VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Dass mehr Ballbesitz nicht immer gleichzeitig Sieg heißt, lässt sich am 1860-Auswärtssieg in Halle (2:0) ablesen: Die Elf von Trainer Maurizio Jacobacci kam über die heißen 96 Minuten nur auf eine Ballbesitz-Quote von 41,9 Prozent - und das lag vor allem daran, dass die Löwen neben ihrem Glück auch sehr gut gegen Ball und Gegner gearbeitet haben. Die db24-Einzelkritik:

Marco Hiller (Note 3): Insgesamt flogen 19 Schüsse auf sein Tor, nur vier direkt auf den Kasten des Löwen-Keepers - und die entschärfte Hiller mit Klasse und großem Einsatz. Ausbaufähig ist aber weiterhin sein Aufbauspiel, wenn die Sechziger im eigenen Sechzehner filigran aufbauen wollen. Herzinfarktgefahr!

Niki Lang (Note 2): Wichtiger Zweikämpfer in der Viererkette: Spielt nicht die feine Klinge, muss er auch nicht - sein Präsenz und seine für einen Verteidiger gute Antrittsschnelligkeit hilft den Löwen ungemein. Konnte sich für 16 Balleroberungen feiern lassen. Dürfte seinen Platz als Rechtsverteidiger vorerst sicher haben.

Jesper Verlaat (Note 2): Zeigte das notwendige Profil in Halle - starke Körpersprache. Gab keinen Ball verloren. So stellt man sich einen Kapitän der Löwen vor. Weitermachen!

Leroy Kwadwo (Note 2): Je länger die Partie dauerte, desto sicherer wurde der Neuzugang aus Duisburg. Kann er diese Leistung konservieren, ist den Löwen geholfen.

Fabian Greilinger (Note 2): Wenn er nicht spielt, merkt man erst, wie sehr sein Löwen-Herz auf dem Platz fehlt - und in Halle hat er allein mit seiner Anwesenheit viel bewirkt und die Kollegen animiert. Manchmal zwar etwas hölzern, aber willig ohne Ende. Der Prototyp eines Löwen-Spielers. Wenn er den Kopf noch öfter hochnehmen würde, dann wird das was.

Niklas Tarnat (Note 3): Spielte den Abräumer vor der Viererkette: Nicht groß auffällig, konnte er aber viele Räume dicht machen. 73 Prozent seiner Aktionen waren erfolgreich und lief damit seinem Nebenmann Marlon Frey (47 Prozent) deutlich den Rang ab. Interessanter Fakt: Tarnat stand bei allen Siegen in der Startelf.

Marlon Frey (Note 4): Fremdelt immer noch im Löwen-Spiel: Gab eine sehr unglückliche Figur ab. Er will, keine Frage, aber trifft leider auch oft die falsche Entscheidung. In der 61. Minute erlöst. Will er seinen Stammplatz behalten, muss er sich gewaltig steigern. Lange kann Trainer Jacobacci nicht mehr die schützende Hand über ihn heben.

Julian Guttau (Note 3): Hatte nicht die großen Szenen, aber: Beim 2:0 war er da und traf gegen seine alte Liebe Halle zum wichtigen Endstand. Drei Saisontreffer hat der Neuzugang jetzt schon auf dem Konto. Chapeau!

Morris Schröter (Note 2): Wohl dem, der einen Schröter in den eigenen Reihen hat. Beschäftigte die linken Verteidiger der Hallenser immer wieder: Traf aufgeweckt zum 1:0 - und bereitete auch das 2:0 mit gutem Auge mustergültig vor. Verbuchte allein 70 Aktionen, was für einen Außenbahnspieler viel ist.

Eroll Zejnullahu (Note 4): Beruhigte in den ersten 45 Minuten gekonnt immer wieder das Spiel, baute nach dem Seitenwechsel aber stark körperlich ab und wurde nach 61 Minuten ausgewechselt. Wenn er seinen Fitnesszustand verbessert, ist er ein Gewinn für 1860.

Joel Zwarts (Note 4): Neue Chance, alte Probleme: Bewegt sich nicht so, wie man es von einem Spieler mit seiner Qualität erwarten sollte. Stagniert momentan, zu seiner Ehrenrettung muss man aber sagen, dass er kaum brauchbare Bälle in den Fuß bekommt. Nur 38 Prozent seiner Aktionen waren erfolgreich. Braucht er vorne mehr Unterstützung?

Albion Vrenezi (Note 4): Jacobaccis Plan hätte aufgehen können, den Ex-Regensburger für die letzten 30 Minuten zu bringen, wenn Vrenezi nach der Einwechslung sein Potential abgerufen hätte. Muss beim Stand von 2:0 für den freistehenden Zwarts servieren. Fahrlässig seine Abspielfehler, ist zudem viel zu leicht vom Ball zu trennen. Weniger denken ist manchmal mehr.

Fynn Lakenmacher (Note 3): Hohe Laufbereitschaft und nicht zu unterschätzende Ringer-Qualitäten bei der Ballbehauptung. In diesem Stil darf er gerne weitermachen!

Tim Rieder (Note 3): Kam in der Schlußviertelstunde für Niklas Tarnat und brachte sich als Joker gut ein. Hat seinen Fauxpas von Ingolstadt, als er das 1:1 mit einem Rückpass einleitete, bereits wieder vergessen. So funktioniert Vergangenheitsbewältigung. Auf Rieder kann man sich verlassen.

Manni Starke (Note 3): Seine Rote Karte in den Schlußminuten schmerzt, weil man sich auf ihn eigentlich immer verlassen kann, ob als Stammkraft oder Joker. Machte bis zu seinem Ausschluß ein sehr ordentliches Spiel.

Michael Glück: Kam zu spät für eine Bewertung.

Maurizio Jacobacci (Note 2): Dass die Mannschaft geliefert hat, lag auch daran, dass Jacobacci in den Tagen zuvor viele Gespräche geführt hat. Diese Willensleistung ist auch ein Statement für seine Arbeit. Wichtig zu beobachten war auch, dass er bei den Ein- und Auswechslungen diesmal alles richtig gemacht hat - und damit gezeigt hat, dass er lernfähig ist.