VON OLIVER GRISS, IMAGO UND ULI WAGNER (FOTO)

Eigentlich sollte am Dienstagnachmittag an der Grünwalder Straße 114 der sechsköpfige KGaA-Aufsichtsrat tagen - doch es gab ein Problem: Während die HAM-Seite um den Aufsichtsratsvorsitzenden Saki Stimoniaris, Yahya Ismaik und Andrew Livingston vollzählig erschienen war, wurde von den e.V.-Kontrolleuren keiner gesichtet - ob die Sitzung dann ohne Präsident Reisinger & Co. trotzdem durchgezogen wurde, ist nicht bekannt. Eigentlich hätte es angesichts der letzten Monate genug Redebedarf gegeben. Beschlußfähig wäre das Gremium aber gewesen.

Zumindest gab’s dann hinterher auf der Empore des Hacker-Zelts beim offiziellen Wiesn-Besuch der Sechzger die obligatorische Begrüßung des Ober-Löwen am Tisch des Mehrheitsgesellschafters. Auffällig: Reisinger saß mit seinen beiden Vizes Hans Sitzberger und Heinz Schmidt an einem Tisch zusammen. Gibt’s langsam wieder eine Annäherung?

Auch Münchens OB Dieter Reiter (SPD) schaute mit seinen Sicherheitsleuten bei den Sechzgern vorbei, allerdings erst, als die Pressevertreter das Zelt verlassen mussten. Taktik, um unangenehmen Fragen zur Giesinger Stadion-Problematik aus dem Weg zu gehen? Möglich. Beide Seiten geben in dieser Thematik keine gute Figur ab. Vielleicht sollte sich 1860 überlegen, einen anderen Weg zu gehen. Für Gastgeber Andreas Steinfatt, Geschäftsführer des Bierpartners Paulaner, gab es ein Wiesn-Trikot aus den Händen von Geschäftsführer Marc Pfeifer und Trainer Maurizio Jacobacci - schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass die Löwen als ewiger Drittligist noch eine Einladung aufs Oktoberfest bekommen. Große Werbung für Hacker-Pschorr ist der Löwen-Besuch schon lange nicht mehr.

Die Mannschaft nutzte den Besuch auf dem 188. Oktoberfest zu einer willkommenen Abwechslung zum tristen Drittliga-Alltag, der zuletzt in einer bitteren 1:2-Auswärtspleite in Ingolstadt gipfelte. Es war die vierte Niederlage in Folge - so eine Negativserie gab es seit 2019 nicht mehr. “Die Mannschaft kennt ihre Situation”, erklärte Trainer Maurizio Jacobacci, der seine Lebensgefährtin Ilona Hug erstmals präsentierte: “Wir werden versuchen, miteinander das zurecht zu biegen. Meine Mannschaft hätte viel mehr verdient, als sie momentan hat.”

Nach sechs Spielen stehen nur sechs Punkte auf der Habenseite - Platz 16. Jacobacci: “Wir haben eine Resultatskrise, aber keine Krise.” Und trotzdem trommelte Kapitän Jesper Verlaat seine Löwen zusammen - zu einem Austausch ohne Trainer. “Es ging darum, die Sinne zu schärfen. Wir wissen, woran es liegt”, erklärte Verlaat: “Das Gespräch war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.”

Dass die Löwen den Wiesn-Termin wahrgenommen haben, war für Jacobacci eine Selbstverständlichkeit: “Es geht darum, zusammen eine gemütliche Zeit zu haben.” Kurzfristig hatte der Löwen-Trainer auch das Bier-Verbot aufgehoben: “Eine Maß über drei Stunden ist in Ordnung.” Morgen um 10.30 Uhr versammelt Jacobacci dann seine Löwen schon wieder auf dem Trainingsplatz - volle Konzentration auf das Auswärtsspiel in Halle (Samstag, 16.30 Uhr, db24-Ticker). Positiv: Morris Schröter steht wieder zur Verfügung. Er ist nach seiner Adduktorenzerrung wieder einsatzbereit.