VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Das KVR steht den Löwen nicht mehr zur Verfügung. Stattdessen werden die Stimmzettel am Sonntag auf der Mitgliederversammlung des TSV 1860 von eigenen Kräften gezählt - und genau deswegen gab es zuletzt Irritationen. Der Verein hatte vor Wochen dazu aufgerufen, dass sich Wahlhelfer aus der Mitte des Klubs melden können. Jetzt gibt es ein Team, aus unterschiedlichen Richtungen.

Wir wollten vom derzeitigen Wahlausschuss-Vorsitzenden Peter Schaefer wissen, warum 1860 dieses Angebot nicht mehr nutzt. Seine Antwort: “Das KVR war noch nie als buchbarer Service auf der Mitgliederversammlung vertreten, auch wenn es uns bewusst ist, dass dieser Anschein möglicherweise bei den Mitgliedern erweckt worden sein könnte. Eine solche Dienstleistung bietet das KVR gar nicht an. Vielmehr war die Unterstützung auf private Initiative eines ehemaligen, leitenden Angestellten des KVR erfolgt, welcher Mitarbeiter/innen auf freiwilliger Basis für die Mithilfe angeworben hatte. Leider ist dies seit dem letzten Jahr nicht mehr möglich.”

Und Schaefers Stellvertreter Christian Poschet, bei den Löwen auch Fanbeauftragter, erklärt gegenüber der “tz”: “Das KVR hat noch nie offiziell die Stimmen bei uns ausgezählt. Das waren Privatleute, die zufällig beim KVR gearbeitet haben.”

Wir haben nachgefragt - bei Walter Eisenbock, der 34 Jahre im Wahlamt der Stadt München gearbeitet hat und seit 13 Jahren in Pension ist. “Wir waren alles KVR-Leute - und ich bin seit meiner Geburt Löwen-Fan. Wir haben das immer gern gemacht. Keiner von uns war aber Löwen-Mitglied - bis heute bin ich kein Mitglied”, betont der 76-Jährige gegenüber db24: “Wir haben nach der Arbeit in der Freizeit ausgezählt und dafür haben wir auch eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 200 Euro pro Person bekommen.”

Irgendwann, sagt Eisenbock, habe die neue Geschäftsführung des KVR das bemängelt. “Ich fand das schade, aber so ist das Leben. Es hat immer alles gut geklappt. Im letzten Jahr habe ich nochmal ausgeholfen. Aber jetzt macht es 1860 in Eigenregie”; sagt Eisenbock, der in der Stadt München rund 50 Wahlen mitgemacht hat.

Dass die Wahl nicht sauber auflaufen könnte, da hat Eisenbock keine Befürchtungen. “Ich habe überhaupt keine Bedenken”, sagt Eisenbock: “In der Stadt wird auch von den städtischen Bediensteten ausgezählt. Die Frage ist nur, wie strukturiere ich das. Es ist aber ratsam, dass das Leute machen, die ein Verständnis dafür haben. 1860 braucht ein Stammpersonal - und darf nicht bei jeder Wahl neue Leute einsetzen. Ich bin ein Befürworter dieses Wahlsystems und nicht vom Delegiertensystem - die Wahlordnung bei 1860 ist zwar ein wenig umständlich, aber auch demokratisch.”

Klarheit wollte auch der frühere Wahlauschussvorsitzende Rainer Volkmann schaffen, der den Ausführungen des aktuellen 1860-Wahlausschusses teilweise widerspricht. “Wir hatten mit dem KVR eine Vereinbarung - für uns war die Unabhängigkeit die oberste Prämisse”, erklärte der 82-jährige anerkannte frühere SPD-Politiker gegenüber db24: “Ich persönlich finde es nicht toll, dass dass bei 1860 dieser neue Weg gegangen wird. Das KVR ist über jeden Verdacht erhaben. Am Geld sollte so eine Konstellation in Anbetracht des Gesamtumsatzes des Vereins nicht scheitern.” Ob Volkmann am Sonntag selbst zur Wahl geht? “Nein”, wehrt er ab: “Das pack ich nicht mehr!”