VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

"Wir haben zuletzt als Präsidium kein gutes Bild abgegeben und das müssen wir intern aufarbeiten." Forderte Ober-Löwe Robert Reisinger (59) vor einigen Tagen in der "BILD"-Zeitung.

Der Auslöser: Durch Reisingers Alleingang in der Personalie Horst Heldt hat der erfolgreiche Unternehmensberater seine beiden Vize-Präsidenten Hans Sitzberger und Heinz Schmidt verärgert. Die Stimmung ist seitdem frostig - und die Beziehung scheint mittlerweile nicht mehr zu kitten sein.

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Der Verwaltungsrat, der Präsident Reisinger als “beste Lösung für 1860” schon zweimal seit 2017 vorgeschlagen hat, rückt in den Fokus. Die Löwen brauchen ein neues Klima, ein Klima der Zusammenarbeit und des gegenseitigen Respekts. Nach db24-Informationen soll am Freitag im investoren-kritischen Verwaltungsrat ohne jegliche Profifußball-Kompetenz (wird 2024 neu gewählt) eine Krisen-Sitzung mit dem Präsidium vorgesehen sein. db24 stellt die aktuellen VR-Köpfe vor:

Sascha Königsberg: Der 34-Jährige ist seit 2020 der alleinige Vorsitzende des Verwaltungsrats. Er soll, bevor er Funktionär bei 1860 wurde, bei der ehemaligen Ultra-Organisation “Cosa Nostra” dabei gewesen sein. Bei Königsbergs Linkedin-Konto nennt sich sein Berufstitel “Bereichsleiter Governance” bei LHM Services GmbH. Das Münchner Unternehmen ist eine Tochterfirma der Landeshauptstadt München, die zeitgemäße pädagogische IT-Dienstleistungen anbietet. Im März 2022 hat Königsberg in der “SZ” über das Präsidium gesagt: “Wir sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden…Daher haben wir uns überlegt, dass wir die vielen Ziele - Stadion, Sporthalle, Weiterentwicklung des Vereins und der Satzung, Wahrung der Mitgliederrechte hinsichtlich der 50+1-Regel - am besten mit dem aktuellen Präsidium vorantreiben können.”
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Sebastian Seeböck: Der 40-Jährige war 18 Monate Verwaltungsratsvorsitzender, dann gab er den Stab wie geplant an Königsberg ab (siehe oben). Seeböck arbeitet im Familienbetrieb für Kaffeemaschinen als Leiter des Kundendiensts. Er wird von seinem Umfeld als Karrierist beschrieben, in dessen Planung das Präsidentenamt der Höhepunkt sein könnte. Doch angesichts seiner “Jugendsünde”, als er auf der VIP-Tribüne der Allianz Arena zu Zweitliga-Zeiten ein Anti-Ismaik-Plakat “Not welcome!” präsentierte, ist das nur schwer vorstellbar. Suchte schon zu Zeiten von Ex-Präsident Gerhard Mayrhofer mit seinem Vater Peter immer die Nähe zu den Großkopferten des Klubs. Saß gemeinsam mit seinem VR-Kollegen Nicolai Walch am db24-Legendentag im Filmtheater Sendlinger Tor (u.a. mit Petar Radenkovic, Werner Lorant, Fredi Heiß) im nebenliegenden Biergarten - stiller Protest.
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Nicolai Walch: Der Rechtsanwalt aus Regensburg sitzt nicht nur im Verwaltungsrat, sondern auch im wichtigen Beirat, der u.a. für die Einstellung der Geschäftsführung zuständig ist. Gilt als Freund der “Basisdemokratie” und als Verfechter der 50+1-Regelung. 2018 hat Walch über das Präsidium gesagt: “Ich finde es absolut wohltuend, wie sich das Präsidium um Robert Reisinger verhält. Ich habe mich viele Jahre mit Sechzig befasst und es ist das erste Präsidium, bei dem ich mit der Öffentlichkeitsarbeit 100 Prozent konform gehe. Wir hatten so viele Präsidien oder Menschen in Posten, die zu allem und jedem einen Kommentar abgegeben haben und dadurch die Arbeit an der Sache in den Hintergrund gerückt ist.” Walch hat im Januar 2023 mit der früheren Ultra-Bewegung “Blue Vikings” das Pubquiz im Riffraff gewonnen. Er wird von der Investorenseite sehr kritisch gesehen. Siehe Seeböck zum Thema db24-Legendentag.
