VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Normalerweise findet der TSV 1860 in den überregionalen Medien schon länger nicht mehr statt - klar: Der Klub stagniert immer mehr. Doch jetzt schaltet sich die seriöse "Welt" ein, ein Ableger des Springer-Verlags. Woran sich die Münchner Medien nicht trauen, wird nun von den renommierten Berlinern übernommen: Der krasse Machtkampf an der Grünwalder Straße 114. Das Blatt schreibt unter dem Titel "Die schmutzige Akte 1860": "Interne Dokumente zeigen tiefe Risse. Die Existenz des Traditionsvereins steht auf dem Spiel." Der e.V. will u.a. Geschäftsführer Marc Pfeifer abschießen, den Vertrag nicht verlängern. Weil der lange Zeit zu gutgläubige Schwabe den Plan durchschaut hat?

Aber der Reihe nach: Die AHD Sitzberger, die Firma von Vize-Präsident Hans Sitzberger, hat vor einigen Tagen ihren Rückzug zum Saisonende angekündigt. Kurz danach kam ein Brandbrief von 18 Sponsoren an die Öffentlichkeit - und auch Hauptsponsor “Die Bayerische” macht inzwischen ihren Unmut sehr deutlich. Bayerische-Vorstand Martin Gräfer schrieb im September an Ismaik-Bruder Yahya: “Aktuell können wir nicht erkennen, dass das Ziel des Aufstiegs in die Zweite Liga von allen Beteiligten mit der notwendigen Klarheit und insbesondere dem erforderlichen Fokus mitgetragen wird. Das stellt unser, aber auch das Engagement weiterer Sponsoren zunehmend infrage.”

Am 26. Oktober legte Gräfer nach: “Uns wurde zugetragen, dass beabsichtigt wird, den aktuell einzigen tätigen Geschäftsführer fristgemäß zu kündigen. Obwohl es in der Verantwortung der jeweiligen Gremien steht, derartige Entscheidungen zu treffen, ist dieses Vorgehen aus unserer Sicht sowohl in der Kommunikation als auch in der Art der Umsetzung bildlich gesehen ein weiterer Tiefschlag, der sich kritisch auf die gegenseitige Vertrauensbildung auswirken kann.” Nach 6,5 Jahren hat die Münchner Versicherung endlich kapiert, welche Machenschaften wirklich bei den Löwen gespielt werden. Jetzt findet ein Umdenken statt, deswegen plant die Bayerische auch eine Initiative für eine bessere Löwen-Zukunft.

Muss Robert Reisinger als Präsident zurücktreten?

Umfrage endete am 05.12.2023 20:00 Uhr
Ja!
90% (10362)
Nein!
10% (1166)

Teilnehmer: 11528

Die Ismaik-Seite ist längst in Alarmbereitschaft. Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik verfolgt die Situation bei 1860 seit Jahren mit größter Sorge. Gegenüber “Welt” sagt er jetzt: “Es wäre sehr bedauerlich, wenn 1860 durch die Handlungen eines wankelmütigen Präsidenten treue Sponsoren und Partner verlieren würde. Wie immer sich die Sponsoren auch entscheiden werden: Eine Insolvenz ist keine Option. Wenn der Verein jedoch durch das Fehlverhalten bestimmter Personen Schaden erleidet, werden diese zur Verantwortung gezogen.” Es könnte höchst unangenehm für die e.V.-Funktionäre werden: Es soll um satte Schadensersatzforderungen gehen.

Ismaik weiter: “Die jüngsten Handlungen und die Haltung des Präsidenten, die eindeutig von der Mehrheit des Verwaltungsrats unterstützt wurden, haben eine tiefe Respektlosigkeit gegenüber dem Klubpersonal und dem Unternehmen gezeigt.” Aufsichtsratsboss Saki Stimoniaris hat laut “Welt” unlängst eine Untersuchung zu den Verschleppungs-Vorwürfen von Reisinger gegen Pfeifer eingeleitet. Stimoniaris soll am 14. November über einen Email-Verteiler informiert haben: Pfeifer habe bei seiner Befragung erklärt, er sei am 14. Juni von Reisinger aufgefordert worden, “Bekannte von Herrn Reisinger, mit denen er das abgesprochen habe, als Scheinkandidaten neben Horst Heldt dem Aufsichtsrat vorzuschlagen, um sicherzugehen, dass Heldt den Zuschlag erhält.” Dies soll Pfeifer aber nicht gemacht haben.

Der Druck auf Reisinger wird immer größer. Offenbar ist er weiteren Untersuchungen zuvor gekommen und hat laut “Welt” bereits am 18. September erklärt, er werde sich aus dem Aufsichtsrat zurückziehen. Am 15. November folgte dann die schriftliche Bestätigung an die Gremiumsmitglieder. Stimoniaris schreibt: “Sein Verbleib im Beirat ist aber ebenso unzumutbar und wäre ein Verstoß gegen den Kooperationsvertrag.”

Reisinger selbst wollte sich auf “Welt”-Anfrage nicht äußern - er will weiter ein Gespräch mit Ismaik, wohlwissend, dass ihm seit Jahren Saki Stimoniaris hierfür zur Verfügung stünde. Aber oft soll Reisinger in den letzten Jahren diese Möglichkeit nicht genutzt haben.

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