VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Was positiv ist: Zumindest weiß Martin Gräfer, der Vorstand von Hauptsponsor "Die Bayerische" inzwischen, in welchem toxischen Umfeld er mit seinem Unternehmen investiert. Dass auf das "BündnisZukunft1860" noch viele Fans mit Zurückhaltung blicken, kann Mitinitiator Gräfer durchaus nachvollziehen. "Also für eine gesunde Skepsis habe ich Verständnis - aber nicht dafür, etwas positiv Gemeintes direkt zu diffamieren. Für mich sind das dogmatische Haltungen", erklärte Gräfer gegenüber dem "Merkur".

Wie waren die ersten Reaktionen aus seiner Sicht? “Man kann es in drei Cluster unterteilen. Es gibt sehr viel Zuspruch in Form von persönlichen Nachrichten. Viele trauen sich nicht, etwas Positives zu posten, weil sie Angst haben, verunglimpft zu werden”, erklärte Gräfer und schob nach: “Das zweite Cluster ist, dass sich auch Leute gemeldet haben, die mitmachen wollen. Im dritten Cluster findet sich aber ganz viel Skepsis. Tenor: Kann das was werden? Dass wir überhaupt etwas Positives beitragen wollen, scheint jetzt nicht allen zu gefallen.” Es gibt aber auch diejenigen, die sich eine offene Opposition gewünscht haben, damit das Leiden ein Ende findet. Dass Vize-Präsident Hans Sitzberger, die gute Seele des Vereins, mit seinen Kräften mittlerweile am Ende ist, sollte auch Gräfer die Augen öffnen. Sitzberger vertritt eine andere Meinung als Präsident Robert Reisinger - und hat seitdem einen schweren Stand an der Grünwalder Straße 114. Sitzberger ist nur eines von vielen Beispielen, wie mit Löwen umgegangen wird, die eine eigene Meinung haben, die von der e.V.-Meinung abweicht.

Gräfer spricht im Interview mit dem “Merkur” auch darüber, ob es Überlegungen bei der Bayerischen gäbe, als dritter Gesellschafter einzusteigen: “Die Diskussion gab es ja schon vor vier, fünf Jahren. Am Ende braucht es eine überzeugende Gesamtidee – und dann kann man den Blick auf fünf, sechs zusätzliche Unternehmen aus der Region richten. Die sollen nicht nur als Sponsoren aktiv sein, sondern auch als Investoren. Ich habe den Eindruck, dass das gelingen kann. Und die Bayerische könnte auch ein Teil davon sein,
aber nur ein Teil.” Und Gräfer sagt das, was jeder 2017 wusste, aber die Löwen trotzdem verzwergt wurden: “Ich glaube nicht, dass Geld Tore schießt, aber ohne Geld ist ein sportlicher Aufstieg nicht zu erreichen. Also braucht man eine breitere Basis, und dazu braucht es eine Einigung. Wenn wir sehen, dass überhaupt nichts vorwärts geht und auch wir gegen die Wände laufen, werden wir unsere Arbeit einstellen.”

Dass zwischen 1860 und Stadt inzwischen Gespräche über eine Kapazitätserweiterung auf über 17.000 Fans für das Grünwalder Stadion stattfinden, bewertet Gräfer durchaus positiv: “Ich glaube, das wäre eine sehr gute Übergangslösung. Ich glaube, dass man alles nutzen muss, was 1860 weiterbringt. Die Wirtschaftlichkeit spielt nun mal eine große Rolle. Und deswegen ist die Stadionsituation aktuell einfach problematisch. So wie es jetzt ist, ist es nicht wirtschaftlich für die KGaA.” Umso mehr sollte man bei 1860 die hinterfragen, die diesen Weg gewählt haben.