VON OLIVER GRISS

Nachdem Maurizio Jacobacci die Ansprache an die Mannschaft - einen Tag nach der 1:2-Pleite in Ingolstadt - beendet hatte, schnappte sich der 60-jährige Trainer am Sonntagmittag auf dem Einserplatz noch Jesper Verlaat und Marlon Frey, seine beiden Kapitäne: Das Sechs-Augen-Gespräch dauerte rund 20 Minuten.

Es ging in die Fehleranalyse: Warum kann 1860 seine Spiele mit dem Komfort einer 1:0-Führung nicht verteidigen? Beim Derby in Ingolstadt folgte auf eine gute erste Hälfte wieder ein Pannen-Auftritt im zweiten Abschnitt - auch bei den 1:2-Niederlagen gegen Lübeck und Aue gaben die Löwen jeweils einen Vorsprung aus der Hand. Alles Zufall? Es macht den Anschein, dass der Matchplan nicht final ausgegoren ist, vor allem dann, wenn der Gegner taktische Veränderungen vornimmt.

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“Das hat nichts mit Jacobacci-Style, mit Jacobacci zu tun”, wehrte sich der frühere Profi: “Ich wechsle ein, ich wechsle aus. Alle sagen jetzt: ‘Warum hast du Tim Rieder gebracht?’ Wieso? Erfahrung! Physis! Er ist in einer Halbzeit mehr als 6,5 Kilometer gelaufen! Wenn man die Physis anschaut, ist er bereit. Das hat nichts mit fehlender Spielintelligenz zu tun! Solche Entscheidungen passieren.” Der grausame Rückpass des lange verletzten Ex-Augsburgers leitete bekanntlich die Niederlage ein, als Rieder unbedrängt den Ball zu Torwart Hiller zurückpasste, aber übersah, dass in der Einflugschneise noch Jannik Mause stand, der zum 1:1-Ausgleich einschießen konnte. Bis dahin hatten die Löwen den Gastgeber gut im Griff.

Was danach folgte, war ein kollektives Aufgeben der Löwen. “Es geht auch viel um Psychologie. Es ist etwas Kopflastiges”, sagt Jacobacci: “Wir werden was machen - aber was, das werde ich euch nicht sagen.” Und weiter: “Der Trainer übernimmt die Verantwortung - und ich nehme die Verantwortung auf mich. Ich wechsle ein, ich wechsle aus. Ich stelle die Mannschaft auf - ihr stellt sie immer am Schluß auf…Nochmal!” Jacobaccis Forderung: “Die Mannschaft muss einfach verantwortungsbewusst auftreten und spielen. Das kann sie auch. Sie muss sich nicht verstecken gegenüber den anderen Teams in der Dritten Liga. Wir haben es schon bewiesen, dass wir es können. Meine Mannschaft kann es - und sie kann auch kämpfen!” Warum klappt das nicht über die gesamte Spielzeit? Jacobacci: “Das kann nichtmal Bayern! Es gibt solche Phasen im Spiel, wo nicht alles läuft.”

Jacobacci weiß, dass nach vier Niederlagen in Folge jetzt eine Trendwende her muss: “Sicher, wir haben jetzt vier Spiele verloren. Aber wir können auch vier Spiele hintereinander gewinnen.” Diesen Beweis muss der TSV 1860 erst noch erbringen. Ein guter Anfang wäre ein Auswärtssieg am Samstag in Halle (16.30 Uhr, db24-Ticker). “Es gilt jetzt die Köpfe freizukriegen - nicht auf das, was war, draufzuhämmern.” Vielleicht sollten die Löwen heute beim offiziellen Wiesn-Besuch die Maß dann doch mal hochheben und auf bessere Zeiten anstoßen.