VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Gernot Mang (55) gilt irgendwie als der Unterschätzte im Wahlkampf der Löwen. Aber seine Persönlichkeit, sein Auftreten - aber auch seine bisherige berufliche Karriere machen den CEO von Vivonio Furniture GmbH (Umsatz rund 250 Millionen Euro pro Jahr) mit Wurzeln in Österreich zu einem wählbaren Kandidaten für den neuen Verwaltungsrat des TSV 1860. Das db24-Interview:

db24: Herr Mang, Sie sind bislang unter dem Radar der 23 VR-Kandidaten für die Mitgliederversammlung am kommenden Sonntag geflogen: Warum eigentlich?

GERNOT MANG: Bin ich wirklich so unter dem Radar geflogen? Meine Zurückhaltung war keine Absicht. Ich bin mir aber darüber bewusst, dass ich vielleicht nicht so bekannt bin wie einige andere Kandidaten, die sich für den Verwaltungsrat bewerben. Mein Herz schlägt aber genauso stark für 1860. Auch wenn ich nicht im Rampenlicht stand, habe ich meine Zeit und Energie investiert, um meine Ideen und Visionen für die Zukunft des Vereins mit den Fans zu teilen. Dazu habe ich sehr gutes Feedback bekommen.

db24: Auf uns wirkt es, Sie wollen keinem Lager so recht zugeordnet werden…

Ich trete für den TSV München von 1860 e.V. an. Das ist mein Lager! Mein Fokus liegt darauf, den Verein bestmöglich zu unterstützen und voranzubringen.

db24: Hand aufs Herz: Wie ist Ihre poltische Richtung: Pro1860 - oder doch eher Bündnis?

Genau das ist doch Thema. Es darf keine politische Richtung geben, sondern es geht ausschließlich um den Turn und Sportverein München von 1860. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Sport uns verbinden und gemeinsame Werte wie Fairness, Teamgeist und Respekt fördern sollte. Indem wir uns auf das verbindende Element des Sports konzentrieren und politische Differenzen und die Vergangenheit beiseite lassen, können wir als Verein gemeinsam erfolgreich sein.

db24: Aber Sie wurden einige Wochen als heißer Pro1860-Kandidat genannt: Wie das?

Das ehrt mich zu hören. Das weiß ich nicht. Dann bin ich wohl doch nicht ganz unter dem Radar geflogen. Ich bin zutiefst geehrt, dass ich als potentielles Mitglied des Verwaltungsrates in Betracht gezogen wurde, habe auch einige von Pro 1860 kennengelernt und sehr gute mit ihnen Gespräche geführt. Manche davon unterstützen meinen Kurs.

db24: Sie haben offenbar Geld in Ihren Wahlkampf investiert und Video-Clips anfertigen lassen: War’s das wirklich wert?

Das ist nicht richtig. Ich habe kein Geld in den Wahlkampf investiert. Diejenigen, die mich unterstützt haben, sind Mitglieder und Fans vom TSV München von 1860, die der Meinung sind, dass dem Verein ein frischer Wind und wirtschaftliche Kompetenz guttun würde.

db24: Warum sollte man auf dem Wahlzettel bei Gernot Mang ein Kreuzchen machen? Welche Expertise bringen Sie mit - und was würden Sie versuchen, sofort bei 1860 zu verbessern?

Weil ich ein engagierter Kandidat bin, der sich leidenschaftlich für die Förderung des Sports und die Stärkung unserer Vereinsgemeinschaft einsetzt. Mit meiner Erfahrung, meinen Fähigkeiten und meinem Engagement werde ich mich dafür einsetzen, dass der Verein erfolgreich in die Zukunft geführt wird. Ich bringe sowohl die betriebswirtschaftliche als auch die sportliche Expertise mit. Ich verstehe beide Seiten. Ich will die Gräben schließen, welche im Wahlkampf entstanden sind. Ich will einen starken e.V. aufbauen, der mit einer Stimme spricht. Ganz wichtig ist die Entwicklung einer klaren Strategie für den Verein, welche konsequent im Verein umgesetzt wird.

db24: Hört sich ja alles ganz einfach an…

Eine klare und nachhaltige Strategie ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Das Projekt Turnhalle sofort angehen: Eine zeitgemäße Infrastruktur ist entscheidend, um unseren Mitgliedern und Sportlern optimale Trainingsbedingungen zu bieten und unseren Verein attraktiv zu halten. Wir brauchen auch eine zeitnahe Lösung für das Grünwalder Stadion. Das ist unsere Heimat. Was wir aber auch brauchen, sind stabile Finanzen! Eine solide finanzielle Basis ist die Grundlage für den Erfolg unseres Vereins. Ich setze mich dafür ein, dass wir verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen. Was ich mir auch wünsche, ist eine vernünftige und klare Kommunikation mit der KGaA: Die Kommunikation zwischen dem e.V. und der KGaA muss transparent und konstruktiv sein. Wichtig ist auch die Einhaltung der 50+1 Regel, denn nur so ist der e.V. stark und mindestens auf gleicher Augenhöhe. Gemeinsam mit den beteiligten Menschen möchte ich klare Ziele setzen, damit wir sie als Team erreichen und alle wissen, wo es hingehen soll. Mit mir gibt es keine „faulen“ Kompromisse. Nicht inhaltlich, nicht im Blick auf die Werte des Vereins, nicht im Umgang mit Menschen.

