VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Wer es nicht mehr weiß: Gerhard Mayrhofer (62) war der Präsident, der im Jahr 2013 mit nur 39 Gegenstimmen (bei 923 anwesenden Mitgliedern) zum Ober-Löwen gewählt worden ist. Eine Rekordquote. Er hielt es aber nur zwei Jahre bei den Löwen aus, bevor er entnervt hingeworfen hat. Mit großer Sorge beobachtet der Unternehmer seit Jahren das Treiben an der Grünwalder Straße 114. Das db24-Interview:

db24: Servus, Herr Herr Mayrhofer: Wie oft denken Sie eigentlich noch an die Löwen?

GERHARD MAYRHOFER: Sehr oft, aber mit immer schlechter werdendem Gefühl.

db24: Schalten Sie den Fernseher ein, wenn 1860 spielt?

Wenn ich Zeit habe, dann schon.

db24: Wie bewerten Sie den 1860-Kurs in den letzten sieben Jahren? Es heißt ja von der aktuellen Kommandobrücke, von Stagnation sei keine Spur. Wie beurteilen Sie das?

Das ist interessant! Was hat sich den in den letzten Jahren verändert? Wir spielen immer noch in der 3. Liga, das Grünwalder ist für einen Aufstieg immer noch zu klein und nicht vermarktet, weil uns nichts gehört. Vom Löwen-Präsidenten hört man nur, Ismaik sei an allem schuld und man könne ja nichts machen. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass das Präsidium, der Verwaltungsrat und die finsteren Mächte damit zufrieden sind und gar nichts verändern wollen.

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db24: Sie sind damals nach etwas mehr als zwei Jahren im Juli 2015 zurückgetreten: Was waren damals die Beweggründe und würden Sie heute mit Abstand wieder so reagieren?

Wir hatten Felix Magath am Start, einen Investor, der die Anteile von Hasan Ismaik kauft und trotzdem war der interne Widerstand wieder groß. Als Hasan dann noch unerfüllbare Forderungen stellte, war es für jeden mit Anstand ausgestattetem Menschen an der Zeit zu verstehen, dass er sein Pulver verschossen hat. Dann sind Erik Altmann und ich zurückgetreten. Eigentlich wollten ja alle zurücktreten, aber das hat sich dann plötzlich in Luft aufgelöst, und einer davon soll jetzt ja auch der Nachfolger von Heinz Schmidt werden. Seltsam…

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db24: In Ihre kurze Amtszeit fiel der letzte große emotionale Höhepunkt, der positiv endete: Die Rettung gegen Holstein Kiel - durch das Tor von Kai Bülow in der Nachspielzeit. Selbst der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer war baff ob der großen Stimmung bei 1860. Welche Erinnerungen haben Sie daran - und warum hat 1860 aus diesem nervenaufreibenden Finale nichts gelernt?

Ja, es war ein sehr emotionaler Moment und der damalige Ministerpräsident und ich lagen uns in den Armen, das passiert einem nur einmal im Leben. 60 lernt nichts, weil 60 nichts lernen will. Für die beherrschenden Kräfte bei 60 ist alles so gut wie es ist.

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db24: Auch Sie hatten gewaltig mit Beleidigungen im Internet zu kämpfen: Einen Löwen-Fan, der auch heute noch kräftig rumpöbelt, hatten Sie sogar angezeigt. Was ist damals genau passiert?

Da habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr, darüber zu reden. Bei 60 glauben zu viele, „dass sie der Verein sind”.

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db24: Hand aufs Herz: Wie war Ihr Verhältnis zu Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik?

Gut und schlecht zugleich.

db24: Aber Sie hatten doch eine gute Basis zu Noor Basha, seinem Statthalter…

Ja, das stimmt! Aber als der liebe Herr Poschner Noor Basha die großartige Welt des internationalen Fußballs gezeigt hat, war dieser von dem Glauben erfüllt, auch ein großer internationaler Fußballmanager zu werden. Und das war von dem Zeitpunkt an nicht mehr hilfreich im Sinne des Vereins.

db24: Ismaik scheint nach 13 Jahren jetzt einen völlig neuen Kurs zu fahren: Hätten sie sich gewünscht, dass er sich schon damals so volksnah wie inzwischen zeigt?

Volksnah ist nicht der entscheidende Punkt. Ein realistischer Plan, entsprechende finanzielle Mittel, die sinnvoll ausgegeben werden und gegenseitiges Vertrauen , ist wesentlich. Wenn Hasan Ismaik dazu jetzt bereit ist, dann ist er herzlich willkommen und seine Gegner müssten dann auch die Konsequenzen ziehen. Sollte das aber jetzt auch wieder eine Luftblase sein, dann fürchte ich, wird unser geliebter Verein mittelfristig in der Belanglosigkeit versinken.

db24: Ismaik lädt auch seine Kritiker zum Gespräch ein: Würden Sie sich gerne mit ihm aussprechen?

Ich bin ohne Funktion im Verein und deshalb auch kein bedeutender Gesprächspartner aktuell.

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db24: Es gab damals schon viele Adabeis bei 1860, die man heute auch noch an der Seite von Reisinger auf der Tribüne sieht. Wie funktioniert das - und sind das Menschen mit Einfluß oder reiner Profilierungssucht?

