VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Hasan Ismaik (46) geht neue Wege. Inzwischen ist er genau eine Woche in München - solange wie noch nie in der 13-jährigen Ehe zwischen dem Jordanier und den Löwen. Er trifft sich mit allen. Mit den Meister-Löwen, Reportern und Fanblogs hat sich Ismaik inzwischen ausgetauscht und sogar mit der Faninitiative Pro1860 ist ein Treffen vereinbart. Der 1860-Mehrheitsgesellschafter aus Abu Dhabi sprach auch mit dem Bayerischen Fernsehen, mit Reporter Andreas Troll. In diesem exklusiven 18-Minuten-Interview redet Ismaik über:

seine Position bei 1860: “Als ich 2011 zum Verein gekommen bin, habe ich 1860 gerettet. Und damit bin ich sehr glücklich. Ich habe viel für diesen Verein getan, auch finanziell - weil ich den Klub liebe. Ich bin Fan von 1860 und auch Mitglied. Der Verein liegt mir sehr am Herzen. Natürlich bin ich auch Investor und versuche mein Investment zu schützen - wie das jeder Investor täte. Mir ist 1860 eine Herzensangelegenheit.”

die sportliche und finanzielle Lage: “Wir sind seit sechs Jahren in der Dritten Liga. Die sportliche Situation ist maximal enttäuschend - genau wie die finanzielle. Ich kann nicht verstehen, dass es Fans gibt, die sich damit abfinden. Die Funktionäre, die jetzt seit 13 Jahren da sind, haben uns in diese Situation gebracht. Die haben viel Schaden hinterlassen und viele Entscheidungen getroffen. 1860 hat mehr verdient als das.”

die beiden Geschäftsführer Oliver Mueller und Dr. Christian Werner: “Ich bin überhaupt nicht zufrieden. Meiner Meinung nach wissen die nicht, wieso sie Probleme lösen oder steuern. Und ich weiß auch gar nicht, woher sie kommen. Ich kenne ihren Hintergrund nicht. Was den Sportdirektor anbelangt, müsste man eigentlich die Fans fragen. Jedenfalls ich bin nicht zufrieden. Generell machen sie mir zu wenig, auch auf der finanziellen Seite. Obwohl mir ein Urteil zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht zusteht. Aber wir sehen schon, dass zu wenig und zu negativ gearbeitet wird. Es gibt Leute, die wollen 1860 nur als Regionalligisten und Drittligisten sehen… Um das zu ändern, brauchen wir eine Umstrukturierung im Kern des Vereins…Eigentlich müsste alles verändert werden, nicht nur die Führungspositionen…Mir fehlt die Orientierung, der Blick nach weiter oben. Egal, wer zu diesem Verein kommt, ist stolz für diesen Verein zu arbeiten. Aber danach wird das immer negativ beeinflusst. 1860 wird immer klein gemacht und hier liegt für mich das Problem. Die Leute, die jetzt hier arbeiten, besitzen nicht die Fähigkeit, das gut zu machen. Es herrscht die Einstellung vor, gar nicht nach oben zu wollen.”

Verwaltungsratswahl: Ist Nicolai Walch für Sie wählbar?

Umfrage endete am 16.06.2024 09:00 Uhr
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meine Vision: “Die Mitgliederversammlung und die Wahl am 16. Juni ist für mich entscheidend. Ganz wichtig ist, dass es eine Neuaufstellung braucht, die nicht Menschen, die aus einer Richtung kommen. Es sollte eine gesunde Mischung sein. Ich verlange nicht, dass sie alle nur von einer Seite kommen. Gerne von ganz verschiedenen…Ich habe noch nicht alle Kandidaten getroffen. Klaus Lutz, Martin Gräfer und auch Saki Stimoniaris halte ich für passend…Was wir jetzt im Verein haben, ist ungesund und schädlich für 1860. Unter den jetzigen Leuten gibt es Geschäftsleute oder auch Menschen, die mit Politik zu tun haben. Man sieht schon, dass diese Leute sportlichen Erfolg haben wollen, die 1860 weiter oben sehen wollen. Die, die sich jetzt im Amt befinden, sind: Hasan Ismaik loszubekommen und im Grünwalder Stadion zu spielen. Die konzentrieren sich nicht auf das Wesentliche. Ich habe kein Problem damit, wenn neue Kandidaten von Pro1860, aus der neutralen Ecke oder vom Bündnis kommen. Mir geht es nur darum, dass sich alle darauf konzentrieren, den Verein zum Erfolg zu führen. Das ist wichtig und sportlichen Erfolg mit 1860 zu haben. Bundesliga und Champions League zu spielen - und darauf hinzuarbeiten, das ist mein Ziel. Ich sehe 1860 in fünf Jahren als Bundesligist - neben dem FC Bayern. Wir müssen den Löwen wach rütteln.”

seine Maßnahmen für einen Wandel: “Ich bin sehr optimistisch, dass sich alles ändern wird. Ich werde weiter investieren und bin bereit, mehr zu tun. Aber wir müssen erst einmal den 16. Juni abwarten. Jedenfalls müssen wir zusammenarbeiten. Als wir damals die Verträge unterschrieben haben, sollte einer von uns in den Verwaltungsrat - einfach um auch an dieser Stelle vertreten zu sein, Themen mitzubekommen und Meinungen mitzuhören. Aber das wurde uns nie erlaubt.”

