VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (IMAGO)

Vize-Präsident Hans Sitzberger, die gute Seele des TSV 1860 München, ist beileibe kein streitsüchtiger Mensch. Jetzt ruft der Unternehmer in der "Abendzeitung" zur Geschlossenheit innerhalb der eigenen Reihen auf: "Ich verstehe nicht, warum die Dinge nicht intern mit allen Beteiligten geklärt werden können und man danach gemeinsam nach außen tritt. So wie im Moment können wir nicht weitermachen." An den beiden Vize-Präsidenten liegt es nicht - Ober-Löwe Robert Reisinger geht wie immer seinen ganz speziellen Weg. Sitzberger weiter: "wir sollten uns einigen und wieder zusammenkommen." Warum der Verwaltungsrat um Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck & Co. erst Mitte September zusammenkommt, ist angesichts des Ist-Zustands in Zeiten von Zoom zumindest fragwürdig. Warum greift das Kontrollgremium des e.V. in diesen Machtkampf nicht ein? Die Herren brauchen gute Argumente...

Sitzberger stört vor allem, dass es beim TSV 1860 immer nur um Köpfe, nicht aber um eine positive Entwicklung geht. “Es geht immer nur um Personen und deren Befindlichkeiten. Nie um die eigentliche Sache, nämlich um Sechzig”, klagt er.

Seit der Reisinger-Übernahme vor über sechs Jahren gibt es nicht nur Funkstille zu Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik, sondern auch immer wieder Differenzen mit führenden Angestellten - angefangen von den beiden Übungsleitern Daniel Bierofka und Michael Köllner oder mit dem Geschäftsführer-Doppel Günther Gorenzel und Marc Pfeifer, das im Zuge der Köllner-Entlassung sogar abgemahnt worden ist. Während Gorenzel inzwischen zum österreichischen Erstligisten Austria Klagenfurt und Löwen-Idol Peter Pacult geflüchtet ist, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wie lange sich Marc Pfeifer die Löwen noch antut?

Mit Reisinger soll das Verhältnis seit der Abmahnung im Februar äußerst unterkühlt sein - besser dürfte dies auch nicht das Sprengstoff-Interview von Reisinger gegenüber “BILD” gemacht haben: Der 59-Jährige machte auch die Gechäftsführung für die verschleppte Sportdirektoren-Suche verantwortlich. Reisinger hat Pfeifer, den er gescoutet hat, damit wiederholt demontiert. Warum reitet Reisinger, der vor Jahren gerne selbst Geschäftsführer bei 1860 geworden wäre, diesen katastrophalen Kurs? Lässt sich Pfeifer nicht mehr wie eine Marionette benutzen, sondern macht das, was 1860 wirklich gut tut?

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Nicht nur bei Sponsoren, sondern auch bei Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris genießt Pfeifer einen guten Ruf. Gegenüber dem Löwen-Podcast “Radis Erben” macht sich der frühere VW-Aufsichtsrat jetzt für eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Pfeifer stark, dessen Arbeitspapier nur noch bis Juni 2024 läuft: “Er macht einen hervorragenden Job. Ich würde mit ihm gestern schon verlängern, wir sind finanztechnisch auf einem sehr guten Weg.”

Was ganz interessant ist: Bei der Mitgliederversammlung Anfang Juli warb Präsident Reisinger genau mit dieser positiven kaufmännischen Entwicklung in der Fußball-Firma - und damit auch für sich selbst.