VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Präsident Robert Reisinger (59) hat mal wieder gesprochen - im Fanportal “Löwenmagazin”. Auch über das jahrelange im-Kreis-drehen in der Stadionfrage. Dabei war es Reisinger selbst, der mit Interims-Geschäftsführer Markus Fauser wenige Tage nach dem Zwangsabstieg 2017 den Auszug aus der Allianz Arena forciert und darauf gedrängt hat, ins Grünwalder Stadion zurückzukehren. Reisingers Originalzitat in der “Süddeutschen Zeitung”: “Mir ist nur wichtig, dass es mit dem Auszug klappt.”

Langsam merkt der TSV 1860 aber, dass der Weg zurück - wie von Experten erwartet - höchst unvernünftig war und den Klub in seiner Entwicklung stark limitiert. Auch die Stimmung bei den Fans leidet gewaltig. Die Antwort von Reisinger zum Grünwalder Stadion lässt jetzt aufhorchen:

“Mieterin und Nutzerin des Städtischen Stadions an der Grünwalder Straße ist die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Vertragspartnerin der Stadt München ist die KGaA. Als Gesellschaftervertreter des Vereins haben wir bei der Geschäftsführung der KGaA darauf gedrungen, die fachliche Grundlage für zielführende Gespräche und Verhandlungen mit der Vermieterin zu schaffen. Die Wahl einer geeigneten Spielstätte für den Profifußball beim TSV 1860 München ist einer der großen zukunftsstrategischen Fragen der KGaA. Stark damit verbunden sind wirtschaftliche Belange. Aber auch Fragen zur Identität unseres Klubs. Das sorgt dafür, dass Diskussionen darüber unter Fans häufig besonders emotional und leidenschaftlich geführt werden. Als gemeinnütziger Verein sind wir in der Frage zunächst außen vor. Wir sind kein Vertragspartner der Stadt für das Grünwalder Stadion. Das ist allein die KGaA und Ansprechpartner dafür die Geschäftsführung. Die Geschäftsführung hat mit Hilfe interessierter privater Investoren einen möglichen Umbau durch Dritte prüfen lassen, musste aber erkennen, dass dies ohne eine starke politische Kraft dahinter nicht realisierbar sein würde. Neben der fehlenden politischen Begeisterung für das Thema, geht es um die baurechtliche Frage nach dem künftigen Fassungsvermögen. Die von der Stadt selbst beauftragte Studie sieht hier eine Obergrenze von 18.105 Besuchern. Diese Zahl ist für mögliche Investoren, aber auch die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA zu wenig, um eine langfristige Perspektive an diesem Standort zu haben. Geht man im Umbau aber darüber hinaus, müsste möglicherweise ein neuer Bebauungsplan erstellt werden. In diesem Fall befürchten die Behörden juristische Klagen von Anwohnern gegen das Vorhaben, die im schlimmsten Fall sogar zu einem Erlöschen der kompletten Betriebserlaubnis führen könnten. Dieses Risiko will die Stadt verständlicherweise nicht eingehen. Hier als Klub mit Hilfe eines eigenen Gutachtens für eine baujuristisch fundierte Einschätzung zu sorgen, sollte Handlungsoptionen sichtbar machen. Die Geschäftsführung ist ermächtigt, entsprechende Untersuchungen anzustellen.”

Braucht 1860 eine neue politische Ausrichtung?

Umfrage endete am 30.11.2023 09:00 Uhr
Ja, so darf es nicht mehr weitergehen!
90% (3888)
Nein, ich bin mit dem Reisinger-Kurs zufrieden!
10% (419)

Teilnehmer: 4307

Nach db24-Informationen wurde das Gutachten zunächst von der e.V.-Seite ins Spiel gebracht. Eine Umsetzung ist aber bis heute nicht erfolgt, auch weil die Kosten für so ein Gutachten im sechsstelligen Bereich liegen - und die KGaA ist bekanntlich nicht auf Rosen gebettet. Außerdem ist es in der Stadt ausgeschlossen - und das im Übrigen seit Jahren, dass die Zuschauerzahl höher als die angedachten 18.105 Besucher werden wird. Die Baukosten für einen Grünwalder-Umbau dürften nach der Studie der Stadt inzwischen weit über 100 Millionen Euro liegen - freilich für 3000 Zuschauer mehr…

Als die Löwen zu Bundesliga-Zeiten in den 90er Jahren im Rathaus vorstellig waren, hieß es, dass ein Umbau nur mit einer Hallenkonzession möglich sei - und das Fassungsvermögen wäre auch damals unter 18.000 Fans gewesen. Deswegen ist Ex-Präsident Karl-Heinz Wildmoser den Weg ins Olympiastadion gegangen. Dort hat der TSV 1860 seine erfolgreichste Zeit der letzten 50 Jahre erlebt: Derby-Siege und Europapokal.

Warum zieht man das Stadion-Thema bei 1860 künstlich in die Länge und schenkt seinen Fans nicht reinen Wein ein, dass man sich selbst in eine Sackgasse hineinmanövriert hat? Eigentlich wollten Stadt und Klub im Frühjahr 2023 Ergebnisse präsentieren.