VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Man kennt das ja von seinen eigenen Vereinen: Vieles wird unter den Tisch gekehrt, damit Unangenehmes und Fehlentscheidungen nicht ans Tageslicht kommen. Auch beim DFB soll es nicht ganz sauber zugehen - das ist zumindest die Meinung des früheren DFB-Präsidenten Fritz Keller. "Es ist viel unter den Teppich gekehrt worden in den vergangenen Jahren, es sind immer noch Verfahren anhängig. Ich würde erwarten, dass der DFB die Missstände in seiner internen Revision konsequenter angeht und nicht irgendwie hofft, dass alles unterm Teppich bleibt", erklärte Keller der "Frankfurter Rundschau": "Dieser Laden muss aufgeräumt werden. Das ist immer noch nicht ausreichend passiert."

Der 66-Jährige erwartet mehr Bereitschaft zur Aufklärung, vor allem bei den Entscheidungen, die dem DFB viel Geld kosten: “Weil man weiß, dass der DFB so löchrig ist wie ein Großsieb, mussten die operativen Fachleute im Finanzbereich, auf die niemand gehört hat und die man loswerden wollte, teuer abgefunden werden. Da wurde sozusagen Schweigegeld bezahlt.” Es sei unfassbar, wie viel Geld der DFB allein für Anwaltskanzleien und dubiose “Aufklärungs”-Firmen ausgegeben habe. “Geld, das für den Fußball ausgegeben werden sollte, nicht für Juristen und Ex-Geheimdienstler. Das sind aus meiner Sicht Fälle von Untreue.”

Kritisch sieht Keller auch die Rolle von Andreas Rettig als neuer Sport-Geschäftsführer des DFB. Dieser habe keine ruhmreiche Vergangenheit bei der DFL und habe Wahlkampf für Neuendorf gemacht. “Im Gegenzug erhält er nun diese herausgehobene Position im DFB. Das hat mindestens ein Geschmäckle.” Wegen Rettig hatten sich auch Oliver Mintzlaff und Karl-Heinz Rummenigge aus der Task Force der DFL verabschiedet.

Keller musste im Mai 2021 zurücktreten, nachdem er den damaligen Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch während einer DFB-Sitzung mit dem Namen eines NS-Richters bezeichnet hatte.