Nach dem 1:1 in Münster: Die db24-Einzelkritik
- VON OLIVER GRISS UND CATHRIN MÜLLER (MIS)
- 17.10.2023 14:31
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VON OLIVER GRISS UND CATHRIN MÜLLER (MIS)
Würde man allein die Zahlen von Daten-Analyst Wyscout in Betracht zieht, würde man glauben, Preußen Münster hatte den TSV 1860 beim leistungsgerechten 1:1 regelrecht hergespielt. Der Ballbesitz lag laut der Statistik bei 64,2 Prozent für die Gastgeber. Wir haben die Löwen-Profis für ihre Darbietung im Preußenstadion bewertet - die db24-Einzelkritik:David Richter (Note 1): Bärenstarkes Drittliga-Debüt. Kurzfristig bekam der frühere Offenbacher für den angeschlagenen Torwart Marco Hiller seine Feuertaufe spendiert. Der Sommer-Neuzugang lieferte ein fehlerloses Spiel ab und setzte eine neue Marke im Torwart-Duell. Wenn der 24-Jährige gegen Freiburg II ähnlich performt, dürfte auf Trainer Jacobacci eine schwere Entscheidung zukommen, wenn sich Hiller wieder fit meldet.
Kaan Kurt (Note 2): Sehr beweglich, sehr aufmerksam - so hat er seinen Platz in der Viererkette sicher. Wenn man etwas kritisieren mag, dann vielleicht dieses Aspekt, dass sich der Ex-Gladbacher noch mehr in die Offensive einschalten könnte.
Jesper Verlaat (Note 2): Das Hirn der Löwen-Abwehr: Kompromisslos, dominant, aggressiv - einfach gut. Die Beförderung zum Kapitän hat ihn sportlich auf eine andere Ebene gehoben. Hat damit bei den Vertragsgesprächen (sein Kontakt läuft 2024 aus) die Pokerkarten in der eigenen Hand.
Niki Lang (Note 3): Eigentlich agierte der Starnberger sehr gewissenhaft - doch in der 87. Minute, als Schreder zum 1:1 Ausgleich einköpfte, war er gemeinsam mit Glück einmal schlecht beraten. Springt er vorher ab, kommt der Gegner erst gar nicht an den Ball.
Fabian Greilinger (Note 3): Der Herz-Löwe. Sein Tempo und seine Aggressvität sind ein Faustpfand für einen Stammplatz in der Viererkette.
Niklas Tarnat (Note 4): Hatte in seinen 45 Minuten laut Wyscout nur drei Zweikämpfe geführt, davon nur einen gewonnen. Blieb in der Halbzeitpause in der Kabine, weil er zuvor seine fünfte gelbe Karte kassiert hat. Muss gegen Freiburg 2 zuschauen.
Tim Rieder (Note 3): Muss sich nach seiner siebenmonatigen Verletzungspause weiter akklimatisieren: Es war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, auch wenn er noch lange nicht der Alte ist. Seine Zweikampfquote von 25 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ist allerdings deutlich zu wenig für einen Abräumer seiner Qualität.
Morris Schröter (Note 3): War ein Aktivposten - zumindest solange die Luft reichte. Muss das 1:0 frühzeitig machen, als er seinem Widersacher entwischt war. Die Löwen müssen es schaffen, Schröter körperlich so einzustellen, dass er der Mannschaft länger helfen kann.
Julian Guttau (Note 4): Noch sehr zurückhaltend, was vermutlich mit seiner Virus-Erkrankung zu tun hat. Noch nicht diese Präsenz, die man von ihm kennt. Kam bei seinem 83-Minuten-Einsatz auf 41 Aktionen - im Schnitt kommt er im bisherigen Saisonverlauf auf 63.
Valmir Sulejmani (Note 4): Das Bemühen konnte man ihm nicht absprechen. Wäre sein Traumpass über 30 Metern von Schröter verwertet worden, hätte er sich für eine starke Vorarbeit feiern lassen können. So aber blieb es ein Auftritt mit Licht (43 Aktionen in 61 Minuten) und Schatten (kein Schuß aufs Tor).
Joel Zwarts (Note 3): Teilweise wurde der Holländer gedoppelt und dabei mit unfairen Mitteln bekämpft - wirkte deutlich agiler als in den Vorwochen: Hatte er vor der Pause noch die “Tausendprozentige” liegengelassen, so nahm er ein Verlaat-Zuspiel gekonnt auf und entwischte gleich drei Gegenspielern und schoß überlegt zum 1:0 ein. Wenn er den Ball in den Fuß bekommt, dann ist immer mit ihm zu rechnen.
Marlon Frey (Note 5): Bringt seine Qualität - warum auch immer - nicht auf den Platz. Kam nach dem Wechsel für Tarnat und enttäuschte. Muss unbedingt an seinem Zweikampfverhalten und seiner Schnelligkeit arbeiten.
Albion Vrenezi (Note 4): Kam als Joker. Hätte das Spiel kurz vor Schluss entscheiden können, als er richtig in den Strafraum eingelaufen war, aber ihm dann vor Preußen-Keeper Schulze Niehaus die Nerven versagten.
Manni Starke (Note 4): Sollte das Spiel nach seiner Einwechslung regulieren - schaffte der 32-jährige Routinier nicht so recht. Führte fünf Zweikämpfe und konnte nur einen davon für sich entscheiden.
Michael Glück (Note 3): Jacobacci brachte den jungen Österreicher, um für Stabilität und Lufthoheit zu sorgen. Gelang ihm zunächst, doch beim entscheidenden Luftkampf in der 87. Minute war er nur zweiter Sieger, als Schreder zum 1:1 einköpfen konnte.
Maurizio Jacobacci (Note 3): Lange sah es so aus, dass seine Taktik und Live-Entscheidungen aufgehen würden - doch ein Standard-Blackout kurz vor Schluß entriss den Löwen mögliche drei Punkte. Was für Jacobacci spricht: Die Mannschaft präsentiert sich als willige Einheit. Was dringend verbessert werden muss: Ein 1:0-Vorsprung sollte nicht immer nur verwaltet werden, sondern 1860 sollte zeitnah aufs zweite Tor gehen. Wenn die Löwen das hinbekommen, werden sie sich auch bald belohnen.