VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Auch am Tag danach ist es verständlicherweise DAS Thema bei den Löwen: Die Skandalleistung von Schiedsrichter Timon Schulz (27) beim 1:2 in Köln, der mit zahlreichen kuriosen Entscheidungen in einer intensiven, aber überaus fairen Drittliga-Partie die Gemüter im Sportpark Höhenberg auf beiden Seiten erregte. Ingesamt sprach Schulz in seinem dritten Einsatz auf dieser Ebene nicht weniger als elf Gelbe Karten aus, zog einmal Gelb-Rot und dreimal Rot.

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Sogar Köln-Trainer Olaf Janßen hatte nach dem Schlußpfiff Mitleid mit seinem Ex-Verein: “Der Schiedsrichter hat sich mit der Kartenflut selbst unter Druck gesetzt. Das tut mir leid für die Sechziger, die Leidtragender waren.” Und das ist nicht untertrieben - die Szenen, die diskussionswürdig sind und 1860 um den verdienten Lohn gebracht haben, in der db24-Übersicht:

Minute 39: Morris Schröter hilft im eigenen Strafraum aus, köpft - und verschätzt sich ein wenig. Danach springt ihm der Ball aus dieser Situation heraus an die Hand. Es war keine Torvereitelung. Schiedsrichter Schulz pfeift ohne zu zögern sofort. Es ist nach db24-Einschätzung kein Muß-Elfmeter, sondern ein Kann-Elfmeter - wenn überhaupt.

Minute 80: Auf Höhe der Mittellinie will Leroy Kwadwo den Konter der Kölner unterbinden, kommt etwas zu spät und rasiert den eingewechselten Becker weg. Schiedsrichter Schulz lässt den Vorteil nicht laufen und zeigt dem Löwen-Verteidiger sofort Rot. Nach db24-Einschätzung hätte auch eine dunkelgelbe Karte ausgereicht - mit dem klaren Hinweis: “Noch einmal - dann bist du draußen!”

Minute 82: Morris Schröter, der schon gelb-belastet ist, wird von Moritz Fritz regelwidrig zu Fall gebracht. Der Kölner trifft den 1860-Neuzugang deutlich am Schienbein. Der Unparteiische entscheidet jedoch nicht auf Foulspiel, sondern zeigt Schröter Gelb-Rot - weil er dem Löwen-Profi vorwirft, einen Elfmeter zu schinden oder weil ihm das Reklamieren nicht passt? Schröter wird doppelt bestraft: Erst wird ihm der Elfmeter geklaut, dann muss er auch noch im Derby gegen Regensburg (Samstag) zuschauen.

Minute 94: Die Löwen bekommen halblinks einen Freistoß zugesprochen: Fabian Greilinger führt ihn aus, Schiedsrichter Schulz pfeift den Ball zurück - und gibt dem unbeteiligten Albion Vrenezi Gelb. MagentaSport-Reporter Julian Engelhard: “Das ist schon teilweise albern.” Es ist Vrenezis fünfte gelbe Karte, damit ist der Flügelflitzer im Derby gegen seinen Ex-Klub Regensburg gesperrt.

Die Szenen nach dem Schlusspfiff: Trainer Maurizio Jacobacci, der zuvor schon Gelb gesehen hat, geht auf Schulz zu und will ihm die Hand reichen. “Ich habe dem Schiedsrichter nur die Hand gegeben und ihm gesagt, dass es kein positives Spiel von ihm war“, erklärt der Löwen-Trainer, der kurz danach Rot sieht. Jacobacci war nach dem Spiel davon ausgegangen, dass er nur Gelb-Rot gesehen hat, aber die TV-Bilder sagen etwas anderes. Obendrein bekommt auch noch Geschäftsführer Marc Pfeifer nach seinem Protest die rote Karte unter die Nase gehalten. Aber ob das regelkonform ist, dass ein Funktionär, der nicht auf dem Spielbericht steht, den roten Karton gezeigt bekommt, ist zumindest fragwürdig. Richtig wäre von Seiten des Schiedsrichters wahrscheinlich gewesen, einen Sonderbericht im Fall Pfeifer zu verfassen.

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Wie reagiert 1860 auf dieses denkwürdige Drittliga-Spiel? Schaltet Geschäftsführer Pfeifer einen Sport-Anwalt ein, um gewisse Entscheidungen anzufechten?

Man darf auch gespannt sein, wie Schiedsrichter-Experte Babak Rafati in seiner wöchentlichen Analyse für das Portal liga3-online.de die Szenen, die die Löwen gehörig auf die Palme brachten, bewertet.