VON OLIVER GRISS, UND IMAGO (FOTO)

Als die Löwen nach dem 1:1 in Münster am späten Sonntagabend die Lufthansa-Maschine LH093 am Terminal 2 verlassen, steigt auch Marco Hiller aus dem Flugzeug. Der 27-jährige Torwart humpelt leicht - genau deswegen musste er Stunden zuvor, kurzfristig und zur Überraschung aller Fans, auf seinen Einsatz im Auswärtsspiel im Preußenstadion verzichten.

Was ist passiert? Der Aufstiegstorwart von 2018 hatte sich im Abschlußtraining am Samstagmittag an der Grünwalder Straße 114 nach einem Zweikampf am Knie verletzt - doch auch Hiller selbst glaubte, es sei nur eine Prellung, die ihn nicht am Spielen hindern würde. Deswegen flog er auch mit nach Münster. Doch am Sonntagmorgen musste sich der Torwart eingestehen, dass das Knie so eingeschränkt ist, dass er nicht eingesetzt werden kann.

Heute hat Hiller einen Arzttermin. Dort soll eine Kernspintomografie Aufschluß darüber geben, wie schwer Hillers Verletzung ist. “Marco hat sich im Training ein wenig das Knie verdreht - und jetzt müssen wir schauen, was genau mit dem Knie ist”, erklärte Maurizio Jacobacci gegenüber db24: “Wir hoffen alle, dass die Diagnose nicht so schlimm ist.”

Hiller war in den letzten Wochen eine der großen Konstanten bei den Löwen - abgesehen vom 0:1 in Ulm brachte das Eigengewächs meist gute Leistungen in der laufenden Drittliga-Saison. Sein Noten-Durchschnitt liegt bei 2,8 - damit liegt er im Vergleich mit seinen Kollegen auf Platz 6.

94819.jpg

Doch sein Vertreter David Richter, der im vergangenen Sommer ablösefrei von Regionalligist Kickers Offenbach zu den Löwen wechselte, machte seine Sache in Münster nicht nur gut, sondern ausgezeichnet (db24-Note 1). Mehrmals verhinderte Richter beim Stand von 0:0 den Einschlag - und auch sonst gefiel der Sommertransfer als umsichtiger, ruhiger und vorausschauender Torwart mit einem reifen Aufbauspiel. Der 24-Jährige bestätigte damit den guten Eindruck aus der Vorbereitung, in der er im Gesamturteil prinzipiell besser abschnitt als Hiller, aber sich Jacobacci trotzdem gegen ihn entschieden hatte. Jetzt konnte Richter sich bei seiner Drittliga-Premiere von seiner besten Seite zeigen und Überzeugungsarbeit leisten. All zu viel wollte Richter über seinen Premieren-Tag nicht sagen. Nur so viel: “Ich bin gut beraten, den Mund zu halten und meine Leistung zu zeigen. Aber ich weiß, was ich kann. Das war noch nicht alles.” Hört sich auch wie eine Kampfansage an, dass er nur ungern wieder den Löwen-Kasten verlassen will.

94807.jpg

Jacobacci gegenüber db24: “Wir müssen uns keine Sorgen machen, was die Torhüter-Position anbelangt, weil wir wissen, dass es Hiller bis Münster gut gemacht hat, aber auch Richter ganz hervorragend war. Das war eine souveräne Leistung in Münster. Er hat alles gemacht, was er machen muss. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass wir zwei solch gute Torleute haben.”