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Dr. Markus Drees: Seit 2015 im Verwaltungsrat. Um den promovierten Chemiker, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der TU München angestellt ist, ist es in den letzten Jahren jedoch relativ ruhig geworden: Der 47-Jährige war früher Vorsitzender dieses Gremiums, nun ist er nur noch als VR-Mitglied dabei. Hat die Hass-Email 2017 an die anderen acht Verwaltungsräte “Nadelstiche gegen Hasan Ismaik” verfasst. Bis heute hat sich keiner aus dem Verein bei Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik dafür entschuldigt. Bietet immer noch seinen Stadtteil-Spaziergang in Giesing zum Preis von 6 Euro an.
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Robert von Bennigsen: Der Einfluß des Hamburgers bei 1860 soll im Verein deutlich zurückgegangen sein. Hätte sich gerne mal als Präsident gesehen, die Chancen sind aber unter ein Prozent gesunken. Hat viel versprochen, aber wenig gehalten (u.a. Umsetzung von groß angelegten Schulprojekten). Als 2017 die Löwen sportlich aus der Zweiten Liga abgestiegen sind, soll er zum damaligen Präsidenten Peter Cassalette gesagt haben: “Du kannst bleiben, aber ab sofort gehts gegen Hasan - in sechs Monaten ist er weg.”
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Norbert Steppe: Seit 2018 im Verwaltungsrat - hat eine eigene Tief- und Straßenbaufirma in Altenmünster. Ist unabhängig. Das Mitglied der “Unternehmer für Sechzig” hat zuletzt der KGaA beim Teeren des Trainingsgeländes geholfen. Wurde in den letzten Jahren immer wieder an der Seite von Präsident Reisinger bei den Auswärtsspielen gesichtet.
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Christian Groß: Der Münchner Architekt tritt nicht groß in Erscheinung. Laut eines Fan-Magazins soll er sich für den “Sendlinger Bunker” und das Vorsänger-Podest in der Westkurve eingesetzt haben. Über Reisinger hat er einmal gesagt: “Herr Reisinger springt nicht ständig auf irgendeinen Zug auf. Das ist genau richtig. Man reagiert relativ nüchtern mit Pressemitteilungen. Ohne große Töne. Würde er auf alles reagieren, dann käme er ja überhaupt nicht mehr dazu, die eigentliche Arbeit zu machen.”
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Gerhard Mayer: Ist Leiter des städtischen Wohnungsamtes in München und Schatzmeister bei der Münchner SPD. Soll ein gutes Verhältnis zu Münchens OB Dieter Reiter haben. Mayer, der Mitglied in der Skiabteilung bei den “Freunden des Sechzger Stadions” und “Pro1860” ist, ist regelmässig Gast bei den Heimspielen des TSV 1860. Über die Arbeit des VR und Präsidiums hat er einmal gesagt: “Die KGaA hat einen Geschäftsführer und er muss das Tagesgeschäft machen. Also sehe ich es nicht, dass sich das Präsidium oder der Verwaltungsrat in das Tagesgeschäft einmischen sollte.”
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Beatrix Zurek: Die 63-jährige Rechtsanwältin rückte 2021 für Bürgermeisterin Verena Dietl, die ihr Amt niederlegte, in den 1860-Verwaltungsrat nach. Zurek ist bereits zum zweiten Mal in diesem Gremium dabei. Die SPD-Politikerin leitet das Gesundheitsreferat bei der Landeshauptstadt München, war davor Referentin für Bildung und Sport.
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