VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Er hat den deutschen Fußball geprägt wie kaum ein anderer. Jetzt ist Franz Beckenbauer tot.

Der Kaiser, der als Spieler und Trainer den WM-Titel gewann, starb am Sonntag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren. Die dreckigen Gerüchte um das “Sommermärchen 2006” und der viel zu frühe Tod seines Sohns Stephan Beckenbauer, der bei 1860 spielte, hatten ihm sichtlich zugesetzt.

Eigentlich wollte der gebürtige Giesinger Beckenbauer immer zu den Löwen wechseln. Doch eine Watschn im Alter von 12 Jahren veränderte seinen Plan. “Ich spielte für den SC 1906 gegen die Löwen. Und es war eigentlich klar, dass ich zu Sechzig gehe”, erinnerte Beckenbauer sich in der “BZ” 2004: “Aber nach der Watschn habe ich gesagt: Zu dem Verein gehe ich nicht.”

Statt für die damals viel erfolgreicheren Löwen entschied sich Beckenbauer für den FC Bayern, was sich im nachhinein für ihn und den Rekordmeister als Königsweg entpuppte: Beckenbauer gehört zu den ganz Großen in der Geschichte des FCB.

Beckenbauer war trotz seiner negativen Erfahrungen immer gut auf den TSV 1860 zu sprechen. Er war auch Lebensmitglied bei den Löwen. Er war auch ab und zu Gast bei Christl Estermann im Löwenstüberl. Interviews mit ihm waren ein Genuß. Er gab dir immer Futter.

Auch die Löwen verabschieden sich von einem großen Menschen und Fußballer, schrieben am Montagabend auf ihren Kanälen: “Die Löwen trauern um Franz Beckenbauer. Auch wenn er für den falschen Verein spielte, war er doch ein waschechter Giesinger. Dass er seine Weltkarriere nicht bei den Sechzgern startete, lag an einer Watschn in einem Jugendspiel. Trotzdem blieb er den Löwen immer verbunden. Seit dem 1. November 1998 war er Lebensmitglied beim TSV 1860 München. Wir trauern um einen Großen des deutschen Fußballs. Sowohl als Spieler als auch Trainer holte er für das DFB-Team den Weltmeistertitel. Ruhe in Frieden!”

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Auch Ex-Löwen-Star Thomas Häßler, der Weltmeister von 1990, sagt Servus: “Franz Beckenbauer - in erster Linie ein liebevoller Mensch. Ein Mensch mit großem Herzen. Ein Vorbild für sehr viele. Ein unfassbar guter Fußballer. Ohne ihn wäre Deutschland nicht Fußball-Weltmeister 1974 geworden. Kaiser Franz als Trainer: ihm hat ganz Fußball Deutschland unseren WM Titel 1990 zu verdanken. Ohne Franz wäre kein Sommermärchen 2006 möglich. Deutscher Fußball verliert möglicherweise den größten Menschen, Fußballer, Trainer und Funktionär. Lieber Coach, Du wirst uns allen fehlen. Ruhe in Frieden.”

Im Himmel kann Beckenbauer jetzt mit seinem alten Weggefährten Karl-Heinz Wildmoser, der 2010 im Alter von 71 Jahren starb, über den Münchner Fußball diskutieren - und vor allem darüber, warum der TSV 1860 nur noch ein Schatten seiner selbst ist.

Mach’s gut, Franz!