VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Donnerstagmittag, als Maurizio Jacobacci (60) nach der Trainingseinheit mit Schneeflocken in den Haaren aus der Tür des Einserplatzes kam, wurde er von einem jungen türkischen Fußballer direkt in Manndeckung genommen. "Kann ich bei euch spielen?", fragte er schüchtern und mit leisem Ton. Jacobacci war freundlich - und wiederholte immer wieder, dass er der falsche Ansprechpartner sei und der Interessent sich doch bitte bei Ex-Kapitiän Stefan Lex oben in der Geschäftsstelle melden solle. Erst nach rund vier Minuten ließ der Amateur-Fußballer vom Löwen-Dompteur los.

Diese Hartnäckigkeit wünscht sich Jacobacci von seinen Spielern auch am kommenden Sonntag, wenn der TSV 1860 bei der Bundesliga-Reserve von Borussia Dortmund (19.30 Uhr, db24-Ticker) antritt. Er weiß: Die Löwen brauchen Punkte, um ein einigermaßen friedliches Weihnachtsfest feiern zu können. Und das ist aufgrund der vielen Nebengeräusche an der Grünwalder Straße 114 gar nicht so einfach: Neben der sportlichen Tristesse, die nach dem ungünstigen Transfersommer auch gar nicht anders zu erwarten war, haben die Löwen viele politische Themen, die ein unbeschwertes Arbeiten bei Münchens trauriger Liebe gar nicht zulässt: Das verkündete Aus von Geschäftsführer Marc Pfeifer, die monatelange Sportchef-Posse, die jetzt möglicherweise in einer 50+1-Einstellung von Dr. Christian Werner gipfelt, das Aufbegehren von Aufstiegsheld Marco Hiller, der Markenrechtsstreit innerhalb des Klubs - und die gezielte Diskreditierung der Initiative “BündnisZukunft1860”. Im Löwen-Kosmos gibt es nicht ansatzweise Kräfte, die versuchen, dass der Verein wieder in geregelte Bahnen kommt. Umso wichtiger ist, dass die Mitglieder und Fans das Gebaren genau beobachten und einschätzen.

Jacobacci versucht zumindest innerhalb seines Kaders, gute Stimmung zu produzieren. Am Donnerstag tauschten die Löwen für einen Abschnitt das runde Leder mit einem American Football-Ei. Sozusagen, um nach zwei Niederlagen in Folge gegen Pipinsried (0:1) und Unterhaching (0:1) den Spaßfaktor wieder nach oben zu treiben. “Wir versuchen die letzten zwei Spiele abzuhaken und fokussieren uns voll und ganz auf Sonntag in Dortmund”, sagt Jacobacci: “Wir wissen, dass dieses Spiel sehr wichtig ist.” Um dann aber auch zu sagen: “Wir wissen aber auch, wie schnell es auch in die andere Richtung gehen kann. Wir sind guten Mutes, dass wir das Spiel auch positiv gestalten werden.” Jacobacci rechnet mit einer kampfbetonten Partie im Stadion Rote Erde. “Die junge Garde von Borussia Dortmund hat sehr gute individuelle Qualität. Wir wissen schon, dass wir eine sehr gute Leistung bringen müssen, um dort bestehen und gewinnen zu können.”

Jacobaccis Forderung: “Wir müssen in eine Positivität reinkommen. Wir sind alle nicht zufrieden mit den Resultaten. Wir müssen jetzt den Bock umstoßen.” Da will dem Trainer keiner widersprechen.