die Rolle des aktuellen Verwaltungsrats: “Weil die amtierenden Funktionäre meiner Meinung nach nur das Ziel haben, mich loszuwerden und sie versuchen Schaden anzurichten. Meiner Meinung nach versuchen sie 1860 zu zerstören. Es tut mir weh, zu sehen, wo wir sind. Nachdem, was ich alles für den Verein getan und investiert habe, hetzen die Menschen gegen mich. Und vor allem: Diskutieren nicht sachlich! Es ging immer darum, mich zu beleidigen und loszuwerden. Auch als neue Leute kamen, sollten die gegen mich arbeiten. Das sollten wir ändern, wir sollten miteinander umgehen. Vergangenheit ist Vergangenheit, vergesen wir die Geschichte.”

den Kurs von Robert Reisinger: “Wir wissen ja, was Robert Reisinger gesagt hat. Es gebe keinen Gesprächsbedarf mit Hasan Ismaik. Dessen Ziel ist, nicht mit Hasan Ismaik zusammen zu arbeiten, sondern mich loszuwerden. Aber das bringt uns nicht weiter. 2017 hatten wir den besten Trainer und besten Sportdirektor geholt (Vitor Pereira und Ian Ayre, d. Red.). Das Problem lag nicht bei denen, sondern in der Kabine. Bei falschen Entscheidungen haben alle Verantwortlichen die Augen verschlossen. Niemand hat etwas gesagt oder getan.

den schwarzen Freitag: “Sie haben die 50+1-Regel gegen mich benutzt. Es gab damals zwei Optionen: Entweder steigt 1860 ab oder wir zahlen 11 Millionen. Ich habe ein Sponsoren-Angebot mit Werbung für das Trikot gemacht, mit 11 Millionen Euro - dann bleiben wir Drittligist. Meine Mitarbeiter haben das angeboten. Ich habe noch die Email. Wir haben mehrere Stunden gewartet. Aber sie haben das alles ignoriert. Meine Email oder meine Anfrage. Sie haben sich nie zurückgemeldet - absichtlich. Ihre Einstellung: ‘Wir steigen ab - und Hasan Ismaik ist dann weg. Ismaik hat dann mit Sicherheit keine Lust zu bleiben.’ Das ist die Wahrheit. Herr Reisinger hat danach gesagt, von Ismaik brauchen wir kein Geld. Das hat er in der Öffentlichkeit gesagt. Hinter den Kulissen kommt er und fragt nach Geld und Unterstützung. Wie sollen wir denn mit dieser Einstellung zusammen arbeiten? Ich kann das nicht!”

der Kontakt mit den Fans: “Für mich ist das auch ganz wichtig - mit Fans und Mitgliedern zu sprechen. Ich bin ja einer von ihnen, ein Fan von 1860. Viele kritisieren mich ja, von Pro oder Ultra - das ist in Ordnung. Wenn Leute einer anderen Meinung sind, habe ich kein Problem. Ich fordere nur, miteinander zu reden und zu arbeiten. Viele haben mich einfach nicht akzeptiert. Ich bin nicht gegen sie, sie können mich kritisieren. Meine Hand ist immer offen. Sie können mich immer kontaktieren. Diese Leute sind das Salz in der Suppe - meiner Meinung nach sehr wichtig. Unser Ziel ist ausschließlich der Erfolg, der uns vereinen sollte…die Mehrheit steht hinter mir. 2000 bis 3000 Leute behaupten Negatives, aber mehr als 20.000 stehen hinter mir. Das ist die Mehrheit. Nur eine Minderheit kann entscheiden. Das gefällt mir nicht. Ich werde beleidigt mit dem Lied, das ist sehr persönlich. Das ist nicht akzeptabel. Trotzdem versuche ich mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Aber es gibt auch viele Leute, die mir respektvoll gegenüber treten.”

die Finanzierung: “Warum hat der Verein nicht gewollt, dass ich investiere? Es wird gerne behauptet, dass ich schuld sei, dass der Verein schulden machen müsse. Sie sagen, wir akzeptieren das Geld nur als Darlehen/Genußscheine. Wenn ich das annehme, werde ich danach wieder kritisiert.”

das Grünwalder Stadion: “Ich habe mehr als 8000 Nachrichten über Facebook, X und Instagram bekommen, die sagen: Wir wollen ein neues Stadion! Es ist ein Traum, dass das Grünwalder Stadion die Heimat von 1860 bleibt. Mein Vorschlag ist, ein neues Stadion an diesem Standort zu bauen - mit vier bis fünf Etagen. Aber das ist nicht möglich. Wir wollen die Tradition von 1860 behalten. Aber, was ganz wichtig ist: Wir brauchen die Genehmigung in Giesing und von der Stadtpolitik - das ist nicht so einfach. Falls neue Leute gewählt werden, werden wir das mit der Stadt besprechen. Für mich gibt es nur ein Gesamtkonzept, wo wir eine neue Löwen-Heimat aufbauen können. Wir behalten das Grünwalder Stadion für die Jugend, das Amateurteam und die Frauen-Mannschaft.”

die Frage, ob er jemals über einen möglichen Ausstieg nachgedacht hat: “Nein! Ich werde alles dafür tun, damit 1860 wieder Bundesligist wird. Und wenn der Verein stark genug ist, können wir darüber reden, dass ich 1860 wieder an die Fans zurückgebe, ihnen gehört er ja - als Aktiengesellschaft an der Börse.”

einen negativen Wahl-Ausgang am 16. Juni: “Auch dann bleibe ich, ich bin aber optimstisch, dass sich was ändert.”

Den LINK zum BR-Interview gibt es HIER!