VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (IMAGO)

Jetzt ist Robert Reisinger zurück - und wie...

In einem Interview mit der “BILD”-Zeitung richtet der 59-Jährige, der in den letzten Monaten aufgrund von beruflichen Verpflichtungen und Spanien-Urlaub komplett abgetaucht war, schwere Vorwürfe an Geschäftsführer Marc Pfeifer und die Investoren-Seite - der Grund: Die zögernde Suche nach einem Gorenzel-Nachfolger. “Als Günther Gorenzel uns seinen Wechselwunsch im Mai mitgeteilt hat, habe ich mich in Abstimmung mit den Vizepräsidenten sofort um einen geeigneten Nachfolger bemüht und Gespräche geführt. Mir war wichtig, dass die Personalie bis zum 30. Juni - dem offiziell letzten Arbeitstag von Gorenzel geregelt ist”, erklärte der Ober-Löwe gegenüber “BILD” und wird konkreter: “Das hat sich leider nicht realisieren lassen. Die Vertreter des Mitgesellschafters haben die Dringlichkeit nicht gesehen und sie wollten die Dinge selbst in die Hand nehmen. Eine Haltung, die ich persönlich ganz und gar nicht geteilt habe. Danach wurden die weiteren Gespräche in meinen Augen gezielt verschleppt - auch von der Geschäftsführung.” Ein Vollangriff auf Geschäftsführer Marc Pfeifer und die HAM-Seite.

Sein knallharter Vorwurf: “Man wollte bewusst Zeit gewinnen, um die Kaderplanung in eigener Regie durchführen zu können. Ein neuer Sportlicher Leiter hätte dabei nur gestört.” Starker Tobak, der das Verhältnis mit der anderen “Seite” auf gar keinen Fall verbessern wird. Er behauptet, dass an den Transfers “maßgeblich Anthony Power beteiligt gewesen ist” - in Zusammenarbeit mit Maurizio Jacobacci, Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris und Geschäftsführer Marc Pfeifer. Und, so Reisinger: “Fachlich beraten wurden sie dabei, nach meiner Kenntnis, von einem externen Berater”. Die “BILD” vermutet, es handelte sich hierbei um Ex-Türkgücü-Manager Max Kothny. Reisinger dazu: “Nochmals: Ich kommentiere keine Namen. Fakt ist, jetzt ist das Transferfenster zu, der Kader steht.”

Wieso hat Reisinger Ex-Löwen-Star Horst Heldt für die Sportchef-Stelle nicht mit 50+1 durchgesetzt, wurde er gefragt. Seine Antwort: “Weil es keinen Sinn macht, wenn sich der Mitgesellschafter klar dagegen ausspricht. Das ist in meinen Augen der falsche Weg.” Richtig ist, dass Reisinger für diese Entscheidung auch keine Mehrheit im Präsidium gehabt hätte. Reisinger: “Meine Vizepräsidenten Hans Sitzberger und Heinz Schmidt wussten immer, wie ich zu der Personalie Sportboss stehe. Wir haben zuletzt als Präsidium insgesamt kein gutes Bild abgegeben und das müssen wir intern aufarbeiten.”

An Rücktritt denkt Reisinger, der von vielen Teilen der Fan-Szene äußerst kritisch gesehen wird, in “keiner Weise”: “Daran habe ich nicht einmal gedacht.”