VON OLIVER GRISS UND CATHRIN MÜLLER (MIS)

Nein, Maurizio Jacobacci (60) konnte die Stunden nach dem 1:1 in Münster nicht einschlafen, nachdem der TSV 1860 spät vom Auswärtstrip zurückgekehrt war - und so stand für ihn noch einmal eine ausführliche nächtliche Videoanalyse auf dem Programm: "Ich habe mir das ganze Spiel noch einmal angesehen."

Der Grund: Wieder einmal hat der Löwe geführt - und wieder einmal hatte er sich die fette Beute kurz vor Schluß entreißen lassen. Jacobaccis Fazit: “Der Ball, der zum Ausgleich führte, war kein Freistoß, aber man kann sich in dieser Szene auch anders verhalten, denn wir waren mit zwei Mann dort. Wir hätten aber auch das Gegentor besser verteidigen müssen. Wenn man 1:0 kurz vor Schluß führt, dann sollte die Messe gelesen sein.”

Wieder einmal fehlte vor allem die finale Cleverness, dass sich die neu zusammen gestellten Löwen auch selbst belohnen. “Nach unseren Balleroberungen hätten wir viel ruhiger agieren müssen und den Ball laufen lassen müssen. Wir haben in der Schlußphase nur noch den Ball nach vorne geschlagen. Wir brauchen die Ruhe am Ball - daran werden wir die nächsten Tage arbeiten”, mahnte Jacobacci: “Am Ende bekommen wir aber noch den Lucky Punch, doch Albi Vrenezi platziert den Ball nicht Richtung ersten Pfosten, sondern schießt den Torwart an. Das wäre das 2:1 gewesen und Münster wäre nicht mehr zurückgekommen.”

So aber stand auf der Anzeigetafel im Preußenstadion ein ärgerliches, aber letztlich gerechtes 1:1, das sich für Torwart David Richter wie “eine Niederlage anfühlte”. Statt auf Platz sechs zu springen, verschlechterte sich die Position der Löwen: Sie fielen auf Rang 14 zurück. Dass 1860 einen Vorsprung aus der Hand gab, passierte in dieser Saison nicht das erste Mal. Insgesamt viermal konnten die Jacobacci-Löwen ein 1:0 nicht über die Zeit retten. Beim 1:2 gegen Lübeck, beim 1:2 gegen Erzgebirge Aue und beim 1:2 in Ingolstadt und jetzt eben beim 1:1 in Münster.

Warum belohnt ihr Euch so selten, Löwen?

Was nicht nur Jacobacci ärgern wird: Würde es für die Löwen die Schlußviertelstunde nicht geben, wären sie laut dem transfermarkt.de-Tool nicht Tabellen-14., sondern würden hinter Dynamo Dresden und Ulm mit 20 Punkten auf Rang drei stehen. Hätten sechs Punkte mehr. Was im Umkehrschluß natürlich auch bedeutet: Die Qualität im Kader ist zweifelsohne vorhanden, nur eben muss sich die Mannschaft noch besser abstimmen, beziehungsweise in der Endphase des Spiels noch sorgsamer verteidigen. Gegen die Bundesliga-Reserve des SC Freiburg bekommen die Löwen am kommenden Samstag (14 Uhr, db24-Ticker) eine neue Gelegenheit, den Kritikern zu zeigen, dass sie auch bis in die Nachspielzeit rein wach sind.