VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Sieben Jahre hatte die aktuelle Führungscrew Zeit, den Profifußball der Löwen salonfähig zu machen. In dieser Zeit wurden allein für die Mannschaft rund 25 (!) Millionen Euro ausgegeben. Das Ergebnis: 1860 ist seit einigen Tagen neuer Drittliga-Dino.

Das Bündnis, das sich seit Monaten einer beispiellosen Hetzkampagne ausgesetzt sieht, will die Löwen neu aufstellen. Gestern hat die Crew eine Absage vom aktuellen Verwaltungsrat bekommen - zu einem öffentlichen Austausch zur Ausrichtung des Klubs. Dabei gäbe es so viel Gesprächsbedarf. Zuletzt hat 1860-Beirat Nicolai Walch in einer Pro1860-Veranstaltung gesagt: “Euer Wahlkampf schadet Euch selbst und 1860.” Das ist wie so Vieles bei den Löwen Interpretationssache.

Wer sind die Menschen hinter dem Bündnis? Der db24-Check:

THOMAS BAUDISCH
Alter: 61.
Beruf: Steuerberater mit eigener Kanzlei mit rund 20 Mitarbeitern.
Sparte: Fußball (Mitglied seit 1995).
Botschaft: “Ich möchte in den Verwaltungsrat meine 20-jährige Erfahrung im Bereich Vereinsrecht, Gemeinnützigkeit, steuerliche Angelegenheiten und wirtschaftliche Belange beratend einbringen.”
Wissenswertes: Er schafft einen Mehrwert in Rechts, Steuer- und Satzungsfragen - er wurde vom aktuellen Kassenprüfer Toni Bauer vorgeschlagen.

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ROBERT FORSTER
Alter: 56.
Beruf: Gelernter Industriekaufmann, Geschäftsführender Gesellschafter cbo GmbH.
Sparte: Golf (Mitglied seit 1996).
Botschaft: “Eine positive Stadionentwicklng ist mir ein besonderes Anliegen, genauso wie eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Gremien und den Mitgliedern.”
Wissenswertes: Forster, der sehr kommunikativ ist und eine verbindende Art hat, hat sich dem Bündnis angeschlossen. Er wurde von 1860-Kassenprüfer Toni Bauer vorgeschlagen. Forster hat den Fanclub “Valley Lions Club” gegründet. War mit Franz Beckenbauer befreundet.

MARTIN GRÄFER
Alter: 55.
Beruf: Vorstand bei Hauptsponsor “Die Bayerische”.
Sparte: Fußball (seit 1. Juli 2016).
Botschaft: “Es bedarf einer strategischen Neuausrichtung, um den Verein nachhaltig erfolgreich zu machen.”
Wissenswertes: Seit bekannt ist, dass Gräfer mit Mitstreitern das Bündnis als Gegenpol zum aktuellen Vereinskurs hochziehen will, wird er von den einschlägigen Fanportalen bekämpft. Auch in den Social-Media-Kanälen wird der Umgang gegen seine Person rauer. Er wurde auch auf einem nachgebauten RAF-Plakat gezeigt, Methoden, die alle aus einer Richtung kommen. Nach dem Zwangsabstieg 2017 half Gräfer den Löwen, mit den unterschiedlichsten Aktionen wieder auf die Beine zu kommen. Heute weiß er: Das zählt alles nichts mehr, weil er es wagt, den aktuellen Kurs zu hinterfragen. Deswegen ist er inzwischen bei den “Grün-Goldenen” ein neues Feindbild.

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THOMAS HIRSCHBERGER
Alter: 62.
Beruf: Kaufmann.
Sparte: Fußball (seit 1. Oktober 1993).
Botschaft: “Veränderungen in der Außendarstellung des Klubs - und unterstützend im Ziel Aufstieg Zweite Liga.”
Wissenswertes: Der frühere Burgerkönig Hirschberger, der u.a. die Sausolitos- und Hans im Glück-Kette gründete und in beiden Unternehmen für jeweils 800 Mitarbeiter verantwortlich war, kandidierte seinerzeit schon fürs “Team Profifußball”. 2005 wollte er auch als Präsident kandidieren, zog dann aber zurück. Sein Draht in die Münchner Stadtpolitik gilt als herausragend. Er muss nicht beim Vorzimmer anrufen, sondern hat den direkten Draht zu den Entscheidern. Er wurde von Professor Klaus Lutz vorgeschlagen. Hirschberger gehört zum Bündnis.

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ALEXANDER HOFMANN
Alter: 56.
Beruf: Geschäftsführer Hofmann GmbH seit 2000.
Sparte: Fußball (Lebensmitglied seit 1991).
Botschaft: “Erfolgreichen Fußball der 1. Mannschaft fördern - das NLZ liegt mir besonders am Herzen.”
Wissenswertes: Hofmann kam vor einigen Monaten auf den Gedanken, das Bündnis als Gegenpol zum aktiven (konstruktiven) Vereinskurs zu gründen. Hofmann wurde im Internet als Bayern-Fan gebrandmarkt, dabei ist er beim Zweitliga-Aufstieg 1991 unter Karsten Wettberg ganz deutlich auf einem legendären Foto zu erkennen. Hofmann gilt als umtriebiger Löwe, der versucht, mit allen politischen Richtungen auszukommen. Sein Vater hat selbst bei 1860 das Tor gehütet.

KLAUS JOSEF LUTZ
Alter: 66.
Beruf: Aufsichtsrat und Geschäftsführer von zwei Unternehmen.
Sparte: Fußball (Mitglied seit 30. November 2006).
Botschaft: “1860 helfen, neue erfolgreiche Wege zu gehen.”
Wissenswertes: Lutz gilt immer noch als einer der mächtigsten Manager in Deutschland. Er war 15 Jahre Vorstandsvorsitzender bei der BayWa, restrukturierte auch den Süddeutschen Verlag (Süddeutsche Zeitung). Aktuell ist er IHK-Präsident. Die erfolgreiche Meister-Mannschaft von 1966 hat Lutz zum bekennenden Löwen gemacht. Dass sich so ein Kaliber bei einem runtergewirtschafteten Verein überhaupt zur Verfügung stellt, ist ein echtes Statement. Er wäre eine Toplösung als Präsident für die Zeit nach Robert Reisinger - Lutz hat sensationelle Kontakte, u.a. auch zu BMW oder VW. Er wurde von Ex-Vize Sitzberger vorgeschlagen. Lutz wäre angesichts der Aussichtslosigkeit ein Geschenk für den taumelnden Traditionsklub.

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KLAUS RUHDORFER
Alter: 62.
Beruf: Unternehmer.
Sparte: Fußball (seit 2013).
Botschaft: “Überwindung der Spaltung im Verein wird Löwenkräfte freisetzen.”
Wissenswertes: Ruhdorfer stand zuletzt nach einem “SZ”-Interview im Fokus - nach deutlicher Kritik am Wahlausschuss. Dazu bekam er Post von Anwalt und Verwaltungsrat Nicolai Walch - daraufhin soll Ruhdorfer eine Unterlassungserklärung unterschrieben haben. Ruhdorfer spricht auch ungeniert von einer Stadion-Clique, die 1860 unterwandert hat. Seine Kandidatur war zunächst nicht geplant, aber durch das Engagement von Klaus Lutz hat er es sich doch nochmal anders überlegt. Es ist sein letzter Versuch, 1860 zu drehen. Er weiß: Wenn dieser Versuch scheitert, wird 1860 auf lange Zeit nur “Grün-Gold” denken.