VON OLIVER GRISS

Der TSV 1860 München ist schon ein sehr spezieller Klub - da kommt's schon mal vor, dass irgendwelche Fan-Wünsche schnell mal als Wahrheit "verkauft" werden.

Neuester Fall: Das Fan-Portal “Löwenmagazin”, bei dem der umtriebige Chefphilosoph Arik Steen (der bürgerliche Name ist der Redaktion bekannt) sein Bestes gibt, hat am Donnerstag einen Artikel mit der Headline “HAM International hat attraktive Angebote für Anteile an der TSV 1860 KGaA vorliegen” veröffentlicht. Darin heißt es: …”Nun könnte Hasan Ismaik seine Anteile zeitnah verkaufen. Ihm liegen mindestens zwei äußerst attraktive Angebote vor. Das weiß das Löwenmagazin aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen. Unter anderem wurden wir dabei seitens eines potentiellen Käufers kontaktiert, um eine Grundstimmung bei den Fans abzurufen.” Top-Recherche! Bei 1860 wissen die Fans mehr als die Protagonisten.

db24 weiß aus sicherer Quelle: Hasan Ismaik liegen weder lukrative Kaufangebote vor, noch hat der Jordanier irgendein Interesse, seine 60 Prozent an der Profifußball-Firma zu verkaufen. Das war so, ist so - und wird auch so bleiben. Wer Aktienbesitzer ist, weiß: Man verkauft nie am Tiefpunkt. Und ich verkaufe beispielsweise meinen Oldtimer (53 Jahre alt) auch nicht mit dem aktuellen Höchstwert und das ist Stand jetzt ungefähr das Zehnfache vom Einkaufspreis. Wozu?

Ja, und natürlich würden sich Konzerne wie Red Bull oder BMW beim Löwenmagazin melden - darin bestehen überhaupt keine Zweifel. Wo sonst sollte man sich auch über den Altmeister von 1966 informieren? Und ob der Bäcker Maier aus Sendling oder der Metzger-Schorschi aus Otterfing bei Sechzig einsteigen will, und ob eine der Quellen am Grünspitz liegt, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen. Einen Kontakt nach Abu Dhabi gibt es jedenfalls nicht.

Die Giesinger Märchenstunde, Folge 1653 - sie befindet sich gerade wieder in ihrer Hochphase, die unter dem Motto steht: “Wie bekomme ich den bösen Hasan los, diesen Fiesling, der 1860 im Jahr 2011 gerettet hat, als kein bayerisches Unternehmen trotz Allianz Arena im Rücken den Traditionsverein für fünf Euro kaufen wollte?” Mal wieder eine konstruierte Ablenkung von der Giesinger Sacharbeit? Oder vielleicht ist der fleißige Autor einfach nur mit seinem Finger auf der Tastatur abgerutscht und wollte die Meldung eigentlich gar nicht veröffentlichen. Man weiß es nicht…

Weil das Löwen-Umfeld seit 6,5 Jahren außerordentlich akribisch erfinderisch ist, wollten wir nochmal die tollsten Giesinger Ergüsse in einem kleinen db24-Ranking aufführen (diese Liste ist natürlich bei Interesse erweiterbar):

  1. Konto der KGaA leer geräumt, Gehälter nicht überwiesen, 31. Mai 2017
  2. Mitglieder stimmen für Trennung von Investor Ismaik, 21. Juli 2017
    3. Insolvenz-Gerüchte um 1860, 9. Dezember 2022
    4. Cassalette: “Von Bennigsen meinte: “In sechs Monaten ist Hasan weg!, 30. Mai 2023”
    5. “Nadelstiche gegen Ismaik”: Drees schreibt brisante Email, 18. Januar 2018

Aufgeklärt sollten möglichst schnell auch die von Präsident Robert Reisinger und einem weiteren Fanportal erhobenen Vorwürfe gegen die KGaA und damit Geschäftsführer Marc Pfeifer zum Thema “Transfergebaren”. In der BR-Kultsendung “Blickpunkt Sport” sagte Moderator Markus Othmer zuletzt süffisant, nachdem Pfeifer rechtliche Schritte angekündigt hatte: “Dauert das auch wieder 100 Tage?” Oder hat bei 1860 vielleicht jemand ein Interesse, dass die Fakten nicht auf den Tisch kommen? Als oberster Repräsentant ist Reisinger jetzt in der Pflicht, bei diesem heiklen Thema gemeinsam mit Pfeifer Fakten zu schaffen. Nicht, dass die Giesinger Märchenstunde eine Fortsetzung findet.