db24: Es heißt, Sie hätten die KGaA-Geschäftsführung bei der Biss-Präsentation unterstützt: Stimmt das - und wie genau haben Sie Anschubhilfe geleistet?

Ich habe meine Expertise bei der Marken Positionierung mit eingebracht. Eine Marken Positionierung ist das Fundament eines Vereins bzw. eines Unternehmens. Darauf aufbauend kann die Strategie entwickelt werden. Dabei ging es mir nicht nur um die Marken Positionierung für die KGaA ,sondern auch die für den e.V. Diese darf nicht unterschiedlich sein. Es gibt nur einen TSV München von 1860.

db24: Sie sind ein erfolgreicher Manager, führen ein Möbel-Unternehmen mit einem Umsatz von 250 Millionen Euro pro Jahr: Warum wollen Sie in einem der wildesten Sportvereine Deutschlands mitwirken – oder anders gefragt: Wären Sie da nicht unterfordert?

Nein! Mir liegt der TSV München von 1860 am Herzen. Für mich geht der Slogan “Einmal Löwe, immer Löwe!” Ich wäre nicht unterfordert. Es gibt so viel zu tun bei den Löwen! Es ist nicht die Größe eines Unternehmens entscheidend, sondern was angegangenen werden muss. Beim TSV da gibt es sehr viele Themenbereiche, die wir voranbringen können.

db24: Hat Ihre Familie Sie von dieser Kandidatur nicht abgehalten?

Meine Mama hat gesagt: „Gernot du bist wahnsinnig. So eine große Aufgabe!“ Mein Vater meinte: „Das ist deine große Leidenschaft und ein ebenso anspruchsvoller Ausgleich zu deinem Job.” Meine Tochter findet das nur cool.

db24: Für den Wahlkampf braucht man Ausdauer: Sie laufen den Marathon unter drei Stunden. Welche Zeit braucht man, um 1860 wieder erfolgreich zu machen?

Es braucht einen langen Atem. Ich wiederhole mich immer wieder. Wenn wir einen starken und in sich geschlossenen e.V. haben, der mit einer Stimme spricht. Dazu eine wirtschaftlich vernünftige Strategie entwickelt haben, dann bin ich mir sicher, dass wir es schaffen, in den nächsten drei Jahren aufzusteigen. Das geht nur gemeinsam.

db24: Wo sehen Sie die größten Schwächen bei 1860?

Eine der größten Schwächen sehe ich in der Kommunikation und auch in der Außendarstellung. Und natürlich sind auch die Ergebnisse des Profifußballs nicht zufriedenstellend. Die Tabelle lügt nicht. Wir feiern einen Nichtabstieg in der Dritten Liga Liga. Das darf und kann doch nicht unser Anspruch sein. Ich als CEO messe auch die Zahlen und KPI’s. So ehrlich müssen wir sein: Schönreden nützt nichts! Wenn wir Münchens große Liebe sein wollen, dann müssen wir die auch zeigen. Sowohl nach innen als auch nach außen. Wir müssen viel selbstbewusster auftreten.

db24: Es wird immer wieder erzählt, dass Ismaik mit seinen Darlehen die KGaA verschuldet: Können Sie als Experte das Märchen mal aufklären und definieren, dass Ismaik sich prinzipiell selbst Schulden auferlegt und dies keinerlei Konsequenzen für den Mutterverein hat?

Das Thema der Finanzierung und Verschuldung bei Fußballvereinen ist oft komplex und missverstanden, besonders wenn es um Vereine mit einer besonderen Struktur wie dem TSV 1860 München und seinen Investor Hasan Ismaik geht. Da kann es zu einigen Missverständnisse kommen. Die Schulden haben keinen Einfluss auf den Mutterverein. Die Verschuldung der KGaA hat keine unmittelbaren finanziellen Konsequenzen für den Mutterverein e.V. Der Mutterverein bleibt eigenständig und ist nicht haftbar für die Schulden der KGaA. Kurz zusammengefasst: Hasan Ismaik gewährt Darlehen an die KGaA, nicht an den Mutterverein e.V. Diese Darlehen führen zu Verbindlichkeiten der KGaA gegenüber Hasan Ismaik. Der Mutterverein e.V. ist finanziell und rechtlich von der KGaA getrennt und daher nicht direkt von diesen Schulden betroffen. Ismaik trägt als Investor ein Risiko, wenn die KGaA die Darlehen nicht bedienen kann, da er sein eigenes Geld investiert hat. Dieses Verständnis hilft, die oft missverstandenen finanziellen Zusammenhänge besser zu begreifen und die Auswirkungen auf die unterschiedlichen Einheiten innerhalb des TSV 1860 München klar zu trennen. Nichtsdestotrotz: Stabile Finanzen und eine solide finanzielle Basis sind die Grundlage für den Erfolg unseres Vereins. Ich würde mich dafür einsetzen, dass wir verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umgehen.

