VON OLIVER GRISS

Es ist seit vielen Jahren eine merkwürdige Bewegung in der Fußballszene: Wer hinterlässt die prächtigsten Graffitis - und: Wer markiert sein Revier wo? In München werden immer wieder Brücken, S-Bahn-Haltestellen oder auch Häuser vollgeschmiert, um sich gegenüber dem jeweiligen Stadtrivalen in Szene zu setzen. Mal die Blauen, dann die Roten. Hierbei handelt es sich um alles andere als ein Kavaliersdelikt, sondern um mutwillige Sachbeschädigung. Meist verschwinden die Chaoten unentdeckt.

Mutmasslich Fans des TSV 1860 München haben jetzt im italienischen Florenz deutlich übers Ziel hinaus geschossen und in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Säulen des berühmten Vasari-Korridors, der von den Uffizien über den Fluss Arno zum Palazzo Pitti führt, beschmiert. Die drei Männer, die auf sieben Säulen des Gangs mit schwarzer Farbe „DKS 1860“ gemalt sowie Schmierereien im Innenbereich des Gangs hinterlassen haben, konnten anhand von Videoaufnahmen von Überwachungskameras identifiziert werden, berichtet die italienische Tageszeitung „Corriere della sera“.

Die jungen Männer wurden am Mittwoch von der Polizei in einer Wohnung in Florenz aufgespürt, in der laut Medienberichten noch neun weitere deutsche Touristen (alle Jahrgang 2002 oder 2003) untergebracht waren. Einer der beiden Täter trug offenbar noch das T-Shirt, das er bei der Beschädigung des Denkmals getragen hat. Bei der Hausdurchsuchung wurden zudem zwei Spraydosen sichergestellt.

Der Vasari-Korridor wurde im 16. Jahrhundert vom italienischen Baumeister und Maler Giorgio Vasari entworfen. In ihm befindet sich eine Sammlung von Selbstporträts von Malern des 14. bis 20. Jahrhunderts. Der Schriftzug „DKS 1860“ wird von einer Fangruppe des TSV 1860 verwendet, die europaweit ihre Spuren hinterlassen hat.

Eike Schmidt, der Direktor der Uffizien, zeigte sich bestürzt von dem Akt des Vandalismus. Mit symbolischen Strafen und phantasievollen mildernden Umständen müsse endlich Schluss sein, sagte Schmidt und forderte „die harte Hand des Gesetzes“. Seine Forderung: “Dies ist eindeutig keine Laune eines Betrunkenen, sondern eine vorsätzliche Tat, und ich erinnere mich, dass in den Vereinigten Staaten in Fällen dieser Art eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren verhängt wird. Wir werden uns als Zivilkläger an einem Verfahren gegen die Verantwortlichen beteiligen und einen hohen Schadensersatz fordern. Schluß mit symbolischen Strafen und strafmildernden Umständen.”

Auch der italienische Kulturminister Gennaro Sangiuliano verurteilte die Beschädigung scharf. Es handele sich um einen äußerst schwerwiegenden Akt des Vandalismus, da er einen der symbolträchtigsten Orte des italienischen Nationalerbes betreffe, schrieb er in einem Tweet.

Und Florenz-Bürgermeister Dario Nardella meinte nach der Tat der Rowdys: “Heute Morgen wurden wir durch diesen schändlichen Akt des Vandalismus an den Säulen des Vasari-Korridors geweckt.”

Die Florenz-Chaoten haben dem TSV 1860 mit dieser Aktion einen wahren Bärendienst erwiesen. Der ermittelte Sachschaden liegt laut den Behörden zwischen 8.000 und 10.000 Euro.

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