Menschen mit Einfluß geben sich selten als solche zu erkennen, die die man sofort erkennt, sind Wichtigtuer und davon gibt es jede Menge bei unserem Verein.

db24: Bevor Sie Präsident wurden, wie war das genaue Procedere: Mussten Sie sich eigentlich auch bei Pro1860 vorstellen? Verraten Sie uns ruhig, welche Hürden Sie genau überspringen mussten…

Ich musste mich mit den Wichtigen bei den Löwen treffen. Das war zum einen Siggi Schneider, der war wirklich wichtig. Natürlich auch der Verwaltungsrat, was selbstverständlich war.

db24: Es heißt, auch Wochenanzeiger-Chef Bergmaier spielte da eine Rolle…

Ja, das war schon komisch, die Vorstelllungsrunde bei Herrn Bergmaier. Der erschien mir weniger wichtig, kam sich aber sehr wichtig vor. Er hatte auch ein eindeutiges Briefing bereit, was bei den Löwen zu geschehen hätte. Ich haben nicht verstanden, warum ein weniger wichtiger Löwe dem potentiellen Präsidenten der Löwen sagt, was er zu tun hat. Von da an hatte ich ein komisches Gefühl, was sich dann auch sehr bald schon als berechtigt herausstellte.

db24: Können Sie uns die Satzung des TSV 1860 aus Ihrer Sicht erklären?

Die Satzung wurde so getastet, das mögliche viele, wenig zu sagen haben und der Präsident am wenigsten. Mit der Satzung hätte ich mich vor der Wahl näher beschäftigen sollen, dann wäre mir einiges erspart geblieben. Herr Reisinger kennt die Satzung sehr genau, denn er hat auch sehr schnell herausgefunden, dass wir nicht ohne die Mitglieder zu befragen, Papst Franziskus zum Ehrenmitglied der Löwen machen dürfen. Das war nicht satzungskonform und Herr Reisinger hat uns zum Ehrenrat zitiert. Den mussten wir dann um Verzeihung bitten. Herr Reisinger hat wirklich nichts ausgelassen, um uns zu schaden.

db24: Ist es für Sie Demokratie, dass die Mitglieder nur einen Präsidentschaftskandidaten, der vom Verwaltungsrat gecastet wird, vorgeschlagen wird?

Das Wort Demokratie wird bei den Löwen arg strapaziert. Es handelt sich immer noch um einen e.V mit Profibereich und nicht ein Gesellschaftssystem. Die, die bei den Löwen immer besonders auf die Demokratie Wert legen, sind eigentlich die Undemokratischsten, weil sie den Verein blockieren und nur ihre eigenen Vorstellungen über 20.000 Mitgliedern aufzwingen. Und dummerweise ist ihre Haltung nicht der Erfolg des Vereins, sondern die Mittelmäßigkeit - Hauptsache im Grünwalder Stadion.

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db24: Wie bewerten Sie Robert Reisinger? Er hält sich seit sieben Jahren als Präsident - und keiner weiß eigentlich so recht, warum?

Ich auch nicht! Als Präsident von 1860 darf man durchaus polarisierend sein und für seine Meinung einstehen, trotzdem muss man versuchen, die Gräben zwischen unterschiedlichen Meinungen und Haltungen aufzulösen und eine gemeinsame Stimme für den Verein nach aussen zu haben. Reisinger schafft aber Gräben und sieht sich als die einzig zulässige Meinung, die es gibt. Ich bin mir nichtmal sicher, ob er sich für 60 interessiert. Ich glaube vielmehr, er braucht eine Plattform, um seinen Narzissmus auszuleben. Auch wenn das jetzt romantisch klingt, Karl-Heinz Wildmoser war für mich der letzte Präsident, der diesen Titel auch verdient hat. Reisinger ist nicht mehr zu bewerten. Ich hoffe, dass diese Episode zusammen mit dem aktuellen Verwaltungsrat nach der Mitgliederversammlung beendet ist.

db24: Sorry, aber wir müssen nachhaken: Sie sollen der Präsident gewesen sein, der eine Bewerbung von Robert Reisinger als Geschäftsführer abgelehnt hat: Stimmt das - und warum haben Sie ihm keine Chance gegeben?

Ja! Als wir uns damals von Robert Schäfer getrennt haben, wollte er der neue Geschäftsführer werden. Wir hatten ihm in einem ordentlichem Auswahlverfahren die gleichen Chancen wie den anderen Kandidaten gegeben. Als wir uns dann für einen anderen Kandidaten entschieden, hat er angefangen, uns bei jeder Gelegenheit schlecht zu machen und gegen den Verein gearbeitet. In Foren unter verschiedenen Pseudonymen und bei jeder anderen Gelegenheit, die sich ihm geboten hat. Reisinger ist einer der unangenehmsten, unehrlichsten Menschen, die ich in meinem Leben getroffen habe. Als Präsident ist er schon wegen seiner psychosozialen Struktur völlig ungeeignet.

db24: Es heißt auch, dass sich Reisinger sehr um Noor Basha, den einstigen Münchner Statthalter von Ismaik, extrem bemüht haben soll. Können Sie das bestätigen - und wie hat sich das seinerzeit bemerkbar gemacht?

Reisinger hat alles unternommen, um sich ins Licht zu stellen, ob das jetzt gut oder schlecht für den Verein war.

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db24: Sie sind ja kurz nach ihrem Rückzug als Präsident auch als Mitglied bei den Löwen ausgestiegen: Warum?

Ich hatte von dem Wahnsinn einfach genug. Diese ständigen Attacken, Drohungen waren weder für mich, noch für meine Familie länger zu ertragen.

db24: Was erwarten Sie für die kommende Mitgliederversammlung? Der aktuelle Verwaltungsrat tritt gegen das Bündnis mit Leuten wie Ex-BayWa-Chef Klaus Lutz oder Bayerische-Vorstand Martin Gräfer an…

Ich erwarte, dass der Stillstand und die Mittelmäßigkeit abgewählt wird und es einen wirklichen Neustart für die Löwen gibt. So kann es nicht weitergehen, das hält kein Verein auf Dauer aus.

db24: Was muss passieren, dass Sie wieder einen Mitgliedsantrag bei 1860 unterschreiben?

Hab ich schon längst…