VON OLIVER GRISS

Die Giesinger Märchen wiederholen sich immer wieder - nun schon seit vielen Jahren: Wer bei 1860 eine andere Meinung als die aktuellen Führungskräfte inklusive Anhang hat, wird sofort als Ismaik-Jünger abgestempelt. Man kennt das ja zur Genüge aus der Politik...

Es wird ein Narrativ geschaffen, um Mitglieder und Fans in eine Ecke zu stellen. Viele davon haben schon aufgegeben und sich abgewendet vom einst so ruhmreichen TSV 1860 München. Dieser Zustand, der seit 2017 bei Münchens traurigstem Profiverein vorherrscht, ist unerträglich geworden. Kurz: Es ist eine Schande.

Der frühere Vize-Präsident Hans Sitzberger ist ein lebendes Beispiel dafür, wie mit Menschen umgegangen wird, die ihre Meinung ändern und nicht mehr mit den Lauten “mitschwimmen” wollen. Hans Sitzberger gilt meine absolute Hochachtung. Er war lange Zeit zu naiv, um 1860 und die Hintergründe der politischen Energie zu verstehen. Es ehrt ihn aber, dass er seinen Fehler eingestanden hat und sein Blick jetzt glasklar ist.

Die 1860-Fanszene schreibt heute u.a. in einem Aufruf: “Das Bündnis Zukunft war von Anfang an nie ehrlich und macht sich mit jeder Aussage noch unglaubwürdiger – und damit letztlich unwählbar. Fest steht: Wer Bündnis Zukunft wählt, wählt Selbstdarsteller. Wer Bündnis Zukunft wählt, wählt Hasan Ismaik. Und dies wird 1860 schaden!” Damit wird der Eindruck erweckt, erfolgreiche Manager wie Klaus Lutz (früher u.a. BayWa-Boss), Martin Gräfer (Vorstand Die Bayerische) oder Burgerkönig Thomas Hirschberger hätten keine eigene Meinung und wären von Hasan Ismaik “abgerichtet”. Was ein absoluter Nonsens ist. Und sowieso: Ismaik kann man nicht wählen. Er ist mit 60 Prozent Hauptgesellschafter.

Der 16. Juni ist der Tag der Entscheidung bei 1860: Kommst Du zur MV, um zu wählen?

Umfrage endete am 24.06.2024 19:00 Uhr
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7% (171)

Teilnehmer: 2291

Außerdem: Das Bündnis ist keine Abteilung von Selbstdarstellern, sondern diese Mitglieder wollen 1860 eine gute Zukunft schenken. Mit einem Gemeinsinn, den es seit vielen Jahren nicht gibt. Für ihren Einsatz werden Lutz & Co. diskreditiert, beleidigt und beschimpft. Gleiches Schauspiel gab es schon 2018, als das Team Profifußball antrat und Kultlöwe Bernhard Winkler, Teil der Gruppierung, der Mittelfinger entgegen gestreckt worden ist. Das Bündnis geht auf die Menschen zu, während die aktuellen Amtsträger sich rar machen oder auf knifflige Fragen erst gar nicht antworten. Präsident Robert Reisinger hat bis heute nur ein großes TV-Interview in “Blickpunkt Sport” im Jahr 2019 gegeben - und viele fragen sich: Was ist der Grund?

Fakt ist: Nur, wer seinem Partner auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet, wird erfolgreich arbeiten können. Das ist eine bekannte Formel des Lebens. Und allein diese drei zuvor genannten VR-Kandidaten stehen für beruflichen Erfolg. Wer immer nur auf Krawall gebürstet ist, wird letztlich nicht auf der Gewinnerseite stehen - nicht im Berufs- und Privatleben und erst recht nicht im Ehrenamt. Die Situation bei 1860 ist trostlos - und wird aus welchen Gründen auch immer von der aktiven Szene geschützt. Ist Pipinsried wirklich besser als der Dortmunder Signal Iduna Park?

Hasan Ismaik hat mit Sicherheit Fehler in der Vergangenheit begangen, schon allein deswegen, weil er auf Menschen gesetzt hat, die weder den Profifußball, die Sprache oder die Stadt München kennen, noch sich bewusst sind, welche Edelmarke der TSV 1860 ist. Inzwischen scheint bei Ismaik ein Umdenken stattgefunden zu haben. Und selbst die mit einem Standortvorteil glauben, die Löwen zu verstehen, sind in der Vergangenheit gnadenlos gescheitert. Weil 1860 größer ist als vieles andere: Fans, Wucht, Tradition.

Doch wer bei den Löwen fehlerlos ist, werfe sowieso den ersten Stein. Bei den Löwen gab es in den letzten 20 Jahren viele Funktionäre, die bei etlichen einschneidenden Entscheidungen des TSV 1860 (Arena-Verkauf, Investoren-Einstieg) dabei waren und jetzt witzigerweise das Gscheidhaferl geben - so nach dem Motto: “Hoffentlich haben die Fans das vergessen…”

Und eines sollte bei der teilweise berechtigten Kritik an Ismaik nicht vergessen werden: Er stand den Löwen 2011 zur Seite, während andere nur gescheit daher geredet und sich weggeduckt haben.

Oliver Griss (Jahrgang 1971) berichtet seit 1989 über die Löwen, darunter seit 2011 mit dem Portal dieblaue24.