VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

1860-Vize Heinz Schmidt ist normalerweise nicht der Mann der großen Worte. Jetzt aber hat er sich dem e.V.-nahen "Wochenanzeiger" gestellt. Der Steuerberater aus Wasserburg widerspricht Aussagen, dass die Sportdirektoren-Suche kurz vor dem Abschluß stehe und Dr. Christian Werner demnächst eingestellt wird: "Das kann ich nicht bestätigen." Der 62-Jährige bestreitet auch, dass er nach der beruflich bedingten Auszeit von Präsident Robert Reisinger einer Findungskommission angehört hätte: "Der Begriff Findungskommission stammt nicht von mir. Nach meiner Erinnerung hat sich auch nie eine solche konstituiert. Ich habe in meiner Funktion als Präsidiumsmitglied auf Einladung der Geschäftsführung an persönlichen Vorstellungsrunden einzelner Kandidaten teilgenommen."

Die Bewerber stammen laut Schmidt auch alle von Geschäftsführer Marc Pfeifer, was ja auch seine Aufgabe war, einen Sportchef unterhalb der Geschäftsführung zu suchen. Jetzt sagt aber Schmidt: “Ich plädiere wie der gesamte Verein für die Bestellung eines zweiten Geschäftsführers. Das Vier-Augen-Prinzip hat sich bewährt und ein zweiter Geschäftsführer kann auch Marc-Nicolai Pfeifer entlasten. Zuständig für die Bestellung eines Geschäftsführers ist der Beirat. Dieses Verfahren gilt es abzuwarten.”

Kurios: Warum nahm dann Schmidt selbst an den vielen Gesprächen mit den Sportchef-Kandidaten teil, wenn ein ganz anderes Profil für 1860 gesucht wird?

Schmidt kritisierte wie auch Reisinger, dass die Kaderzusammenstellung ohne einen nominellen Sportdirektor stattgefunden hat. “Mir hat das in der Form nicht behagt. Dass Dritte in die Personalverhandlungen der KGaA einbezogen waren, fand ich irritierend. Und das war nun mal so.” Pfeifer hat dem bereits mehrmals widersprochen und gesagt, dass die Vertragsgespräche nur innerhalb der KGaA stattgefunden hätten: Zwischen ihm und Trainer Maurizio Jacobacci, Chefscout Jürgen Jung und Jugendchef Manfred Paula. Investoren-Vertreter Anthony Power soll zum Vorteil von 1860 den Millionen-Deal mit Leandro Morgalla zu Red Bull Salzburg angeschoben haben.

Schmidt behauptet außerdem, dass das gesamte Präsidum am Ende der Idee von Ober-Löwe Reisinger, Horst Heldt als Sport-Geschäftsführer zu befördern, zugestimmt hätte: “Der Geschäftsführer hatte uns mehrere Alternativkandidaten vorgeschlagen, die Hans Sitzberger und ich uns erst in Ruhe ansehen wollten, ehe wir uns persönlich entscheiden. Die Diskussion darum sorgte für atmosphärische Störungen innerhalb des Präsidiums. Am Ende haben aber sowohl ich wie auch Sitzberger den Vorschlag von Reisinger unterstützt. Nur ließ der sich nicht realisieren.”

Warum nicht? Schmidt behauptet: “Von einem Vertreter unseres Mitgesellschafters wurde mir persönlich unverblümt erklärt, es wäre völlig unerheblich, welchen Namen der Verein in den Ring wirft. Sobald öffentlich klar sei, es handelt sich um einen Kandidaten des Vereins, würde ihn HAM, unabhängig von dessen Qualifikation, kategorisch ablehnen. Das hat der von uns vorgeschlagene Kandidat dann auch im Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem Geschäftsführer zu spüren bekommen. Daraufhin hat er sich zurückgezogen.”

Und Schmidt wird in seiner Kritik sogar noch deutlicher: “Mich hat die Haltung unseres Mitgesellschafters schockiert. Das entspricht nicht meiner Vorstellung von Kooperation.” Schmidt sollte aber wissen, warum die Personalie Heldt bei Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik keine Luftsprünge auslöst: Die Löwen wollten zu Zweitliga-Zeiten 2016 Heldt als Sportchef verpflichten. Man soll sich in einem schicken Lokal in London handelseinig gewesen sein, bis am nächsten Morgen dann neue Forderungen von Heldt aufploppten…

PS: Das Verhältnis von Sitzberger zu Reisinger soll übrigens weiter stark belastet sein.