VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Inzwischen haben alle Münchner Zeitungen über den skurrilen Facebook-Post von Löwen-Präsident Robert Reisinger ("Ich breche Kontakte ab, ohne zu zögern") berichtet, nachdem db24 am Montag den Stein ins Rollen gebracht hat. Auch Reporter Markus Schäflein, der Mann für die politischen Themen bei der "Süddeutschen Zeitung" hat sich nun der Geschichte gewidmet. Der Machtkampf innerhalb des Präsidiums ist jedenfalls in vollem Gange. "Ich dementiere jedes Rücktrittsgerücht", wiederholte Reisinger gegenüber dem Blatt: "Aber wir müssen uns wieder darauf besinnen, was dieses Präsidium sechs Jahre lang stark gemacht."

Auf Augenhöhe gesprochen wird momentan nicht zwischen Reisinger und dem Vize-Duo Hans Sitzberger/Heinz Schmidt, wobei Sitzberger jetzt gegenüber der “SZ” zumindest Besserung gelobt: “Ich habe immer noch die Hoffnung, dass das Verhältnis wieder gekittet werden kann, ich bin bereit darüber zu sprechen. Am besten wäre es, wir würden uns wieder ganz normal vertragen.” Doch gibt es dafür noch den passenden Kleber?

Denn Sitzberger hat nach sechs Jahren Zank offenbar gemerkt, dass sein TSV 1860 mit dieser kruden Vereinspolitik keinen Schritt weiter kommt - und der Profifußball liegt dem Münchner Unternehmer eben ganz besonders am Herzen. Fast jeden Tag schaut der in der KGaA sehr beliebte Hans am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße vorbei, um sich mit Spielern und Trainern auszutauschen. Er sucht immer die Nähe zum Profiteam. Reisinger dagegen fährt einen ganz speziellen Kurs - den Kurs der Distanz. Es heißt auch auf dem Flurfunk in der 1860-Geschäftsstelle, dass der Ober-Löwe nicht besonders glücklich gewesen sein soll, dass nach der erfolglosen Zeit unter Interimstrainer Günther Gorenzel (vier Spiele, zwei Punkte) plötzlich der kostengünstige Schweizer Maurizio Jacobacci als neuer Chefcoach präsentiert worden ist.

Wem vertrauen Sie mehr bei 1860?

Umfrage endete am 13.09.2023 09:00 Uhr
Hans Sitzberger/Heinz Schmidt
91% (5353)
Robert Reisinger
9% (527)

Teilnehmer: 5880

Da passt’s ins Bild, dass nach “SZ”-Informationen vor einigen Wochen die e.V.-Vertreter im Aufsichtsrat (Robert Reisinger, Sebastian Seeböck und Karl-Christian Bay) der nötigen Budgeterhöhung von rund einer Million Euro nicht zugestimmt haben, vermutlich um ihren Unmut zum fehlenden Sportchef zu äussern. Das Blatt schreibt: “Das war ihr Mittel, um ihre Kritik zu äußern, auch wenn in diesem Gremium die Investorenvertreter das letzte Wort haben.”

Heißt übersetzt: Hätte der e.V. die alleinige Entscheidungsgewalt, hätte 1860-Trainer Maurizio Jacobacci womöglich mit einem Schrumpfkader in die sechste Drittliga-Saison gehen müssen und Spieler wie Morris Schröter, Leroy Kwadwo und Joel Zwarts nicht verpflichtet können. Allein dieser schräge Machtkampf sollte ein Ansporn für die Löwen-Mannschaft am kommenden Samstag gegen Erzgebirge Aue (16.30 Uhr, db24-Ticker) sein, um es nicht nur den eigenen Fans, sondern auch diversen e.V.-Funktionären zu zeigen…