VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Fußball-Deutschland feiert den 1. FC Saarbrücken, der sensationell im Pokal-Halbfinale steht.

Die drittklassigen Saarländer kegelten nach dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt am Dienstagabend auch den dritten Bundesliga-Klub Borussia Mönchengladbach beim 2:1-Triumph aus dem Wettbewerb. Es ist ein Märchen, zumal die Saarbrücker Vereinskasse durch die Pokal-Einnahmen aus dem DFB-Topf auf 6,5 Millionen Euro angewachsen sind. Natürlich werden ordentlich Prämien für die Helden ausbezahlt, doch es bleiben viele Millionen für den neuerlichen Zweitliga-Angriff in der nächsten Saison übrig. Mit dem FCS muss man in der nächsten Drittliga-Saison besonders rechnen.

Matchwinner Kai Brünker: “Wir haben Bayern, Frankfurt und Gladbach rausgehauen und stehen im Halbfinale, und ich sag mal, mit einem Bein auch in Berlin. Wir haben nur noch eine Hürde zu überspringen. Das ist der Wahnsinn.”

Im Halbfinale wartet der 1. FC Kaiserslautern auf die Drittliga-Profis aus Saarbrücken. Eine machbare Aufgabe. Das andere Halbfinale heißt Leverkusen gegen Düsseldorf - und was viele Fans besonders interessiert: Wann wären die Saarbrücker für den Europapokal qualifiziert? Die Regel hat sich vor einigen Jahren geändert - zum Nachteil für den Drittligisten, sollte sich Saarbrücken fürs Endspiel qualifizieren und Fast-Meister Bayer Leverkusen der Gegner sein. Der DFB schickt dann im Falle einer FCS-Pleite den Tabellensechsten der Bundesliga in die Euro League - der Siebte müsste in die Qualifikation. Und Saarbrücken schaut mit dem Ofenrohr ins Gebirge.

Heißt: Saarbrücken zieht nur in den Europapokal ein, wenn er die nächsten beide Spiele gewinnt.

Dass mit Saarbrücken wieder ein Underdog im Pokal-Halbfinale steht, wertet die Dritte Liga enorm auf. Der FC Ingolstadt gratulierte beispielsweise auf Instagram so: “Wenn die Dritte Liga den DFB-Pokal rockt: Respekt und Glückwunsch aus Ingolstadt.” Oder der SSV Ulm: “Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch aus Ulm.” Auch der SC Verl feiert Saarbrücken: “Brutal…geile Sache. Lasst es krachen.”

Noch vor dem Saarbrücker Halbfinal-Einzug schwärmte Löwen-Trainer Agis Giannikis vom Niveau der Dritten Liga: “Das ist eine gute Liga von der Qualität her.” Und doch stehen mit Ulm, Münster und Haching momentan drei Aufsteiger unter den ersten Fünf. Was bedeutet das? Können Aufsteiger mit weniger Geld besser umgehen oder ist der Druck bei den Traditionsklubs einfach größer? Giannikis: “Eine Blaupause gibt es nicht im Fußball. Das sind Vereine, die anders strukturiert sind als 1860 oder Dresden.” Und außerdem spielen bei den Neulingen andere Faktoren mit: “Erfolgserlebnisse schweißen zusammen. Als Aufsteiger hast du einen Erfolgsmoment gehabt -irgendwann wird das belohnt.”

Doch wann belohnt sich Platzhirsch 1860 nach sechs Jahren Drittliga-Fußball?