VON OLIVER GRISS UND CHRISTINA PAHNKE (SAMPICS)

Wenn mit Patrick Vieira eine Ikone des Weltfußballs hinterher den Löwen gratuliert, dann hat das schon was zu bedeuten...

Die neuformierten Sechziger zeigten sich im Härtetest gegen das von Vieira gecoachte Racing Straßburg in erstaunlicher Frühform und besiegten die 100 Millionen-Euro-Truppe nach einer überzeugenden Leistung in der DANA-Arena in Windischgarsten verdient mit 2:1 - das gefiel natürlich Trainer Agis Giannikis ganz besonders: “Es war im Vergleich zum letzten Spiel in beiden Halbzeiten eine sehr gute Leistung. Wir haben in beiden Halbzeiten eine Phase gehabt, von 10 bis 15 Minuten, in der wir nicht in Position waren. Das sind ganz normale Prozesse. Es war ein guter Test.”

Was den Löwen in die Karten spielte: Sie wirken für diesen Zeitpunkt der Vorbereitung unglaublich frisch, dynamisch und aufgeweckt, was Giannikis indirekt mit einem Verweis auf die Zurückhaltung in Windischgarsten auch bestätigte: “Wir können hier nicht so viel trainieren. Wir müssen auf die Belastungssteuerung achten. Wir zehren aus den Inhalten, die wir noch in München gemacht haben.” Heißt: Die Löwen können nur gedrosselt arbeiten, was untypisch für ein Sommer-Trainingslager ist. Tatsächlich wird im Vergleich zu den Vorjahren viel weniger gemacht. Dafür können die Giannikis-Löwen in herrlicher Kulisse zusammenwachsen.

Giannikis’ Fazit: “In Summe bin ich mit beiden Testspielen, speziell, dass wir gegen einen guten französischen Erstligisten gewonnen haben, zufrieden. Das tut gut. Wir waren phasenweise sehr spielstark. Deswegen war’s ein guter Test - mit Höhen und Tiefen. Das gibt gute Aufschlüsse, was wir in den nächsten viereinhalb Wochen trainieren müssen.”

Insbesonders konnte Giannikis mit dem Spiel gegen den Ball zufrieden sein - zu den besten Löwen zählten am Donnerstagabend vor rund 220 Fans das Innenverteidiger-Duo Raphael Schifferl & Max Reinthaler, Thore Jacobsen und Torschütze David Philipp, der in seinem dritten Löwen-Test bereits seinen Treffer erzielte. Beeindruckend war Schifferls Körpersprache. Der 24-jährige Neuzugang aus Wolfsberg übernahm sofort die Führungsrolle im Team, gewann sehr viele Zweikämpfe und stachelte seine Nebenleute immer wieder an, um auf Betriebstemperatur zu bleiben. “Er war sehr engagiert”, lobte Trainer Giannikis, “aber ich war mit allen zufrieden.” Und trotzdem zeichnet sich schon langsam eine erste Elf ab - mit der Achse Hiller - Schifferl - Jacobsen - Guttau und Philipp. Aber auch die jungen Tim Kloss (er machte in den letzten Wochen einen gewaltigen Sprung - auch von der Persönlichkeit her), Lukas Reich und Raphael Ott machen Freude.

Noch etwas in der Luft hängt dagegen die neu verpflichtete Sturmabteilung um Fabian Schubert, Patrick Hobsch und Maxi Wolfram. Aber noch bleiben vier Wochen Zeit für Trainer Giannikis, um auch das in den Griff zu bekommen.