9 aus 23: Wer ist Dein Spitzenkandidat für die Verwaltungsrats-Wahl des TSV 1860 am Sonntag?

Umfrage endete am 27.06.2024 00:00 Uhr
Klaus Lutz (Bündnis)
35% (2095)
Martin Gräfer (Bündnis)
25% (1466)
Saki Stimoniaris (neutral)
8% (475)
Thomas Hirschberger (Bündnis)
5% (301)
Nicolai Walch (aktueller Verwaltungsrat)
4% (225)
Gernot Mang (neutral)
4% (223)
Christian Dierl (Pro1860-Lager)
3% (189)
Markus Drees (Pro1860)
2% (140)
Sebastian Seeböck (aktueller Verwaltungsrat)
2% (115)
Klaus Ruhdorfer (Bündnis)
2% (103)
Xandi Hofmann (Bündnis)
2% (99)
Franz-Josef Obermaier (neutral)
2% (89)
Martin Obermüller (Pro1860-Lager)
1% (64)
Sascha Königsberg (aktueller Verwaltungsrat)
1% (63)
Anton Dilger (neutral)
1% (48)
Beatrix Zurek (aktueller Verwaltungsrat)
1% (47)
Robert von Bennigsen (aktueller Verwaltungsrat)
1% (37)
Tom Baudisch (Bündnis)
1% (36)
Robby Forster (Bündnis)
0% (25)
Gerhard Mayer (aktueller Verwaltungsrat)
0% (21)
Maximilian Glogger (neutral)
0% (18)
Dieter Remmlinger (neutral)
0% (16)
Karl Sochurek (neutral)
0% (12)

Teilnehmer: 5907



db24: Nicht vergessen wollen wir das Nicht-Verhältnis zwischen dem e.V. und Mehrheitsgesellschafer Hasan Ismaik: Wie bewerten Sie eigentlich die gegenseitigen Vorwürfe?

Ich finde das schlimm und es gibt hier nur einen Verlierer - nämlich der TSV München von 1860. Ich weiß nicht, wer die Wahrheit sagt oder nicht. Das tut auch nichts zur Sache. Irgendwann muss damit mal Schluss sein. Es geht um die Zukunft des Vereins. Es kann nur ein Miteinander geben und kein Gegeneinander. Diese gegenseitigen Vorwürfe haben zu einem erheblichen Vertrauensverlust zwischen den beiden Parteien geführt. Dies erschwert die Zusammenarbeit und die Umsetzung gemeinsamer Ziele. Die ständigen Konflikte führen oft zu einem Stillstand bei wichtigen Entscheidungen und Projekten, was die sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Vereins hemmt. Daher ist es wichtig, dass es ein starken in sich geschlossener e.V gibt, der aus der Position der Stärke und mit einer klaren Strategie mit dem Shareholder spricht. Der e.V. muss die Themenführerschaft vorgeben und nicht umgekehrt.

db24: Hatten Sie auch schon eine Begegnung mit Präsident Robert Reisinger und wenn ja: Wie fiel sie aus?

Ich wollte mich einmal kurz vorstellen, als Kandidat für den Verwaltungsrat und Unterstützer für den Biss des Löwen, als Herr Reisinger vor mir stand.Ich wollte ihm die Hand reichen. Er hat mich nur ignoriert.

db24: Welche Überschrift würden Sie gerne am Montag im Zusammenhang mit 1860 in der Zeitung lesen?

Streitigkeiten beiseite: Neuer Verwaltungsrat gewählt, Verein hofft auf Neuanfang. Zum Schluss möchte ich trotzdem noch eines sagen: Im Rahmen des Wahlkampfes habe ich einige Personen aus beiden Lagern kennengelernt. Bündnis und Pro1860. Dazu einige Journalisten. Das waren tolle Gespräche, und vor allem habe ich diese Personen sehr sehr schätzen gelernt. Aufgrund des Charakters, deren Expertise und was sie im Leben schon geleistet haben. Auch wenn diese unterschiedlichen Ansichten haben. Am Ende des Tages kämpfen alle für das Gleiche. Für den Erfolg unseres Turn- und Sportverein München von 1860 e.V. Genau das ist auch meine Aufgabe, diese zu vereinen, die Gräben zu schließen und erfolgreich zu sein.