VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Hans Sitzberger, der inzwischen zurückgetretene Vize-Präsident des TSV 1860, wurde am Samstagnachmittag am Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114 gesichtet: Gemeinsam mit Ex-Geschäftsführer Marc Pfeifer war er Augenzeuge der 1:2-Niederlage der U19 gegen Bundesliga-Spitzenreiter Hoffenheim.

Und alle fragen sich: Warum ist Sitzberger in der vergangenen Woche nun doch zurückgetreten?

Der 71-jährige Unternehmer verabschiedete sich via Facebook mit deutlichen Worten von seinem Amt: “Ein weiteres Miteinander ist für den Verwaltungsrat offenbar keine Option. Dazu wurde in den letzten Wochen mehrfach und durch unterschiedliche Personen in meinem Bekanntenkreis direkt oder mittelbar an mich herangetragen, dass der Verwaltungsrat offenbar auch versucht, mich auf andere Art und Weise zu diskreditieren, indem er meine geistige Fitness in Frage stellt, mich als verwirrt bezeichnet und auch nicht davor zurückscheut, dies in Kommunikation mit (fremden) Dritten zu äußern.” Sollten diese Vorwürfe stimmen, zeigt das ganz deutlich das “gepflegte” Miteinander bei 1860 München. Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik hat damit nichts zu tun.

Vor einigen Wochen hatte der Verwaltungsrat um Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck & Co. Sitzberger das Vertrauen entzogen - ist Sitzberger sein Verhalten bei der Gesellschafterversammlung Ende 2023 nun auf die Füße gefallen?

Sitzberger schrieb in seinem Statement: “Mir wurde vorgeworfen, dass ich in der letzten Gesellschafterversammlung der KGaA am 21.12.2023 den Aufsichtsrat der KGaA nicht entlastet habe. Diese Entscheidung habe ich getroffen, da mir bis zur Versammlung, vor Entlastung (und im Übrigen bis heute) kein Rechenschaftsbericht des Aufsichtsrates vorlag und ich keinerlei Informationen über das Tun und Schaffen des Aufsichtsrates in den vergangenen Monaten hatte. Da unser Präsident (ebenfalls Teil des Aufsichtsrates) in den letzten Monaten keine regelmäßigen Präsidiumssitzungen mehr einberufen hat und es kaum zu einem Austausch kam, war es mir nicht möglich auf diesem, bisher üblichen Weg einen Bericht der Tätigkeiten und Beschlüsse des Aufsichtsrates zu bekommen. Da ich mich im Zweifel für eine Entlastung gegenüber den Mitgliedern des Vereins verantworten muss, kann ich diese nur aussprechen, wenn mir die dafür nötigen Informationen vorliegen. Basierend darauf fiel meine Entscheidung, den Aufsichtsrat der KGaA nicht zu entlasten. Ein Mitglied des Aufsichtsrates der KGaA ist zugleich Mitglied des Verwaltungsrates des Vereins.” Sitzberger meint Sebastian Seeböck.

Dazu Sitzberger: “Es scheint, meine Nicht-Entlastung hat bei dieser Person eine solche Empörung hervorgerufen, dass sich nun der gesamte Verwaltungsrat als Gremium einstimmig keine Zusammenarbeit mehr mit mir vorstellen kann.” Sitzberger hat das Spiel im e.V. mittlerweile durchschaut.

Werden Sie dem aktuellen Verwaltungsrat, wichtiges Gremium im e.V. und Unterstützer von Präsident Robert Reisinger, bei der Neuwahl im Sommer Ihre Stimme schenken?

Umfrage endete am 01.03.2024 15:00 Uhr
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11% (746)

Teilnehmer: 6979

An der beschriebenen Gesellschafterversammlung mit insgesamt 6,5 Millionen vergebenen Aktien nahmen HAM (60 Prozent, 3,9 Millionen Aktien) sowie der e.V. (40 Prozent, 2,6 Millionen Aktien) teil. Die HAM-Seite wurde von Anthony Power vertreten, der e.V. von Robert Reisinger und Hans Sitzberger. Während die von Ismaik in den Aufsichtsrat geschickten Köpfe (Saki Stimoniaris, Andrew Livingston und Yahya Ismaik) sowie e.V.-Funktionär Karl-Christian Bay mit jeweils 6,5 Millionen Stimmen entlastet wurden, bekam Präsident Robert Reisinger laut dem e.V.-nahen “Löwenmagazin” 3,9 Millionen Nein-Stimmen. Und Seeböck, der zu Zweitliga-Zeiten ein Anti-Ismaik-Plakat in der Allianz Arena in die Luft reckte, bekam 3,9 Millionen Nein-Stimmen von HAM und 2,6 Millionen Ja-Stimmen des Präsidiums.

Abgestimmt hat für den e.V. wohl nur Hans Sitzberger - Reisinger wurde von der HAM-Seite aus Befangenheitsgründen abgelehnt, weil er zu diesem Zeitpunkt ja auch noch selbst im Aufsichtsrat gesessen hat. Reisinger wurde von Sitzberger nicht entlastet - und genau das hat den Verwaltungsrat offenbar auch dazu bewogen, Sitzberger das Vertrauen zu entziehen. Damit der e.V. seinen stark diskussionswürdigen Kurs weiter fortführen kann?