VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Die Löwen im Abstiegskampf in der Dritten Liga - und was macht der Klub? Er startet mit einem absoluten Experiment in die nächsten Monate: Auf der sportlichen Kommandobrücke stehen Dr. Christian Werner (42) als Geschäftsführer und Argirios Giannikis (43) als neuer Cheftrainer. "Jugend forscht" statt Erfahrung.

So ändern sich die Zeiten: Präsident Reisinger hatte auf der Mitgliederversammlung im Juli 2023 noch “Format” versprochen.

Giannikis hatte sich gestern im finalen Trainer-Casting gegen den unbequemen Feuerwehrmann Marco Antwerpen (52) durchgesetzt. Der Braunschweiger Aufstiegstrainer wollte den Job nach db24-Informationen bei 1860 unbedingt, doch am Ende bekam er am Nachmittag eine Absage. Möglicherweise deshalb, weil Antwerpen einen sehr autoritären Führungsstil verspricht. Und die Löwen wollen in diesen schwierigen Zeiten vermutlich eher auf einen Demokraten wie Giannikis setzen. Das Präsidium hatte sich gestern für Giannikis stark gemacht. Die HAM-Seite hatte hier kein Zustimmungsrecht.

Der griechische Franke galt vor Jahren als großes Trainer-Talent, 2019 wurde er im Land des 2004-Europameisters Griechenland zum Trainer des Jahres gewählt. Vor zwei Jahren trainierte er kurzzeitig den Traditionsklub AEK Athen, nach einem 0:3 gegen Panathinaikos war Schluss. Am Ende wurde der AEK Dritter. Zuvor war Giannikis 2020 mit PAS Ioannina in die Erste Liga Griechenlands aufgestiegen.

Giannikis hat auch eine eigene Webseite, in der er über sich schreibt: Innovativ, kommunikativ und konzeptionell. . Seine Spielphilosophie beschreibt er so: Taktische Variabilität ,sowohl zwischenden Spielen als auch während eines Spieles, ist das Kernelement der Spielphilosophie. Planvolles und variables Agieren erzeugt durch ständige Veränderungen Stress beim Gegner und steigert das eigene Selbstvertrauen. Ein weiteres Ziel der Spielphilosophie ist es schnellstmöglich in Ballbesitz zu kommen ,um durch eine zielgerichtete und temporeiche Ballzirkulation, die Wahrscheinlichkeit auf viele eigene Torchancen zu erhöhen.” Seinen Führungsstil schildert er so: “Der Trainer gibt den auch hier den Rahmen vor. Disziplin ist eine Basiseigenschaft, damit eine Gruppe funktioniert ebenso wie Konsequenz aber auch Empathie. Die Bürde einen Trainers ist es jede Woche Spieler zu enttäuschen. Nur 11 können spielen, 7 stehen im Kader die enttäuscht sind und weitere sind noch enttäuschter, weil sie keine Berücksichtigung finden. Interne Transparenz in den Entscheidungen und eine positive Kommunikation ist notwendig, um allen Spielern Feedback zu geben und einen Lösungsansatz in Aussicht zu stellen, um die eigene Situation zu erhalten oder zu verändern. Darüber hinaus ist ein kurzes und präzises tägliches Feedback für jeden Spieler sehr wichtig.” Seit 2017 wurde der Online-Auftritt allerdings nicht mehr überarbeitet.

Interessant: Giannikis kam als Cheftrainer mit dem TSV 1860 schon einmal in Kontakt - als Coach des VfR Aalen. Am 25. August 2018 verlor er allerdings mit seinem Klub mit 1:4 gegen Drittliga-Aufsteiger 1860 um Aufstiegsmacher Daniel Bierofka.

Heute wird sich Giannikis, der seit Montag in München ist, seine neue Mannschaft im Test gegen den österreichischen Erstligisten WSG Tirol (14 Uhr, db24-Ticker) begutachten. Morgen wird der gebürtige Nürnberger dann erstmals die Löwen trainieren und bei der Generalprobe in Bregenz (Samstag, 15 Uhr, db24-Ticker) auf der Bank sitzen.