VON OLIVER GRISS

Es macht in diesen Tagen den Eindruck, dass Sport-Geschäftsführer Dr. Christian Werner seine äußerst durchwachsene Wintertransfer-Periode (u.a. Semih Güler) unbedingt vergessen machen will. Dazu ist ihm offenbar jedes Mittel recht: Werner, der noch einige Wochen mit seinem Lehrerjob in Freiberg eine zeitintensive Doppelrolle ausfüllen muss, wildert sogar bei der SpVgg Unterhaching. Erst wurde Torjäger Patrick Hobsch mit einem besseren finanziellen Angebot abgeworben und jetzt schnappen sich die Löwen auch den hochbegabten Innenverteidiger Raphael Schifferl (db24 berichtete). Den 24-Jährigen hätten die Hachinger gerne weiterverpflichtet, doch weil die finanziell angeschlagenen Wolfsberger Geld brauchen, kommt ihnen die Anfrage der Löwen gerade recht. Im Raum stehen 100.000 bis 150.000 Euro Ablöse. Und dann ist da noch die Personalie Rene Vollath: Der 34-jährige Torwart, der zu den Besten der Dritten Liga gehört, wurde vor einigen Wochen "wuschig" gemacht. db24 berichtete exklusiv darüber, so dass Vollath bei Präsident Manni Schwabl antanzen musste - der Wechsel ist nach db24-Informationen aber immer noch im Bereich des Möglichen. Vollath will weiter spielen, in Haching sieht man den Torwart aber nur noch als Nummer 2 hinter U17-Weltmeister Konstantin Heide. Abgeben will man Vollath aber nicht. Das Wildern von Werner - alles nicht schön für die Hachinger...

Die Frage ist jetzt natürlich: Sind diese Praktiken unanständig oder Teil des Geschäfts? In Haching fühlt man sich jedenfalls vor den Kopf gestoßen, vor allem auch deshalb, weil man den Löwen im Abstiegskampf der Dritten Liga enorme Schützenhilfe geleistet hat mit diesem 1:0-Sieg in Halle, der den HFC aus dem Gleichgewicht brachte und 1860 voll in die Karten spielte.

Hinter vorgehaltener Hand heißt es im Sportpark, dass Haching in diesem Spiel eigentlich den eigenen Nachwuchs forcieren wollte - doch nach einigen (auch nächtlichen) Telefonanrufen aus München-Giesing soll Präsident Manni Schwabl interveniert und den “Auftrag” gegeben haben, mit der möglichst erfahrensten Mannschaft anzutreten - aus Fairplay-Gründen. Unter anderem hütete Rene Vollath das Tor statt U17-Weltmeister Konstantin Heide. Vollath war großer Rückhalt in diesem Spiel - das Tor erzielte Hobsch.

Dicke Luft im Münchner Fußball. Ob Manni Schwabl so schnell wieder ein Weißbier mit Löwen-Präsident Robert Reisinger trinken will? Abwarten.

Dass es immer wieder zu Wechselspielen zwischen beiden Klubs kommt, ist legitim, ob es nach diesem Drittliga-Endspurt sein muss, ist zumindest moralisch grenzwertig. Und Werner sieht jetzt natürlich die große Chance, seinen ersten Fußabdruck bei 1860 vergessen zu machen und den Altmeister von 1966 neu aufzustellen. Ob das am Ende mit diesem brachialen Umbruch aufgeht, das steht freilich in den Sternen: Die Namen, die bislang verpflichtet wurden, machen Lust. Ein Jugendkurs, der noch vor einigen Wochen proklamiert wurde, ist das aber schon lange nicht mehr.