VON OLIVER GRISS UND BR (FOTO)

Ja, Marc Pfeifer (42) stand am Sonntagabend das erste Mal im Scheinwerfer-Licht von "Blickpunkt Sport" - und für seine Premiere in einem TV-Studio verkaufte sich der 1860-Geschäftsführer tapfer, ohne jedoch einen Blick hinter die Giesinger Showbühne zu geben.

Pfeifer sprach allerdings über die bösen Anschuldigungen, dass das Transfergebaren an der Grünwalder Straße 114 angeblich unsauber sei. Den Stein ins Rollen hatte ausgerechnet der eigene Präsident gebracht, der ihn vor über drei Jahren vom damaligen Fünftligisten Stuttgarter Kickers nach München-Giesing gelotst hatte: Robert Reisinger kritisierte - nach wochenlangem Abtauchen - die Geschäftsführung dafür, dass die Gespräche mit Sportchef-Kandidaten verschleppt worden seien und außerdem die aus seiner Sicht zu hinterfragenden Praktiken bei der Transferaktivitäten: “Mir hat in einigen Fällen das Transfergebaren unter Beteiligung Dritter überhaupt nicht gefallen. So will ich nicht, dass in der KGaA gearbeitet wird.”

Beweise haben bis heute weder Reisinger noch die Fanblogger von Sechzger.de geliefert - und das wird aus Sicht von Pfeifer auch so bleiben, wie er Moderator Markus Othmer am Sonntagabend glaubwürdig vermittelte: “Wir nehmen das unglaublich ernst. Wir wehren uns auch vehement gegen die Vorwürfe, die im Raum stehen. Denn Fakt ist, ich habe die sportliche Entscheidung, die im Bereich Scouting und Trainer-Gemeinschaft getroffen wurde, und die Verhandlungen im Sinn der KGaA geführt.”

Und Pfeifer schob nach: “Ich habe auch keinen Spieler motiviert, den ein oder anderen Berater zu bevorzugen. Im Gegenteil: Wir haben eine sehr heterogene Berater-Landschaft, bezogen auf all unsere Spieler und Spielerverträge. Und auch wenn der ehemalige Kollege aus München genannt ist (Max Kothny, d. Red.), natürlich kennen wir den. Wir haben uns viel über die Stadion-Themen ausgetauscht. Aber ich hatte im kompletten Transferfenster mit Max Kothny keinen Kontakt.”

Gibt es jetzt ein rechtliches Nachspiel für die Fan-Blogger? Pfeifer: “Zwei Aussagen dazu: Das eine ist natürlich allgemeiner ausgedrückt: Das merken wir immer, wenn Ideologie Einzug in die Berichterstattung hält, dann schadet das 1860 München. Das kann nicht unser Ziel sein - egal, welche Ideologie dem Ganzen zugrunde liegt. Wir geben den Initiatoren die Möglichkeit, dies richtig zu stellen und da sind wir sehr zuversichtlich, dass das auch von deren Seite umgesetzt wird.”

Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass sich Reisinger noch vor einigen Wochen bei der 1860-Mitgliederversammlung für die Arbeit seines Geschäftsführers selbst gefeiert hat und jetzt ein Nicht-Verhältnis pflegt. Seine Aussage im Juli: “Zwischen den Spielzeiten 2017 und 2023 konnten wir Erlöse aus Sponsoring von 1,54 Million Euro auf 3,9 Millionen Euro steigern. Die Anzahl der Partnerschaften stieg von 144 auf 225 und im gleichen Zeitraum wurden immer mehr Dauerkarten verkauft. Waren es 2019 noch 9103, konnten in der vergangenen Saison 11.860 Dauerkarten erzielt werden. Dadurch war es möglich, den Sportetat Jahr für Jahr zu steigern. Das alles trotz ungünstigster Voraussetzungen.”

Ist es verletzter Stolz, dass Reisinger jetzt ausgerechnet in Pfeifer einen neuen Gegner sieht?