VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Er belebte gemeinsam mit Karl-Heinz Wildmoser die Löwen wieder, befreite den TSV 1860 von der Amateurliga - und doch war nach neuneinhalb Jahren schlagartig die Erfolgsehe vorbei: Heute vor 22 Jahren, am 18. Oktober 2001, wurde der große Werner Lorant beurlaubt. Wenige Tage nach dem 1:5 im Stadtderby gegen den FC Bayern und dem Absturz auf Platz 10 - wohlgemerkt in der Bundesliga. Der Aufsichtsrat um den damaligen OB Christian Ude und Bürgermeister Hep Monatzeder, aber auch Teile der Mannschaft hatten sich gegen Lorant gestellt: Nicht wenige Spieler meldeten sich krank.

Wildmoser damals: „Der Auslöser war, dass wir in den vergangenen Wochen nicht erfolgreich gespielt haben und angesichts der Stärke unseres Kaders nicht zufrieden sein können. Ausschlaggebend aber war die blamable Niederlage im Derby, wobei nicht das Ergebnis entscheidend war, sondern die Art und Weise, in der wir uns ergeben haben“, begründete Wildmoser seine Entscheidung, die er dem nichtsahnenden Lorant mitteilte. Die Löwen-Ikone fuhr dann heim nach Oberdorfen und verabschiedete sich nicht mal mehr von den Spielern. Später war Lorant u.a. noch Trainer bei Fenerbahce Istanbul und der SpVgg Unterhaching.

Aktuell wohnt der 74-Jährige zurückgezogen in Waging am See und genießt im Landkreis Traunstein seinen Lebensabend. Ab und an ist Lorant noch zu Gast im Grünwalder Stadion, aber zuletzt immer seltener, weil er mit dem Löwen-Fußball von heute nur noch wenig anfangen kann. Auch im Verein hat er keine Bezugsperson, was angesichts von Lorants Höchstleistungen für diesen Verein ein Trauerspiel ist. Von wegen große Traditionspflege. Lorant war es, der den Verein von der Bayernliga bis in den Europapokal geführt hat - eine Leistung, von der man heute nur noch träumen kann.

22 Jahre später muss man sagen: Dass Lorant gehen musste, war einer der größten strategischen Fehler in der Geschichte des TSV 1860, denn danach begann der qualvolle Abstieg…