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Von den Löwen weiß Zwarts (“Ich bin alleine in München - meine Freundin bleibt in Den Haag”) noch nicht allzu viel: “Ich habe gehört, dass München eigentlich blau ist und 1860 ein großer Verein ist - wie groß, das muss ich erst selbst herausbekommen. Mir ist aber klar, dass viele Augen auf diesen Verein gerichtet sind. Hier kann alles passieren.” Eben eine Wundertüte. Genau diese Vorstellung macht für Zwarts auch den besonderen Reiz aus. Zwei Jahre läuft sein Vertrag bei den Löwen - und er leugnet nicht, dass er die Blauen auch als mögliches Sprungbrett sieht. “Mein Endziel ist eigentlich die Premier League. Das ist noch weit weg - das weiß ich auch”, sagt Zwarts: “Für mich fängt diese Saison neu an. Wenn ich es gut mache, dann weißt du nicht, was kommt. Ich bin überzeugt, dass ich das schaffen kann. Die Saison ist sehr wichtig für mich.” Ein Vorbild könnte für ihn auch Deniz Undav sein. Der frühere Meppen-Torjäger wurde in der Dritten Liga entdeckt. Über Belgien und die Premier League ist Undav nun zurück in Deutschland: Sein Klub Brighton verlieh ihn an den VfB Stuttgart. Undavs Marktwert liegt bei zehn Millionen Euro. Wenn Zwarts nur annähernd diesen Weg einschlägt, dann werden auch die Löwen vom Holländer profitiert haben.