VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Herz? Sehr gut! Leidenschaft? Toll! Matchplan? Passend! Laufbereitschaft? Überdurchschnittlich! Doch am Ende riss beim 0:1 gegen den SSV Ulm 1846 die Serie der Löwen. "Wir haben Ulm eigentlich fast gar keine Chance gelassen. Das Spiel darf nicht verloren gehen auf die Art und Weise", erklärte Trainer Agis Giannikis am Dienstagnachmittag.

Doch warum verließ 1860 am Ende dann als Verlierer den Platz im Grünwalder Stadion? Das, was db24 bereits in seiner Analyse am Wochenende neben der schwachen Schiedsrichter-Leistung von Tom Bauer (Note 5) bemängelt hat, bestätigt jetzt der Cheftrainer höchstselbst - und das ganz ohne (geschönter) blauer Brille.

Seine Begründung: “Uns fehlt ein bisschen die Cleverness. Wir müssen schneller lernen.” Was der Jacobacci-Nachfolger genau meint? Die fehlende Schlauheit in der Zweikampfführung, die sich auch in der Fairnesstabelle widerspiegelt: Mit vier roten Karten, zwei Ampelkarten und 67 Verwarnungen liegt der TSV 1860 auf dem vorletzten Platz.

Die rote Karte von Marlon Frey war auch am Dienstag noch Gesprächsthema. Der Mittelfeldarbeiter, der als Wiederholungstäter vom DFB-Sportgericht drei Spiele Sperre aufgebrummt bekam, hatte beim Stand von 0:0, als die Löwen im Flow waren, die Grätsche in der gegnerischen Hälfte ausgepackt. “Es ist ein Halbspurball, der Gegner geht Richtung Außenlinie. Es ist keine unmittelbare Torgefahr, dass du da unbedingt ein Foul machen musst”, rüffelt Giannikis den Ex-Leverkusener: “Das darf ihm als 27-jähriger Spieler mit Erfahrung nicht passieren.”

Giannikis’ Auftrag: Geschickter foulen, Löwen!

“Wichtig ist: Wenn ich Foul spiele, wie spiele ich Foul”, erklärte Giannikis, der ein treffendes Beispiel in seinem Monolog nennt: Das Heimspiel gegen Halle (1:0): “Halle spielt bei uns 34 Fouls – damit haben sie 34 Angriffe un- terbrochen und nur zweimal Gelb gesehen.” Und Sechzig gegen Ulm? “Wir machen zwölf Fouls und kriegen drei Karten. Es gibt verschiedene Situationen, die wir cleverer lösen müssen.“ Und: „In der Zeit, die wir hier zusammenarbeiten, haben wir immer viel weniger Foul gespielt als der Gegner. Extrem viel weniger! Man kann sagen, wir waren fast schon zu brav.” Oder einfach naiv verteidigt.

Viel zu brav waren die Löwen auch beim Ulmer Siegtor in der Nachspielzeit, als Michi Glück plötzlich am Boden lag und Joker Lukas Röser zum 1:0 für den Gast einköpfte. “Da kriegst du so ein dummes Eckball-Gegentor, wo wir den Raum freilassen, was nicht passieren darf.” Giannikis’ Fehleranalyse: “Jesper lässt sich rausziehen, dann muss der Mitch den Raum schließen. Rückt er ein paar Schritte raus, passiert das Tor nicht.“ Doch Giannikis macht Glück keinen Vorwurf: „Er ist 20 Jahre jung, das merkt man da. Der Kopfball ist auch nicht unbedingt seine 1a-Qualität, dafür hat er andere super Fähigkeiten.“

Im Auswärtsspiel in Dresden (Freitag, 19 Uhr, db24-Ticker) können die Löwen gleich beweisen, dass sie die Worte von Giannikis gelesen haben.