Köllner über 1860: "Gefühlt ausradiert - das tut weh"
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 15.09.2023 13:51
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VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Dreieinhalb Jahre stand Michael Köllner (52) beim TSV 1860 München als Cheftrainer an der Seitenlinie - bis einen Tag nach der 1:2-Heimpleite gegen Dynamo Dresden Ende Januar, als die Geschäftsführung ihn mangels Ergebnissen beurlaubt hat. Besser wurde es danach nicht - das kann man mit etwas Abstand durchaus behaupten.Jetzt, rund acht Monate später, trifft Köllner mit dem FC Ingolstadt am Samstag erstmals auf seine alte Liebe (16.30 Uhr, db24-Ticker). Und er muss den Löwen weh tun, auch um seinen eigenen Job abzusichern. “Ich freue mich schon auf das Spiel und die Begegnung. Das sind besondere Momente”, erklärte Köllner am Freitagmittag in der Spieltags-PK der Schanzer: “Ich blicke mit Stolz auf die Zeit bei 1860 zurück. Die dreieinhalb Jahre kann man nicht einfach ausradieren. Ich bin nach Daniel Bierofka in einer schweren Zeit zu 1860 gekommen. Ich glaube, wir haben eines geschafft, dass das Grünwalder Stadion immer ausverkauft war. Wir haben viele Momente erlebt, die ergreifend waren und sportlich auch viele Höhen erreicht, auch wenn es für den Aufstieg nicht gereicht hat. Ich glaube schon, dass die Fans ein besonderes Gespür dafür haben, ob jemand was leistet. Ich freue mich auf das Treffen mit den Löwen-Fans.”
Eine Spitze gegen die damalige Löwen-Geschäftsführung um Marc Pfeifer und Günther Gorenzel (jetzt Austria Klagenfurt) konnte sich Köllner am Freitag aber nicht verkneifen: “Entlassungen gehören zum Geschäft dazu, aber dass man mich so entlässt und mir nicht die Möglichkeit gibt, mich in der Presseerklärung, geschweige denn im nächsten Stadionheft zu verabschieden, das tut weh. Man fühlt sich gefühlt wie ausradiert. Ich weiß natürlich, wo das herkommt. Dass die Geschäftsführung am Ende eine Entscheidung getroffen hat, die nicht von allen gut geheißen wurde, gehört zum Geschäft dazu.”
Indirekt warf Köllner besonders Gorenzel Unfähigkeit vor: “Mein direkter Nachfolger war ja nicht Maurizio Jacobacci. Nach mir kam ein anderer, der sich ausprobiert hat und von zwölf möglichen Punkten nur zwei holte. Den Aufstieg von 1860 hat man nicht nach mir abschreiben können, sondern erst in den vier Spielen danach. Der Geschäftsführer hat sich versucht, als Trainer auszutoben. Dann weiß man, dass nach diesen vier Spielen die Saison beendet wurde…”
Die Ingolstädter werden dieses oberbayerische Derby, zu dem 13.500 Fans im Audi Sportpark erwartet werden, ersatzgeschwächt antreten müssen: Nicht nur Kapitän Lukas Fröde fällt rotgesperrt aus, sondern auch mit Simon Lorenz ein weiterer Leistungsträger: “Simon kann nicht spielen. Er hat muskuläre Probleme.”
Die Favoritenrolle schiebt Köllner den Löwen zu: “Wir sind nicht der Favorit. 1860 wird nach den Niederlagen vor Reaktion strotzen. Die wollen in die Erfolgsspur zurückkehren. Wir werden zu Hause aber alles in die Waagschale werfen, dass die Punkte in Ingolstadt bleiben. Wir wollen zeigen, dass wir heimstark sind.”