VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Fotografen, die am Samstag im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue (16.30 Uhr, db24-Ticker) im Grünwalder Stadion ihrer Arbeit nachgehen, werden ihre Objektive auch Richtung Ehrentribüne richten und bildlich einfangen, ob sich Robert Reisinger (59) wieder an seine Vizes Hans Sitzberger und Heinz Schmidt rankuschelt oder ob weiter Eiszeit im Präsidium herrscht? Vielleicht hat Reisinger aber auch einfach keine Zeit am Samstag...

Der Boulevard in München ist nun auch endlich aufgewacht: AZ-Reporter Matthias Eicher stellt am Donnerstag in seinem Text die Frage: “Streit um Sportchef-Posten beim TSV 1860 eskaliert: Kampagne gegen Reisingers Vize-Präsidenten?” Auch das Wort “Ideologie” fällt. Und Merkur-Reporter Uli Kellner schreibt in seinem neuesten Artikel: “Sogar von Mobbing ist die Rede.”

Wem vertrauen Sie mehr bei 1860?

Umfrage endete am 13.09.2023 09:00 Uhr
Hans Sitzberger/Heinz Schmidt
91% (5353)
Robert Reisinger
9% (527)

Teilnehmer: 5880

Auslöser ist die gescheiterte Verpflichtung von Ex-Löwen-Star Horst Heldt als Sportchef. Reisinger hatte bei der Mitgliederversammlung Anfang Juli getönt: “Ich habe mich intern dafür ausgesprochen, eine starke Persönlichkeit zu installieren. In Kürze sollte 1860 wieder einen Sportlichen Leiter von Format haben.” Doch Reisinger konnte sich nicht durchsetzen - was natürlich entscheidend am Ego des Unternehmensberaters gekratzt haben dürfte. Weder Geschäftsführer Marc Pfeifer noch die beiden Vize-Präsidenten Schmidt und Sitzberger fanden die Heldt-Idee nach dem kurzfristigen Gorenzel-Aus sinnvoll, zumal zu diesem Zeitpunkt die Transferaktivitäten für die inzwischen laufende Drittliga-Saison bereits in vollem Gange waren. Reisinger soll die ablehnende Haltung seiner Kollegen und Pfeifers angeblich als Affront gesehen haben - die Zusammenarbeit ist seitdem äußerst frostig.

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Es ist deswegen kein Zufall, dass plötzlich lanciert wird, Pfeifers Vertrag zum 31. Dezember möglicherweise gar nicht zu verlängern. Wieder ein kleines Machtspielchen im Giesinger Staat? Und das ist wieder mal typisch für die Giesinger: Ist Pfeifer, der einst von Präsident Reisinger vorgeschlagen worden ist, plötzlich einer der Buhmänner? Pfeifer wirkt spätestens seit seiner Abmahnung im Zuge der Köllner-Beurlaubung angeschlagen - mit den beiden Vize-Präsidenten soll er aber weiterhin ein vertrauensvolles Verhältnis haben. Und auch die Sponsoren schwören auf Pfeifer. Der Geschäftsführer soll auch in Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris einen Fürsprecher haben.

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Beruhigen könnte die verflixte Situation eigentlich nur der Verwaltungsrat, das mächtigste Organ des TSV 1860: Doch Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck & Co. haben erst für Mitte September ein Treffen mit dem gesamten Präsidium anberaumt. Ein Termin, der angesichts der ganzen Problematik natürlich viel zu spät ist. Auch das zeigt die Behäbigkeit an der Grünwalder Straße 114. Möglicherweise unterschätzen die Herren die Dynamik, die diese Posse bekommt. Das Unverständnis in der Fanszene wird immer größer - und auch die Sponsoren dürften verwundert die Augen rollen.

Bröckelt Reisingers Macht?

Der Langzeit-Präsident, der nach seinem Golf-Urlaub auf Teneriffa nun wieder zurück ist, machte unmissverständlich klar, dass er nicht zurücktreten werde. Stattdessen machte er auf seinem Facebook-Kanal gegenüber seinen Widersachern und Kritikern deutlich: “Das Leben ist zu kurz und ich bin zu alt, um mich mit Menschen zu umgeben, die das Konzept der Loyalität nicht verstanden haben.” Daniel Bierofka und Michael Köllner, um nur einige zu nennen, können davon ein Liedchen singen. Mit Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik, der 60 Prozent an der gemeinsamen Fußballfirma hält, hat Reisinger in seiner sechsjährigen Amtszeit bis heute nicht gesprochen.