VON OLIVER GRISS

Die Fußballabteilung des TSV 1860 hatte bei seiner Mitgliederversammlung in der gähnend leeren VIP-Alm einen Weihnachtsbaum aufgestellt (vor nur rund 50 stimmberechtigten Mitgliedern!). Doch bei seinen Ausführungen, die sich mit der Fußball-Firma beschäftigten, agierte Abteilungsleiter Dr. Thomas Bohlender am vergangenen Dienstag nicht wirklich versöhnlich. Doch dazu später. Sogleich machte er Werbung in eigener Sache: "Ziel der Profis ist der Aufstieg in die Zweite Liga. Der Aufstieg der Profimannschaft geht nur über das NLZ. Das NLZ ist die Herzkammer unseres Fußballs. Um die Spieler entwickeln zu können, braucht es fünf Säulen, die zum Erfolg führen." Personelle Top-Qualität und Kontinuität im NLZ, ansprechendes und intaktes NLZ-Gebäude mit genügend Internatsplätzen (NLZ-Boss Manfred Paula: "Nach 22, 23 Jahren schleichen sich systemische Fehler ein - das weiß jeder Hausbesitzer"), drei ganzjährig bespielbare Trainingsplätze für die NLZ-Teams, finanziell erheblich bessere Ausstattung von U19 bis U21 - und enge Zusammenarbeit von NLZ und Profibereich mit gemeinsamer Spielphilosophie.

Und genau diese Säulen werden laut Bohlender, Nachfolger von Roman Beer, nicht genügend von der KGaA unterstützt. Dazu zeigte der Fußball-Abteilungsleiter unter dem Schlagwort “Infrastruktur” auch plakativ ein Foto mit dem ramponierten Torwartbereich eines Jugendplatzes. Was er damit sagen wollte: Die Plätze sollen nicht in einem Zustand sein, die für den Löwen-Nachwuchs angemessen sind. “Es waren Unebenheiten und Löcher drin - also am Rande der Unbespielbarkeit”, monierte Bohlender: “Das ist ein sehr bedenklicher Zustand - wie ich finde. Als Fußballer kannst du dich auch ohne Gegnereinwirkung verletzen. Das wird jeder wissen, der von uns gekickt hat. Das ist verheerend. Der Zustand der Plätze spricht nicht dafür, als Jugendspieler zu 1860 zu gehen oder zu bleiben.”

Bohlender weiter: “Ich habe dann die KGaA gebeten, hier Maßnahmen zu ergreifen und zwar unverzüglich. Es ist ja so, wir als e.V. dürfen da nichts machen. Wir dürfen auch der KGaA kein Geld dazu geben, weil wir sonst die Gemeinnützigkeit verlieren. Die KGaA ist ja der Pächter für das gesamte Trainingsgelände, also in sofern ist sie dafür verantwortlich, auch Grunddienstbarkeit von 2009. Das ist fix und fest geschrieben, dass die KGaA für die Infrastruktur der Plätze und die Platzpflege zuständig ist - und das ausschließlich und ganz alleine.” Man habe in den Wintermonaten nur einen Kunstrasenplatz für alle NLZ-Mannschaften, klagt Bohlender, wobei dem Jugendfußball laut DFB eigentlich drei Rasenplätze zur Verfügung stehen müssten. “Das können wir nicht einhalten. Wir haben auch schon ein Mahnschreiben bekommen”, behauptet Bohlender: “Irgendwann wird es so sein, dass uns Fördergelder abgezogen werden. Da müssen wir uns was überlegen.”

Deswegen hat die NLZ- und FA-Leitung Geschäftsführer Marc Pfeifer einen Vorschlag gemacht - und jetzt wird’s schon ein wenig kurios: Man will die Rasenplätze 3,4 und 5 in Eigenregie sanieren und mit einer Rasenheizung ausstatten (Kostenpunkt rund 2,4 Millionen Euro) - Bohlender: “Die KGaA hat uns signalisiert, dass sie dafür kein Geld zur Verfügung hat und nichts in Angriff nehmen wird. Jetzt haben wir uns überlegt und auf einen alten Plan, der schon etwas älter als die jetzige Abteilungsleitung ist, dass wir die Plätze 3,4 und 5 sanieren wollen. Wir haben einen Plan entwickelt, diese Plätze zu sanieren. Wir können dazu auch Rücklagen verwenden. Wir könnten das in den nächsten sechs Jahren verwirklichen. Aber zu früh gefreut. Aber das würde nur gehen, wenn wir Plätze aus der Erbpacht der KGaA herausgelösen würden. Tja. Wir sind mit dem Präsidium zusammen gesessen und haben gesagt: ‘Fragt’s doch mal die HAM, ob die damit einverstanden ist!’ Das Präsidium hat uns dann mitgeteilt, dass die Chance für die Zustimmung sehr, sehr begrenzt ist. Wir als Abteilung laufen gegen eine Hürde, die nicht zu überwinden ist.”

In diesem Zusammenhang sprach Bohlender auch den Service-Vertrag an, der von 2013 bis 2019 Bestand hatte und die finanzielle Unterstützung des Nachwuchsbereichs durch den Profibetrieb regelte. Dieser wurde dann aber einseitig von der KGaA gekündigt. Aus diesem schulde die KGaA der FA noch 842.000 Euro. Seit 2017 habe die FA viele Ausgaben übernommen, die eigentlich die KGaA hätte leisten müssen. „Die FA ist leistungsfähig, aber die Ressourcen sind nicht unerschöpflich“, warnte Bohlender. „Ein neuer Service-Vertrag ist unumgänglich. Wir brauchen Planungssicherheit für das NLZ.“

Wird jetzt wieder Marc Pfeifer in den Fokus genommen?