Vertrauen in Giannikis
- VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
- 06.05.2024 17:44
- 421 Kommentare
VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)
Als sich die Spieler nach dem 1:2 gegen Borussia Dortmund II vor die Westkurve stellten, um sich bei den Fans zumindest fürs Kommen zu bedanken, kletterten zwei Ultras in den Innenraum. Einer war außer sich vor Wut, faltete in einem Monolog Kapitän Jesper Verlaat & Co. gewaltig zusammen nach dieser Peinlich-Vorstellung gegen die U23 der Westfalen. Als es dann schließlich genug war, zogen die 1860-Profis mit hängenden Köpfen ab. Präsident Robert Reisinger, der sonst gerne den Kontakt zur Mannschaft und der Kurve sucht, wurde nach dem Schlusspfiff nicht gesichtet. Stattdessen saß der 60-Jährige in diesem Moment allein im verlängerten Presseraum unter dem Stadiondach - seine Körperhaltung lässt vermuten, dass er alles andere als erfreut war über die sportliche Darbietung. In der vergangenen Woche hatte Reisinger noch erklärt, dass er keine Stagnation bei 1860 sehe.Fakt ist: Die Unzufriedenheit im Fanlager wächst - und das könnte natürlich auch für Reisingers Rolle bei 1860 Konsequenzen haben, dann nämlich, wenn die Mitglieder dem aktuellen Kurs am 16. Juni auf der MV im Zenith die rote Karte zeigen und einen neuen Verwaltungsrat wählen.
Musste die Löwen-Familie am Samstagnachmittag noch mit dem Schlimmsten rechnen, waren am Sonntag - rund 26 Stunden nach der Heimblamage - die Chancen auf den Klassenerhalt wieder deutlich gestiegen. Aber das lag einzig und allein daran, dass Erzrivale Unterhaching den Löwen beim 1:0 in Halle wertvolle Schützenhilfe geleistet hat. Ob sich Reisinger schon artig bei seinem Hachinger Kollegen Manni Schwabl bedankt hat?
Die Rechnung ist jetzt einfach: Holt 1860 am Freitag in Essen (19 Uhr db24-Ticker) mindestens einen Punkt, hat sich die Mannschaft einen Spieltag vor dem Ende aus eigener Kraft gerettet. Sollten die Giannikis-Löwen aber wieder abschenken, geht der Blick am Samstag nach Bielefeld: Wenn die Arminia gegen Halle nicht verliert, hat 1860 die Fahrkarte für ein weiteres Jahr in der Dritten Liga endgültig gelöst.
Die Formkurve der Löwen geht seit Wochen steil bergab: Allein von den letzten neun Drittliga-Partien verlor die Mannschaft nicht weniger als sechs. In dieser Phase konnte man nur einen Sieg feiern, das 3:1 gegen Viktoria Köln. Und zurecht fragt man sich im Löwen-Umfeld: Wie konnte das passieren? Gibt es auch einen Zusammenhang mit der Biss-Präsentation?
Kritik an Trainer Agis Giannikis, der nach Punkten mittlerweile die selbe Bilanz wie Maurizio Jacobacci vorweist (1,35 Zähler pro Spiel), will man bei 1860 erst gar nicht aufkommen lassen. Geschäftsführer Oliver Mueller erklärte in der Halbzeitpause bei “MagentaSport”: “Giannikis trägt auch die Wertewelt in sich, so wie wir als Löwen auftreten wollen. Mit Bescheidenheit, mit Füreinander, mit dem Arbeiten auf dem Platz und mit dem vollen Siegeswillen.” Und: “Er hat eine wahnsinnig gute Schule hinter sich. Ich kenne ihn noch aus Zeiten des KSC sehr gut. Deshalb bin ich total überzeugt, dass er das schaffen kann, was wir uns von ihm vorstellen.”