VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Ernst Prost war einst der Macher von Liqui Moly und einer der erfolgreichsten Self-Made-Millionäre in Deutschland. Er verdiente mit Schmieröl und Autozubehör ohne Ende. Wer mit ihm zu tun hatte, war schnell begeistert. Er konnte die Menschen mit Worten und Taten überzeugen. Die Löwen hatten Anfang 2000 das Glück, dass sich der Unternehmer in die Löwen verliebt hatte. Wenn es darum ging, dem Klub zu helfen, stand er stramm. Als der TSV 1860 im Mai 2004 ins Abstiegsendspiel gegen Hertha BSC ging, konnte ihn die Sportredaktion der "Abendzeitung" überreden, 10.000 Tickets für dieses Spiel zu kaufen, um das Münchner Olympiatadion möglichst voll zu machen. 48.000 Fans wurden am Ende offiziell gezählt. Half alles nichts: Die Löwen spielten nur 1:1, auch weil Francis Kioyo an diesem Tag in der 90. Minute einen Elfmeter verschossen hat. Und stiegen eine Woche später am Bökelberg nach zehn Jahren Bundesliga am Stück ab.

Zweimal war Prost mit seinem Unternehmen auf der Löwen-Brust (2002 bis 2005 und 2009 bis 2010, zweimal schied er aus. Das letzte Mal verärgert, weil er Vereinsanteile kaufen wollte, aber abblitzte. Prost war seiner Zeit immer voraus. Er überlegte sogar damals schon, die Namensrechte fürs Grünwalder Stadion zu kaufen. Prost beklagte nach dem Aus von Ex-Präsident Karl-Heinz Wildmoser die fehlende Menschlichkeit an der Grünwalder Straße 114 und ungeschickte Preistreiberei bei den Vertragsgesprächen. So wie Prost erging es vielen.

Vor einigen Jahren hatten die Löwen nach db24-Informationen nochmal einen Versuch unternommen, bei Prost zu landen - und sind abgeblitzt. Inzwischen hat der 66-Jährige sein Unternehmen für 400 Millionen Euro verkauft und lebt jetzt auf einer Bergbauernhof im oberbayerischen Reit im Winkl. “Ich lebe jetzt, wie es Ernst Prost mag. Die Firma war mein Leben, aber jetzt gehe ich einen anderen Weg”, erklärte Prost gegenüber “Businessinsider”: “Arbeit war mein Ein und Alles. Sie war mein Hobby, meine Obsession. Es waren 31 Jahre im Vollrausch. Jetzt ist kalter Entzug.“

Sein Rat: “Jeder, der dem Geld nachläuft, verringert seine Chancen, an dieses Geld zu kommen. Das Geld kommt automatisch. Money, Money, Money - das regt mich auf.”

Servus Business! Habidiehre Berge! Mit 66 Jahren - da fängt das Leben an…

Prost, Arbeiter- und Flüchtlingskind, gelernter Kfz-Schlosser, lebt seinen Traum. Inzwischen ist der gebürtige Altöttinger Mitglied im Trachtenverein. Er genießt sein neues Leben in vollen Zügen. Sein Äußeres hat er entscheidend verändert: Früher in Maßanzügen unterwegs, sitzt Prost heute in Lederhose mit wilder Mähne und Vollbart auf seinem schweren Holztisch vor seiner Alm und genießt die Aussicht ins Tal. Möglicherweise denkt er ab und zu auch an seine unerfüllten Rufe an die Löwen.