VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Maurizio Jacobacci kämpft - für seine Mannschaft, aber auch für sich selbst...

Emotional wie lange nicht zeigte sich der Löwen-Trainer am Freitagnachmittag in der Spieltags-PK vor dem Hit gegen Dynamo Dresden (Samstag, 14.03 Uhr, db24-Ticker). “Ich bin ein Typ, der sehr viel in sich reinhorcht und selbst reflektiert. Ich versuche immer wieder, mich zu verbessern. Ich mache auch nicht alles richtig - das habe ich auch nie gesagt. Ich bin ein Mensch mit Emotionen. Ich höre auch zu”, erklärte der 60-jährige Löwen-Dompteur, der es nicht verheimlichen kann, dass ihn die Störfeuer innerhalb des Vereins beschäftigen: “Trotz dieser Situation: Ich bin gerne da. Ich arbeite gerne mit den Jungs. Der Wunsch ist, so positiv wie möglich aufzutreten und dass man so positiv wie möglich von meinem Team spricht. Natürlich gehören da auch die Resultate dazu.”

Jacobacci hatte die PK im Container an der Grünwalder Straße 114 zunächst mit einem Monolog begonnen und sich demonstrativ vor seine Mannschaft gestellt: “Es ist schade, dass der Herr Kellner (Redakteur der TZ, d. Red.) nicht da ist. Ich hätte gerne gewusst, was eigentlich sein Ziel war, mit seinem Bericht von heute. Aber er kann mir diese Antwort natürlich nicht geben.” Der Löwen-Reporter hatte geschrieben, dass Jacobacci die Niederlage in Ulm massgeblich auf das Wetter geschoben hatte - und das wollte Jacobacci so nicht stehen lassen: “Wenn ich noch einmal kurz auf das Spiel vom Dienstag zu sprechen komme, ist es klarzustellen, dass ich keine Ausreden suche, wie wir das Spiel verloren haben - nicht wegen des Windes, nicht wegen meiner Haarpracht, nicht wegen Pyros. Aber in der ersten Halbzeit hatten wir, was um den Strafraum herum passierte, viel mehr Möglichkeiten als der Gegner.”

Jacobacci zählte aus seiner Sicht Offensivaktionen auf, die auch eine Krönung hätten erfahren können, wenn die jeweilige Situation cleverer ausgespielt worden wäre. Aber so war’s eben nicht - und so konnte die 8500 mitgereisten Löwen-Fans nur eine zwingende Torchance von Eroll Zejnullahu sehen. Zu wenig für eine Mannschaft, die zuvor zwei Siege gegen Halle (2:0) und Verl (1:0) in Folge gefeiert hatte.

Jacobacci richtete seine Worte an die anwesenden Reporter: “Ihr müsst schon wissen, wir haben in der ersten Hälfte gegen den Wind gespielt - das war nicht einfach. Alle langen Bälle kamen fünf bis zehn Meter zu kurz. Das ist klar durch den Wind, aber das Tor bekommen wir des Windes wegen. Die Flanke - und das hat auch der Torschütze bestätigt, wollte flanken. Es war ein Zufallsprodukt, nichts Gewolltes. Wir haben nur die Chance zugelassen, bei der sich Niki Lang verletzt. Schaut mal die erste Halbzeit an: Ich rede nur von der ersten Halbzeit. Denkt mal nach!” Sein Vergleich: “Wenn ein Sprinter gegen den Wind 100 Meter sprintet, will er einen Weltrekord machen? Das ist schwierig! Er kann alles in die Waagschale werfen, er wird nie diese Zeit schaffen, die er normalerweise hat. Der Wind ist ein Produkt, das in der ersten Hälfte nicht für uns gesprochen hat. Ich sage aber nicht, dass wir wegen des Windes verloren haben. Das ist nur eine Feststellung. Das ist etwas Anderes. Ich suche keine Ausreden. Die zweite Hälfte war nicht gut, da bin ich absolut einverstanden mit euch. Das war ungenügend.”

Sein Wunsch ans Löwen-Umfeld: Etwas mehr Demut. “Jedes Spiel ist schwierig. Wir können nicht sagen, weil wir 1860 München sind, müssen wir den und die schlagen. Jedes Spiel ist schwierig. Es liegt nicht an der Einstellung. Wir arbeiten mit den Spielern, die wir zur Verfügung haben und die versuchen wir, stark zu machen. Dass es Ups und Downs gibt - das ist im Moment so”, erklärte Jacobacci: “Ich habe nie gesagt, wir wollen einen Zwei-Punkte-Schnitt oder dass wir aufsteigen wollen.”